Der Trabi: Ein Oldtimer mit Spaßfaktor
Zwickau (dpa) - „Rennpappe“, „Plastebomber“ oder „DDR-Volkswagen“: Spitznamen für den Trabi gab es früher viele in der DDR. Bis 1991 entstanden über drei Millionen Fahrzeuge der Baureihe Trabant, heute zugelassen sind noch mehr als 30 000 Stück.
„Der Trabi wird nie aussterben“, sagt Fan Dieter Pemsel. Denn seine Besitzer hegen und pflegen ihn oder bauen ihn kreativ zu den verrücktesten Gefährten um. Auch Pemsel berichtet stolz von der neuesten Errungenschaft seines Vereins „Trabi Team Thüringen“: Die 58 Mitglieder stellten vor einigen Tagen ihre Trabi-Gulaschkanone vor.
„Wir haben einen Trabi abgeschnitten, als Pickup umgebaut und auf der Ladefläche eine Gulaschkanone angepasst“, erklärt der Vereinschef. Trabis als Eiswagen, Biertheke oder mit Grill seien häufig, das Fahrzeug mit einem Kessel für heiße Gulaschsuppe oder Soljanka statt eines Rücksitzes kenne er bisher nicht. Beim Internationalen Trabi-Treffen (12. bis 14. Juni) in Zwickau fahren sie mit der Trabi-Kanone vor und verteilen Suppe an die Fans.
Eine kleine Gemeinheit haben sich Dieter Pemsel und seine Mitstreiter für Trabi-Unerfahrene überlegt: „Wir bauten bei einem die Lenksäule um: Wenn man nach rechts lenkt, fährt der Trabi nach links, und umgekehrt. Damit haben wir schon manchen Westdeutschen zum Narren gehalten und erklärt: So war das in der DDR“, lacht der frühere Kfz-Mechaniker. Für dieses spezielle Gefährt errichtet das Team bei den regelmäßigen Treffen in Weimar/Süßenborn einen Parcours. Manchmal müssten sie sich vor Lachen die Bäuche halten, wenn mal wieder ein Neuling auf ihren „verkehrten Trabi“ hereinfällt.
Im thüringischen Tonna wohnt Rüdiger Schleicher. Ihm gehört der Zwei-Meter-Trabi: „Er besitzt seine originale Höhe, ist aber in der Länge zusammengeschrumpft. Es passen gerade zwei Leute hinein. Damit ist er wahrscheinlich der kürzeste Trabi der Welt“, erklärt der ehemalige DDR-Rennfahrer. Bald soll der orangene Mini-Trabi in ein Museum kommen.
Ein anderer Thüringer hat das bereits geschafft: Die Werke von Volkmar Helbing stehen im Trabi-Paradies Weberstedt. Der ehemalige Kfz-Schlosser hat seit 1990 rund 20 Fahrzeuge umgebaut: „Darunter befindet sich ein überdimensionaler Trabant mit integriertem Swimmingpool, einer mit Sauna, mit Backofen oder einer Kinderrutsche.“ Die längsten dieser Fantasie-Gebilde sind zehn Meter und haben bis zu vier Achsen. Sogar ein „Papamobil“ ist darunter, bei dem eine Glasfläche aufgebracht ist. Aktuell plagen den Trabi-Freund Zukunftssorgen: Ob das Gelände für die Schau weiterhin zur Verfügung stehen kann, ist unklar.
Den Trabant und seine oft belächelte Länge von 3,55 Metern nahm der Trabbi-Buggy-Club in Anklam in Mecklenburg-Vorpommern als Ansporn, um insgesamt 14 Weltrekorde aufzustellen. Laut Vereinschef Jens Rüberg ging es meist darum, wie viel man im Trabi unterbringen kann. „Zum Beispiel: Wie viele Bierflaschen passen rein? Wir kamen auf 1518, und der Trabi ist damit auch einen Kilometer gefahren“, berichtet Rühberg. Bei einem weiteren Test schlüpften 26 Erwachsene in einen Trabant Kombi. Einen weiteren Weltrekord unterstützten insgesamt 508 Trabis. „Wir haben das berühmte Sachsenring-Zeichen nachgestellt. Damit sind wir bereits 1997 in das Guinness-Buch der Rekorde gekommen.“
Wolfgang Kießling, Vorsitzender des Internationalen Trabant-Registers in Zwickau, macht auf das besondere Material des Trabis aufmerksam: „Duroplast - der Kunststoff lässt sich vielseitig einsetzen.“ Für Kleingärtner als Beet-Umrandung erfüllt er ebenso seine Zwecke wie eine Trabi-Tür als Schneeschippe. Kießling erwähnt den Trabant als wichtiges Film-Requisit: Jeder kenne den „Schorsch“ aus aus „Go Trabi Go“: „Zur Zeit dreht Wolfgang Stumph eine Dokumentation, bei der er alle Filmorte von damals wieder besucht. Wir freuen uns, dass wir ihm einen Schorsch aus unserem Vereins-Bestand zur Verfügung stellen durften: Einen blauen Trabant 601“, sagt Kießling.