Neue Einstiegsmodelle der Autohersteller

Wolfsburg/Köln (dpa/tmn) - Klein, aber oho! Diesem Motto verschreiben sich zusehends die Autobauer. Die Fahrzeugstudien unter der Vier-Meter-Marke häufen sich. Serienstarts sind oft fest eingeplant. Zu den Spekulation gehört das Comeback der legendären Ente von Citroën.

Der MP3-Player ist kaum größer als eine Briefmarke, das Laptop passt beinahe in die Hosentasche. Und selbst Oberklasse-Limousinen fahren nur noch mit vier Zylindern. Was klein ist, kommt gerade groß heraus. Diesen Trend machen sich auch die Automobilhersteller zu eigen. Sie bauen nicht nur verstärkt sparsamere Motoren mit kleineren Hubräumen in ihre Fahrzeuge ein. Sondern vor allem planen sie eine Vielzahl neuer Modelle, die kaum über die „magische“ Vier-Meter-Grenze reichen werden. Es gibt also demnächst reichlich Nachwuchs bei den Auto-Zwergen.

Die ambitioniertesten Pläne hat der Volkswagen-Konzern, der seit Jahren seine „New Small Family“ entwickelt. Als Basis dient laut Entwicklungsvorstand Ulrich Hackenberg die Designstudie Up! von 2007. Ihr Debüt soll die bislang noch namenlose Serienvariante des Kleinwagens unterhalb des Polo im September auf der Internationalen Automobilausstellung (IAA) geben. Bereits kurz danach ist der Marktstart geplant. Geplant sind auch Ableger für die Konzerntöchter Seat und Skoda. Bei den Spaniern wird nach Angaben von Seat-Chef James Muir das Angebot unterhalb des Ibiza zum Jahreswechsel erweitert. Skoda plant nach eigenen Angaben einen neuen Stadtflitzer.

Nicht zuletzt von den Wolfsburger Aktivitäten aufgescheucht, arbeitet auch die Konkurrenz an neuen Einstiegsmodellen. So hat Opel-Chef Nick Reilly erst kürzlich bestätigt, dass es aus Rüsselsheim demnächst ein kleineres und günstigeres Auto als den Corsa geben werde. Auch Ford denkt über weitere Modelle unterhalb des Ka nach. Einen ersten Hinweis darauf gab die Studie Start, die zunächst als reine Eintagsfliege galt. Mittlerweile tauche der Wagen aber immer wieder in internen Präsentationen auf, heißt es in Kreisen des Kölner Autoherstellers. „So ganz vom Tisch kann die Idee also nicht sein“, mutmaßt ein Ford-Manager.

Smart dagegen lässt keinen Zweifel an seinen Nachwuchsplänen: Die Mercedes-Tochter entwickelt gemeinsam mit Renault die nächste Generation des Smart, die nach Informationen aus Unternehmenskreisen 2013 oder 2014 auf den Markt kommen soll. Technisch weitgehend identisch, aber optisch je eigenständig, gibt es den Wagen dann als Smart Fortwo und als Renault. Bei den Franzosen wird dieser Wagen wahrscheinlich den Twingo ablösen.

Bei der Konkurrenz von Mini liebäugelt man auch (wieder) mit kleineren Formaten: „Mit dem Countryman haben wir die Vier-Meter-Marke geknackt und gezeigt, dass zu Mini auch ein größeres Auto passt“, sagt Designer Oliver Sieghart. Nun aber werde wieder ein neuer Kleinwagen ins Blickfeld gerückt. Unter der Bezeichnung Rocketman zeigte der Hersteller auf dem Genfer Autosalon eine entsprechende Designstudie, die mit einer Länge von 3,42 Metern genau zwischen dem Original aus den Fünfzigern und dem Serienmodell von heute liegt. Ein Designer räumt jedoch ein: „Eine Serienfertigung ist bislang nicht beschlossen.“

Bislang ebenfalls eher Spekulation ist das Comeback eines weiteren kleinen Autos mit großer Geschichte: der Ente von Citroën. Allerdings mehren sich bei dem französischen Automobilhersteller die Gerüchte, dass dieser legendäre 2CV tatsächlich eine Chance habe und als DS2 nach dem Vorbild der IAA-Studie Revolte in Serie gehen könnte. Das zumindest berichteten in den vergangenen Wochen wiederholt französische Fachmagazine.

Spruchreif dagegen sind die Marktpremieren einer ganzen Reihe neuer Kleinwagen, die in der nächsten Zeit zu den Händlern kommen. So hat Kia gerade für Preise um 10 000 Euro die zweite Generation des Picanto angekündigt, den es erstmals auch als Zweitürer geben wird. Bei Opel kommt in diesen Tagen ein überarbeiteter Corsa in den Handel, und Lancia bereitet den Start des neuen Ypsilon vor. Der italienische Kleinwagen misst in der jüngsten Auflage 3,84 Meter und bietet damit erstmals auch Platz für Türen im Fond. Er kommt noch vor den Sommerferien serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik, auf Wunsch mit dem neuen Fiat-Zweizylinder und ist im besten Fall mit rund vier Litern auf 100 Kilometern zufrieden, stellt das Unternehmen in Aussicht.

Auch wenn derzeit alles nach einem großen Ansturm auf die kleinen Autos aussieht, können Kleinwagen aber auch große Probleme machen - vor allem offenbar, wenn sie Preisrekorde aufstellen. Das erfährt gerade der indische Konzern Tata, der mit seinem Billigauto Nano vor drei Jahren die Autowelt in Aufruhr versetzt hatte. Denn selbst am Heimatmarkt in Indien läuft der Verkauf des Preisbrechers nach aktuellen Medienberichten eher schleppend, und nach Europa zum Beispiel hat es der Wagen offiziell noch gar nicht geschafft.