Die Rückkehr der Vans - Neue Familienautos in allen Klassen
Rüsselsheim/Stuttgart (dpa/tmn) - Vans waren die Familienautos schlechthin, bis ihnen Crossover-Modelle das Wasser abgegraben haben. Nun kommen die Großraumlimousinen zurück, wobei auffällig viele Modelle Geschwister in den Nutzfahrzeug-Abteilungen der Autobauer haben.
Familienväter aufgepasst: Die Vans kommen zurück. Wurden die Großraumlimousinen in ihrer Nische in den vergangenen Jahren arg von Crossover-Modellen an der Nahtstelle zwischen Kombi und SUV bedrängt, feiern sie nun ein Comeback. Für fast alle Klassen gibt es in den nächsten Monaten neue Angebote.
Dafür greifen einige Hersteller auf Nutzfahrzeugmodelle zurück. „Was für Kisten und Kästen taugt, das lässt sich auch für Kind und Kegel nutzen“, sagt Marktbeobachter Nick Margetts vom Analyseinstitut Jato Dynamics. „Zahlreiche Kleintransporter werden deshalb in einer familienfreundlichen Variante angeboten.“ In der Regel böten diese Autos mehr Stauraum als herkömmliche Vans, kosteten aber deutlich weniger. „Wenn die Haushaltskasse klamm ist, nimmt man ein paar Abstriche bei Ausstattung und Ambiente gerne hin“, so Margetts.
Opel etwa stellt seinen Vans Meriva und Zafira den neuen Combo zur Seite. Er basiert auf dem Fiat Doblò, kostet ab 17 650 Euro und bietet Platz für bis zu sieben Personen oder 3200 Liter Gepäck. An Motoren stehen ein 1,4 Liter großer Benziner mit 70 kW/95 PS, ein gleich großer Erdgas-Turbo mit 88 kW/120 PS und vier Diesel zur Wahl, die eine Leistungsspanne von 66 kW/90 PS bis 99 kW/135 PS abdecken.
Den Spagat zwischen Lieferwagen und Familienkutsche versucht im Herbst auch Mercedes. Als Nachfolger des längst eingestellten Vaneo haben die Schwaben den Citan angekündigt. Das Auto wurde gemeinsam mit Renault entwickelt und ist streng genommen ein Kangoo mit Stern. Von den Franzosen stammen auch die Motoren. Die drei verfügbaren Diesel leisten zwischen 55 kW/75 PS bis 81 kW/110 PS, der einzige Benziner kommt auf 84 kW/114 PS.
Der in drei Längen zwischen 3,94 und 4,71 Meter lieferbare Citan soll ein eigenständiges Design und eine hochwertige Ausstattung bekommen. Deshalb wird es ihn nicht zum Kangoo-Preis geben, daran lässt Volker Mornhinweg, Chef der Van-Abteilung bei Daimler, keinen Zweifel. Realistisch dürfte ein Basispreis um die 20 000 Euro sein.
Größer, aber nach dem gleichen Muster gestrickt wie der Citan, ist der neue Ford Tourneo. Er soll im Herbst die Pkw-Version des Transit ersetzen und bekommt ein deutlich weniger funktionsbestimmtes Design.
Dacia will in diesem Sommer beweisen, dass eine Großraumlimousine auch ohne Nähe zu einem Nutzfahrzeugmodell günstig sein kann. Unter dem Namen Lodgy bringt die rumänische Renault-Schwester ihren ersten Van in den Handel - und damit das Preisgefüge durcheinander. Denn mit einem Grundpreis von 9990 Euro wird das 4,50 Meter lange Modell zum günstigsten Van auf dem deutschen Markt. Es gibt ihn mit fünf oder sieben Sitzplätzen und bis zu 2617 Litern Gepäckvolumen. Für Vortrieb sorgen wahlweise ein 1,6-Liter-Benziner mit 62 kW/84 PS, ein neuer Turbodirekteinspritzer mit 1,2 Liter Hubraum und 81 kW/115 PS sowie zwei 1,5-Liter-Diesel, die auf 66 kW/90 PS und 85 kW/115 PS kommen.
Wo der Lodgy eher schlicht gezeichnet und einfach möbliert ist, will Ford sich mit Innovationen an der Familienfront behaupten. Wenn im Herbst für mindestens 15 950 Euro der neue B-Max den Ford Fusion ablöst, wird der gut vier Meter lange Fünfsitzer der erste Van ohne Karosseriesäule zwischen den Schiebetüren hinten und den Klapptüren vorne sein. So sollen alle Plätze besonders leicht zugänglich sein.
Auf Retro-Chic setzt Fiat beim 500L, der in diesem Jahr das Erbe des eingestellten Idea antreten soll. Dafür haben die Italiener den Kleinwagen 500 etwas angehoben und um einen halben Meter auf 4,14 Meter gestreckt. Für eine dritte Sitzreihe reicht das zwar nicht aus. Dafür bekommt der Wagen Türen am Fond und einen Kofferraum mit rund 400 Litern Fassungsvermögen. Nach Angaben des Pressesprechers Florian Büngener wird der 500L mit bekannten Motoren bestückt: Das Modell startet mit dem 63 kW/85 PS starken Zweizylinder-Benziner aus dem Fiat Panda, einem 1,4-Liter-Benziner mit 74 kW/100 PS und einem Diesel, der aus 1,3 Liter Hubraum 70 kW/95 PS schöpft.
Der koreanische Hersteller Kia will 2013 eine Großraumlimousine auf der Plattform des Kompaktklassemodells Cee'd gegen den VW Touran positionieren. „Wenn wir in Europa weiter wachsen wollen, müssen wir auch in dieser Klasse präsent sein“, sagt Kia-Europachef Brendon Yea.
Ausgerechnet die französischen Autobauer, die einst in der Klasse der Vans den Ton angaben, können sich derzeit zu keinem klaren Kurs durchringen. Die Nachfolgeregelung für den Peugeot 807 und den Citroën C8 ist noch offen. „Wir bräuchten dringend einen Nachfolger“, betont Citroën-Designer Carlo Bonzanigo. „Aber über die Zukunft dieses Segments ist bei uns noch nicht entschieden.“
Beim Mitbewerber Renault, der mit dem Espace den Pionier unter den europäischen Vans anbietet, ist man schon etwas weiter. Designchef Laurens van den Acker stellte kürzlich einen Espace-Erben in Aussicht: „Der Espace ist eine Ikone für uns, die wir nicht aufgeben. Für den Nachfolger brauchen wir aber sicher noch drei, vier Jahre.“