Die Hoffnung trägt einen Namen: Alfa Giulia vor dem Comeback
Arese/Solms (dpa/tmn) - Die Mutter der kompakten Sportlimousinen kommt aus Mailand. Genau genommen aus dem Vorort Arese. Dort baut die Società Anonima Lombarda Fabbrica Automobili, kurz Alfa, seit 1962 die Giulia.
Der kurze und kantige Viertürer wird zum Inbegriff der agilen, schnellen und trotzdem bezahlbaren Limousine, die in Deutschland zur Markteinführung nicht einmal 10 000 Mark kostet.
Die Marke Alfa Romeo zehrt bis heute davon. Obwohl der Mutterkonzern Fiat die schöne Tochter zuletzt beinahe kaputtgespart und bis auf das Kleinserienmodell 4C nichts Neues auf den Weg gebracht hat, halten ihr die Fans noch immer die Treue. „Zwar wurde der Marke in den letzten 30 Jahren so ziemlich alles angetan, was man einer würdigen Marke nicht antun sollte“, sagt der italienische Design- und Markenwissenschaftler Paolo Tumminelli. Aber dabei ist kaum etwas von ihrem Glanz verloren gegangen.
Stattdessen habe bei Alfa die italienische Schule überlebt: „poveri ma belli - arm, aber schön.“ Umso neugieriger hat die Fangemeinde die Premiere der neuen Giulia verfolgt. Auf das Format einer Mittelklasse-Limousine gewachsen, wurde sie am 24. Juni im Stammwerk Arese enthüllt, feiert ihr Publikumsdebüt auf der IAA in Frankfurt (17. bis 27. September) und kommt nach Angaben von Alfa-Sprecher Sascha Wolfinger Anfang 2016 in den Handel.
Für Michele di Leonardo ist das kein Wunder: „Die Giulia war, ist und bleibt das wichtigste Modell der Marke“, sagt der Italiener aus Solms in Mittelhessen und vergleicht mit der kleinen Limousine allenfalls noch den Alfa Spider. Zwar kann er die Markteinführung der neuen Giulia kaum erwarten. Nicht zuletzt weil er auch Alfa-Romeo-Händler ist, der sich nach ein paar Geschäftsimpulsen sehnt. Und weil er als Italiener gar nicht anders kann, als an die Traditionsmarke zu glauben. Doch bis es endlich so weit ist, hat er einen schönen Trost im Showroom stehen: eine Giulia Nuova 1600 aus dem vorletzten Produktionsjahr 1977.
Im ersten Moment erlebt man die Giulia vor allem als Limousine, die bei nicht einmal 4,20 Metern Länge überraschend viel Platz bietet. Man sinkt in die weichen Sessel, lässt die Finger über die Kippschalter gleiten, und in Gedanken sitzt man plötzlich wieder als kleiner Steppke auf dem Rücksitz und rollt über die Autostrada Richtung Rimini.
Doch ist der 1,6 Liter große Vierzylinder warmgefahren, greift man besser fest ins dünne Lenkrad. Dann treffen 85 kW/116 PS auf 1010 Kilo, der kurze Schaltknüppel mit dem hölzernen Knauf flutscht nur so durch das Getriebe, und mit dem Drehzahlmesser schnellt auch der Tacho in ungeahnte Höhen. Di Leonardos Giulia schafft 168 km/h, die schnellsten Modelle haben sogar 190 km/h erreicht.
Nachdem zunächst als Giulia und ab 1974 als modellgepflegte Giulia Nuova knapp 600 000 Autos vom Band gelaufen sind, gibt es auch für spätberufene Alfisti noch genügend Fahrzeuge: „Für 15 000 bis 20 000 Euro findet man schon ein sehr ordentliches Auto“, sagt di Leonardo. Glaubt man dem Fachmagazin „AutoBild Klassik“, macht man dabei keinen Fehler: „Die Giulia zählt zu jener Sorte Oldtimer, die im Rückblick niemand verklären muss - sie war tatsächlich ein großer Wurf“, urteilte Autor Martin Puthz zum 50. Geburtstag der Limousine.