Erste alkoholfreie Nacht im Nürnberger Bahnhof ruhig
Nürnberg/Berlin (dpa) - Das erste Alkoholverbot an einem deutschen Bahnhof hat die Deutsche Bahn AG in der Nacht zum Samstag ohne größere Zwischenfälle durchgesetzt. Viele Partygänger reagierten auf das Verbot im Nürnberger Hauptbahnhof zwar verständnislos, akzeptierten die Regelung aber.
Mit den im Bahnhof gekauften alkoholischen Getränken zogen sie auf den Vorplatz, der von dem Verbot nicht betroffen ist, oder trafen sich in der Altstadt. Die Gewerkschaft der Polizei und der Deutsche Städte- und Gemeindebund forderten einen bundesweiten Bann für Alkohol im Nahverkehr und in Bahnhöfen. „Alkohol ist der Gewaltbeschleuniger Nummer eins und deshalb brauchen wir ein Verbot im gesamten öffentlichen Personennahverkehr“, sagte der Chef der Polizeigewerkschaft, Bernhard Witthaut, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Samstag). Der Hauptgeschäftsführer des Kommunalverbandes, Gerd Landsberg, meinte: „Dem Alkoholkonsum im gesamten öffentlichen Personalverkehr muss schleunigst Einhalt geboten werden.“
Die Nürnberger Bundespolizei erklärte am Samstag, sie habe am ersten Verbotsabend nicht einschreiten müssen. Der DB-Ordnungsdienst hatte nur in wenigen Fällen Jugendliche auf das gerade in Kraft getretene Alkoholverbot hingewiesen. Kurzzeitige Aufregung verursachte lediglich eine Gruppe von rund 15 Jugendlichen, die demonstrativ mit Bierflaschen in den Händen in den Bahnhof marschierte und erklärte, sie wolle mit dem Spontantreffen „das Ende des Alkoholverbots feiern“. Als Bahnmitarbeiter sie auf das Verbot hinwiesen, zogen sie aber ohne größere Diskussion wieder ab.
Das Alkoholverbot war am Freitagabend um 20.00 Uhr in Kraft getreten. Mit Hinweisschildern und per Lautsprecherdurchsagen wies die Bahn die Bahnhofsbesucher auf die neue Regelung hin. Sie gilt jeweils in den Nächten auf Samstag und Sonntag bis um 6.00 Uhr früh. Die Bahn will damit Pöbeleien und Schlägereien im Bahnhof eindämmen. Das Stationsgebäude ist bei Partygängern ein beliebter Szenetreff.
Zahlreiche Jugendliche reagierten mit Überraschung auf das Alkoholverbot. „Das ist unheimlicher Blödsinn“, sagte ein 17-Jähriger. Wenn jemand vor dem Besuch der Disco unterwegs schon Alkohol trinken wolle, „dann geht er eben zwei Straßen weiter“. Das Verbot werde nicht das Problem des „Vorglühens“ lösen.
Auf Vorbehalte stieß das Verbot auch in Kreisen der Stadt. Vom Grundsatz her sei die Aktion positiv und ein „wichtiger Baustein, den Alkoholkonsum Jugendlicher einzudämmern“, verlaute aus dem Umfeld des Nürnberger Jugendamtes. „Anderseits ist sie halbherzig, weil in den Bahnhofsläden weiter Alkohol verkauft werden darf“, meinte ein Szenekenner. Auch werde das Problem, dass sich Jugendliche vor Disco-Besuchen betrinken, damit nicht gelöst, sondern nur verdrängt.