Jedes vierte Parkhaus fällt im ADAC-Test durch
München (dpa) - Bei seinem ersten Parkhaus-Test hat der ADAC 12 von bundesweit 50 geprüften Gebäuden als „mangelhaft“ oder „sehr mangelhaft“ eingestuft. Damit ist knapp ein Viertel der Parkhäuser glatt durchgefallen, wie der ADAC mitteilte.
Die Tester bemängelten vor allem, dass die Stellplätze für moderne Autos viel zu schmal seien. Kritik hagelte es auch an unzureichender Beleuchtung, schlechter Gebäude-Wartung, zu steilen Rampen und dem Fehlen von Überwachungskameras vor allem an Frauenparkplätzen.
Die geringe Breite der Parkplätze war der häufigste Mangel im Test. „Ein VW Golf von 1974 war 1,60 Meter breit, ein BMW X6 von heute ist 2 Meter breit“, sagte ADAC-Experte Robert Sauter in München. Die Stellplätze müssten nach Ansicht des ADAC deshalb mindestens 2,50 Meter breit sein. „Die Autofahrer können eine gewissen Komfort erwarten“, betonte Sauter. Von den getesteten Parkhäusern lagen jedoch mehr als zwei Drittel unter der geforderten Stellplatz-Mindestbreite von 2,50 Meter.
Widerspruch kam von Parkhausbetreibern. An der Architektur eines Parkhauses aus den 60er Jahren könne man nichts mehr ändern, betonte Sprecher Tilman Kube vom Parkplatzbetreiber Apcoa. Kritik an mangelhafter Beleuchtung oder ungepflegten Zuständen nehme man aber ernst: „Das überprüfen wir.“
Der Münsteraner Verkehrsforscher Martin Lühder meinte, bei vielen Parkhäusern helfe nur noch Abriss und Neubau. „Die Parkhäuser müssen auf jeden Fall behindertengerechter werden“, sagte Lühder der Nachrichtenagentur dpa. „Das Verkehrsmittel der Zukunft ist der Rollator, wenn man sich mal den demografischen Wandel anschaut. Ein Parkplatz mit einer Breite von 2,30 Meter ist da einfach zu schmal.“
Umbauten sind Lühder zufolge teuer und man könne dabei die Statik nicht einfach ändern. „Wenn man die Markierungen ändert, sind die Stützpfeiler im Weg.“ Lühder glaubt deshalb, dass der ADAC-Test weitgehend verpuffen wird: „Die Betreiber werden höchstens die Beleuchtung verbessern, sonst wird sich nichts ändern.“
Der ADAC sieht auch die Politik in der Pflicht. In den Garagenverordnungen der Länder müsse endlich eine Stellplatzbreite von mindestens 2,50 Metern und eine Höhe von mindestens 2,10 Metern festgeschrieben werden, fordert der Autoclub. Die ADAC-Tester vermissten oft auch eine gute Wegweisung, Barrierefreiheit für Behinderte und vor allem benutzerfreundliche Parktarife.
Lediglich 13 Parkhäuser erreichten nach ADAC-Angaben die Gesamtbewertung „gut“ und nur 4 schnitten mit „sehr gut“ ab. 21 Parkhäuser waren mit „ausreichend“ allenfalls Mittelmaß. Geprüft wurden öffentliche Parkhäuser in zehn Großstädten - in Berlin, Bremen, Dortmund, Dresden, Düsseldorf und Hamburg sowie in Köln, Leipzig, München und Stuttgart.
Sieger war das Parkhaus Oberanger in München, das - einmalig im Test - sogar extra Parkplätze für Senioren hat. Testverlierer war das Parkhaus City-Hof am Hamburger Klosterwall, das unter anderem als zu dunkel, zu verwinkelt und ziemlich ungepflegt beanstandet wurde.
Der Inhaber des Kölner Parkhauses „Hohe Straße“, Michael Sauer, wies die Darstellung des ADAC zurück. „Die Bewertung ist vollkommener Blödsinn, das stimmt einfach nicht“, sagte Sauer. „Das Parkhaus "Hohe Straße" ist eines der beliebtesten Parkhäuser in Köln, weil es die beste Lage hat und so billig ist.“ Sein Haus war vom ADAC als „sehr mangelhaft“ eingestuft worden.
Der Parkplatzbetreiber Apcoa warf dem ADAC vor, mit überholtem Material zu arbeiten. Sein Parkhaus in Köln am Gürzenich sei zu Unrecht als „sehr mangelhaft“ eingestuft worden, es sei nämlich seit Juli frisch saniert.