Griff zum Handy wird für Autofahrer schnell gefährlich
Stuttgart (dpa/tmn) - Schon ein kurzer Griff zum Handy kann für Autofahrer gefährlich werden. „Wer bei 100 km/h zwei Sekunden auf das Mobiltelefon schaut, fährt 60 Meter blind“, rechnet Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) vor.
Das Problem liegt nicht allein beim fehlenden Straßenblick. „Das Gehirn ist länger als diese zwei Sekunden abgelenkt“, erläutert Hack. Denn es muss die Informationen vom Display noch verarbeiten. Man ist also für mehr Zeit abgelenkt, als man glaubt.
Die Straßenverkehrsordnung (StVO) verbietet deshalb, das Smartphone in die Hand zu nehmen und zu nutzen. Das Tippen einer SMS ist ebenso verboten wie das Telefonieren mit dem Gerät am Ohr. Selbst wenn man nur die Uhrzeit nachschauen will, kann es ein Bußgeld geben. Das beträgt 60 Euro. Dazu gibt es einen Punkt in Flensburg. Erlaubt ist, sein Smartphone zu greifen und dem Beifahrer zu reichen, damit dieser etwa einen Anruf annehmen kann.
Eine Alternative, um Nachrichten lesen und schreiben zu können, bieten Sprachsteuerung und Sprachausgabe der Mobilgeräte. „Rechtlich ist das in Ordnung, weil das Smartphone dabei nicht in der Hand ist“, sagt Hack. Doch es falle ihm schwer, das zu empfehlen, fügt er hinzu. Es bleibe eine Ablenkung, wenngleich sie kleiner als beim Tippen ist.
Ebenfalls erlaubt ist das Telefonieren per Freisprechanlage oder Headset. Auch das kann aber die Konzentration auf die Straße schmälern. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) rät darum auch vom Telefonieren mit Freisprecheinrichtung ab. Hack differenziert an diesem Punkt: „Es gibt Autofahrer, die besser damit zurechtkommen als andere.“ Er macht es auch vom Inhalt des Gesprächs abhängig. Oberflächliches Geplauder kann sogar die Aufmerksamkeit hochhalten, weil man wach bleibt. Wird es aber emotional oder anspruchsvoll, zum Beispiel bei Streitigkeiten mit dem Partner oder Geschäftsverhandlungen, sollte man dabei nicht auch noch sein Auto steuern müssen. Dann gilt: rechts ranfahren.
Die Zahl der Verkehrstoten ist laut dem Statistischen Bundesamt gestiegen: Auf Deutschlands Straßen sind im vergangenen Jahr 3475 Menschen gestorben, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahr zuvor. Forscher sehen dabei das Handy als tödliches Risiko: Laut einer US-Studie erhöht die Suche nach dem Handy, das Telefonieren und vor allem das Lesen und Schreiben von Texten das Unfallrisiko deutlich.