Schnelle Schlitten: Die Sportwagen-Stars der IAA
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Im Cabrio mit 300 Sachen über die Bahn brettern? Keine angenehme Vorstellung. Trotzdem gibt es auf der IAA eine neue Offenheit bei Schnellfahrer-Modellen von Mercedes, Ferrari und Audi.
Nur der prominenteste PS-Star gibt sich noch verschlossen.
Braune Blätter an den Bäumen, graue Wolken am Himmel - der Sommer ist so gut wie gelaufen. In den Hallen der Messe Frankfurt sieht die Sache anders aus: Ohne Verdeck sonnen sich dort drei PS-Stars der Internationalen Automobilausstellung IAA (Publikumstage: 15. bis 25. September) im Rampenlicht. Die offenen Supersportwagen-Neuheiten heißen Ferrari 458 Spider, Mercedes SLS Roadster und Audi R8 Spyder GT. Der prominenteste Renner auf der Messe gibt sich dagegen nicht die Blöße - zwar ist der neue Porsche 911 zu sehen, doch nur in der geschlossenen Version.
Auf den ersten Blick ist der neue Elfer ganz der alte: Runde Scheinwerfer, flache Schnauze, bulliges Heck - die Sportwagen-Ikone aus Zuffenhausen versucht mal wieder den Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft. Der Radstand wurde zwar um zehn Zentimeter verlängert, die Spur verbreitert und die Dachhöhe reduziert. Doch nach fast 50 Jahren wagt Porsche beim Fahrzeugdesign keine Experimente.
„Der 911er ist Herz und Motor der Marke und ein wichtiger Ertragsbringer, der vom hohen Wiedererkennungswert lebt“, kommentiert Prof. Willi Diez vom Institut für Automobilwirtschaft (IFA) die Zurückhaltung der Designer. Als Cabrio soll es auch die siebte Generation des schnellen Klassikers dann im kommenden Jahr geben, sagte ein Porsche-Sprecher.
Die großen Veränderungen sind bei der intern 991 genannten 911er-Baureihe unterm Blech zu entdecken. Rund 45 Kilogramm hat die Carrera-Version durch Leichtbau abgespeckt. Die Diät und die neuen Boxermotoren verhelfen ihr zu neuen Höchstleistungen: Der Sechszylinder mit 3,4 Litern Hubraum entwickelt 257 kW/350 PS, der 3,8 Liter große Motor in der S-Version 294 kW/400 PS.
Das reicht jeweils aus, um in etwas mehr als vier Sekunden Tempo 100 zu erreichen. Dank Start-Stopp-Automatik und 7-Gang-Handschaltung soll der Verbrauch um bis zu 16 Prozent sinken. Zu Preisen ab 88 037 Euro ist es der Carrera, der im Dezember zunächst in den Handel kommt.
Wesentlich teurer wird der Ferrari 458 Spider. Die offene Variante des 458 Italia, der vor zwei Jahren auf der IAA debütierte, schlägt mit 226 800 Euro zu Buche. Für einen Mittelmotor-Sportwagen untypisch ist das elektrische Klappdach aus Aluminium. Ein Stoffverdeck wäre zwar leichter einzubauen gewesen, erklärt Ferrari-Sprecher Gerald Kahlke. „Das faltbare Hardtop bringt aber eine Reihe Vorteile, zum Beispiel weniger Windgeräusche im geschlossenen Auto, besseren Einbruchschutz und einen Gewichtsvorteil von 25 Kilogramm.“
Binnen 14 Sekunden lässt der 458 Spider die Sonne rein: Die Motorabdeckung mit den zwei markanten Finnen klappt auf, der Alu-Deckel nach hinten um, die Haube wieder zu. Und schon ist das Dach unsichtbar über dem 425 kW/570 PS starken V8-Motor verstaut.
Ein klassisches Stoffverdeck tragen der Mercedes SLS Roadster - genau wie sein Urahn 300 SL aus den 50er Jahren - und der Audi R8 Spyder GT. Das Verdeck des SLS faltet sich auf Knopfdruck hinter den beiden Sitzen zusammen. Das dauert elf Sekunden und funktioniert bis Tempo 50. Wie beim Coupé mit Flügeltüren ermöglicht der 420 kW/571 PS starke 6,2-Liter-V8 unter der langen Motorhaube des SLS ein Spitzentempo von 317 km/h. Mindestens 196 160 Euro kostet der Spaß.
Mit mindestens 207 800 Euro ist der Audi R8 Spyder in der besonders leichten und starken GT-Version noch teurer. Wer das Zehnzylinder-Cabrio mit 412 kW/560 PS erwerben möchte, sollte das Geld dafür bald flüssig haben. Denn das offene Modell ist auf 333 Exemplare limitiert. Ausverkauft ist es laut Audi noch nicht.
Wie der Mercedes SLS schafft der R8 Spyder GT 317 km/h - bei Fahrten mit geöffnetem Verdeck ist das eher ein theoretischer Wert. Denn wer will sich beim Sonntagsausflug schon einem tosenden Orkan ausliefern? Was Autobauer trotzdem bewegt, sehr verlässlich Cabrio-Varianten ihrer Supersportwagen nachzureichen, erklärt Marktbeobachter Nick Margetts: Anders als bei Volumenmodellen gehe es nicht um Fahrbarkeit, sondern um ultimatives Design und entwicklerisches Können. Coupé und Cabrio - das gehöre bei Supersportwagen zum guten Ton: „Geschlossen ist Pflicht, offen die Kür“, so Margetts.
Deshalb ist auch bei den PS-Pretiosen von morgen zu erwarten, dass sie erst als Coupé vorfahren und dann mit aufklappbarem Dach. Das dürfte auch für den BMW i8 und den Jaguar C-X16 gelten - zwei leistungsstarke Coupé-Studien mit Hybridantrieb, die auf der IAA zu sehen sind. Mit der Serienversion des i8 ist laut BMW 2014 zu rechnen. Kunden dürfen sich auf einen schnellen Spritsparer freuen. Denn der 2+2-Sitzer mit Plug-in-Hybrid und 260 kW/354 PS Systemleistung soll pro Batterieladung bis zu 35 Kilometer rein elektrisch fahren können, in weniger als fünf Sekunden Tempo 100 erreichen - und zumindest rechnerisch nur um die drei Liter Sprit auf 100 Kilometer benötigen.