Elektroschock beim Youngtimer - Probleme bei der Elektronik
Berlin (dpa/tmn) - Es ist schon einige Zeit her, dass elektronische Module ins Auto einzogen. Zunächst steuerten sie nur den Lauf des Motors, später auch Assistenzsysteme. Als Ersatzteile finden sie kaum Beachtung.
Doch auch ihre Lebenszyklen sind endlich.
Fast jeder kennt das: Ein Lämpchen leuchtet auf, der Motor geht aus, und das Fahrzeug bleibt einfach stehen. Die Ursache vermag meist nur ein Fachmann zu diagnostizieren. Doch selbst wenn der Fehler erkannt ist, ist das Problem vor allem bei Youngtimern oft nicht leicht gelöst. Denn zu Beginn der 1980er Jahre hielt verstärkt Elektronik Einzug in den Automobilbau.
Motorsteuergeräte, Kombi-Instrumente oder Klimasteuergeräte sind nur einige der Bauteile, die in sich geschlossene Systeme darstellen. Thorsten Stadler vom 190er Freunde Deutschland e.V. nennt den Luftmengenmesser bei älteren Mercedes-Benz-Baureihen als Beispiel. „Wenn der Wagen an jeder Ampel ausgeht, ist das oft das erste Symptom für den fortgeschrittenen Verschleiß der Einspritzanlage“, sagt er. Doch junge Mechatroniker wissen meist wenig über die alten Systeme.
Experten, die originale elektronische Bauteile überholen, reparieren oder nachbauen gäbe es mittlerweile einige, sagt Stadler. „Auch wenn es Bauteile nicht mehr als neuen Ersatz gibt, so kümmern sich viele Enthusiasten um einzelne Baureihen oder Modelle.“
Die Gründe fürs Versagen der Elektronikbauteile finden sich oft an den Lötstellen oder in deren Umgebung, wie etwa im Kunststoff oder in brüchigen Kabelummantelungen. „Durch chemische, elektrische, mechanische und nicht zuletzt thermische Einflüsse altern die elektronischen Komponenten mit der Zeit“, erläutert Stephan Joest, Mitbegründer der Interessengemeinschaft Amicale Citroën Deutschland.
Funktionstüchtigen Ersatz zu finden, ist nicht leicht, da die Fahrzeughersteller die Ersatzteilversorgung eine gewisse Zeit nach Ende der Produktion des Modells einstellen. Selbst gelagerte Original-Ersatzteile seien der Alterung unterworfen, bei über 40 Jahre alten Modulen liegt die Ausfallquote, so Joest, bei 50 Prozent.
Für einige Kernkomponenten wie Motorsteuergeräte gibt es bereits Unternehmen, die sich der Wiederaufbereitung annehmen. Sind die Spezifikationen bekannt, ist auch die Nachfertigung, Reparatur oder Überholung möglich. Die Unterlagen zu den Geräten sind jedoch nicht immer verfügbar. Clubs können hier helfen. „Bei einem Citroën DS 23 mit Bosch D-Jetronic, die von 1972 bis 1975 gebaut wurden, liegt ein Idealfall vor“, berichtet der Citroën-Experte. „Hierzu haben wir eine detaillierte Dokumentation.“
Zur Aufbewahrung der Dokumentation sind die Hersteller nach Produktionsende einer Baureihe indes nicht verpflichtet. „Für zukünftige Oldtimer, die über hoch verdichtete Multilayer-Platinen verfügen“, erläutert Joest weiter, „ist eine Rekonstruktion der Funktionsweise ohne Unterstützung der Hersteller unmöglich“. Entsprechend beschäftigt das Thema die Oldtimer-Szene.
Und auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) nimmt die Sorgen ernst. „Seit etwa 15 Jahren kommen im Automobilbau vermehrt sogenannte Daten-BUS-Systeme zur Anwendung, die die einzelnen Komponenten miteinander vernetzen“, erklärt Stefan Röhrig vom VDA. Eine spätere Nachfertigung dieser hochkomplexen Bauteile ist kaum möglich. Damit kann der Ersatzteil-Nachschub zukünftig gefährdet sein. Daher soll eine Arbeitsgruppe das Thema untersuchen und Lösungen zur langfristigen Versorgung aufzeigen.