Held im Münchner Mittelfeld: Vor 40 Jahren kam der 3er BMW
München (dpa/tmn) - Es ist ein sonniger Tag im Münchener Olympia-Stadion, und auf dem Rasen steht ein neuer Held im Mittelfeld. Nein, ausnahmsweise geht es nicht um Fußballstars des FC Bayern.
Sondern an diesem Juli-Tag im Jahr 1975 nutzt BMW-Chef Eberhard von Kuehnheim das Stadion für die Premiere eines Autos, das sein scheidender Nachfolger Norbert Reithofer heute als „Rückgrat der Marke“ bezeichnet: den 3er.
Intern als Baureihe E21 geführt, trat die 4,36 Meter kurze Limousine vor 40 Jahren die Nachfolge des 02ers an - und damit ein schweres Erbe. Schließlich galt die kleine Baureihe damals als eines der dynamischsten Autos, das sich Normalverdiener leisten konnten.
Nachdem die erste Ölkrise vorbei und das generelle Tempolimit von 100 km/h auf der Autobahn wieder aufgehoben war, legte BMW tatsächlich nach und machte aus dem 3er so etwas wie einen Sportwagen für den Alltag - soweit man bei einem Basismotor mit 1,6 Litern Hubraum und 66 kW/90 PS im 316 tatsächlich von Sportwagen sprechen kann.
Aber es gab ja vom Start weg auch schon einen 320 mit 2,0-Liter-Motor und 80 kW/109 PS, der immerhin in 11,2 Sekunden auf 100 km/h sprintet und bei Vollgas 170 km/h schafft. Und zwei Jahre später folgte der 323i mit Sechszylinder-Triebwerk, das aus 2,3 Litern Hubraum 105 kW/143 PS schöpft und ein Spitzentempo von 190 km/h ermöglicht.
„Endlich mal ein sportliches Auto, das nicht von Opel oder VW kam“, erinnert sich Roland Linke, der von Duisburg aus die Internetseite E21-Board.de betreibt und zu den Kunden der ersten Stunde zählt. Was ihn neben dem damals von Autotestern hochgelobten Fahrverhalten am meisten angesprochen hat am 3er, das war die neuartige Ergonomie: „Egal ob Golf I oder BMW 02 - dort war das Armaturenbrett gerade wie ein Brett. Der E21 hat mit seinem stark geneigten Cockpit zum ersten Mal den Fahrer in den Mittelpunkt gerückt.“
Allerdings mussten BMW-Kunden dafür tief in die Tasche greifen: Zur Markteinführung im August 1975 kostete der 316 nach Angaben des deutschen 3er-Clubs 13 600 D-Mark - und viel musste extra bezahlt werden, etwa das umschäumte Lenkrad, der abschließbare Tankverschluss, die Ausstellfenster.
Der sportliche Zuschnitt und das Design aus der Feder von Paul Bracq kamen offenbar an. Die Modellreihe brachte dem Münchner Autobauer „einen weit über unsere Erwartungen reichenden Erfolg“, wie damals BMW-Chef von Kuenheim in einer Zeitungsanzeige erklärte. Als die Baureihe E21 nach acht Jahren 1983 eingestellt wurde, hatte der 3er auch firmenintern alle Rekorde gebrochen, sagt E21-Experte Linke: Mit einer Stückzahl von rund 1,36 Millionen Exemplaren war er der erste BMW, der mehr als eine Million mal gebaut wurde. Doch schon der zweite 3er, intern E30 genannt, kam auf 2,3 Millionen Einheiten.
Doch der Bestand an 3ern der ersten Generation umfasst laut Roland Linke in Deutschland nur noch rund 4000 Fahrzeuge. Und im übrigen Europa dürften es zusammen nicht einmal ganz so viele sein, schätzt er. „Obwohl vom ersten 3er viel mehr Exemplare gebaut wurden als von seinem Vorgänger aus der 02er-Reihe, ist der Bestand heute wahrscheinlich sogar kleiner“, so Linke.
Aber: „Man findet immer wieder Autos, mit denen man nach ein paar kleinen Schönheitsreparaturen sofort losfahren kann“, beschreibt Linke die Marktlage. Solche Exemplare werden allerdings teuer gehandelt: Für einen fahrbereiten E21 als 323i müsse man schon mit 10 000 Euro rechnen, sagt Linke. Und einen 316 könne man in einem gebrauchsfertigen Zustand kaum mehr unter 6000 bis 7000 Euro bekommen. Sein Rat: „Wenn man jetzt das passende Auto findet, dann sollte man es auch kaufen. Billiger wird dieser BMW nicht mehr.“