„Es ist mit Stauungen zu rechnen“: 50 Jahre Verkehrsfunk

Köln (dpa) - Kilometerlange Staus auf der Strecke? Lieber einen Umweg fahren! Was heute selbstverständlich ist, war früher nicht einfach: Bis die Autofahrer von einem Stau hörten, war er oft schon vorbei.

Vor 50 Jahren gab es den ersten Verkehrshinweis im Radio.

Der erste Verkehrshinweis im deutschen Radio warnte vor Staus an einer Baustelle: „Auf der BAB zwischen Köln-Mülheim und Leverkusen befindet sich eine Gegenverkehrsstrecke von sechs Kilometern Länge“, hieß es da. „In Fahrtrichtung Düsseldorf ist mit Stauungen zu rechnen.“ Am 23. April 1961 informierte UKW-West - das erste UKW-Programm des Westdeutschen Rundfunks (WDR) - die Hörer über Verkehrsstaus in der Nähe von Erholungsgebieten und auf der Autobahn.

Einen verblichenen Zettel, mit Schreibmaschine getippt, fördern die Mitarbeiter des WDR-Archivs in Köln nach längerer Suche zutage. Handschriftlich hatte der Moderator vor 50 Jahren den Einleitungstext darauf notiert: „Verehrte Hörer, in der Aktion 'Blaulicht - Verkehrshinweise für Kraftfahrer', gibt die Polizei folgendes bekannt...“ Ähnliche Verkehrsinfos wurden von jenem Sonntag an bei Bedarf gesendet.

Das erste noch vorliegende Tondokument eines Verkehrshinweises stammt aus dem Jahr 1965. „Die freie Straße wird man vermissen, wenn man auf dem Wege von Köln zur Mosel ist. Die Bundesstraße 51 von Köln nach Trier ist nämlich in der Ortsdurchfahrt von Euskirchen gesperrt“, heißt es darin. Ein regelmäßiger Verkehrsfunk mit stündlichen Informationen etablierte sich bei den Radiosendern erst in den 1970er Jahren.

„Anfangs wurden der Redaktion die meisten Verkehrsstörungen von der Polizei per Fernschreiber mitgeteilt. Bis die Meldung dann tatsächlich im Radio gesendet werden konnte, war das Ganze oft schon längst hinfällig“, sagt der Leiter der WDR-Verkehrsredaktion, Uwe Platzek, schmunzelnd. „Die zeitliche Verzögerung war häufig viel zu groß.“

Heute geht das alles natürlich viel schneller. „Ab Entstehen einer Verkehrsstörung dauert es zwei oder drei Minuten, bis wir sie in unserem System haben“, sagt Platzek. Etwa 80 Prozent aller Störungen würden über Induktionsschleifen erfasst, die das Fahrzeugaufkommen auf den Autobahnen messen. Diese Daten werden dann von den Verkehrsrechnerzentralen des Landes ans WDR-Studio übermittelt. Nur gut zehn Prozent der Meldungen kommen noch direkt von der Polizei. Weitere zehn Prozent stammen von „Staufindern“ - zurzeit knapp 40 000 registrierten Hörern, die die Verkehrsredaktion bei Staus benachrichtigen.

Täglich kommen rund 800 bis 1000 neue Verkehrsinformationen im Studio an, aus denen die Redakteure zum Beispiel für die halbstündlichen Meldungen bei WDR 2 höchstens 15 Stück auswählen. Berücksichtigt man auch die Meldungen, die sich auf Längenveränderungen desselben Staus beziehen, sind es - je nach Wochentag und Uhrzeit - sogar bis zu 10 000 eingehende Meldungen pro Tag.

Viele Autofahrer informieren sich heutzutage im Internet über die Verkehrslage. „Allein im Monat Dezember hatten wir 16 Millionen Zugriffe auf unsere Verkehrsseite“, sagt Platzek. Aber auch Videotext und Telefonansagen werden genutzt. Nach wie vor sei jedoch für zahlreiche Autofahrer der Verkehrsfunk die wichtigste Quelle. „Oft ist es doch so: Man gerät in einen Stau - und dann schaltet man das Radio ein, weil man wissen will, wie lang er ist.“