So werden Autos zu Sonderschutzfahrzeugen

Stuttgart/Ingolstadt (dpa/tmn) - Sonderschutzfahrzeuge bieten Politikern und Managern ein Plus an Sicherheit. Die rollenden Festungen sind mehr als nur gepanzertes Blech. Doch absolute Risikoabwehr gibt es nicht.

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Schüsse hallen durch den Raum, knallen auf die Karosserie. Über 250 Mal feuert ein Mitarbeiter des Beschussamtes mit einer Schießanlage auf das Auto, malträtiert Blech und Glas. Doch das Auto hält dem Angriff stand - es ist ein gepanzertes Fahrzeug.

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Politiker, Diplomaten und Manager lassen sich in Sonderschutzfahrzeugen chauffieren. Zum Beispiel Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt auf Audi A8 L Security, Mercedes S600 Guard und BMW 760Li High Security. Von außen sind die gepanzerten Autos kaum zu erkennen.

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Mercedes bietet derzeit die Modellreihen E, G, M und S mit besonders dickem Blech an. „Im Prinzip gibt es keine spezifischen Anforderungen für die Basis eines Sonderschutzfahrzeuges. Sie sollte allerdings ausreichend motorisiert sein, um schnell aus einer eventuellen Gefahrenzone bewegt werden zu können“, sagt Markus Rubenbauer, Leiter Marketing und Vertrieb Sonderschutzfahrzeuge von Mercedes-Benz. Um das Gewicht der Panzerungen überhaupt bewältigen zu können, müssen die Fahrzeuge größer dimensionierte Bremsen haben und an Federn und Dämpfern stärker ausgelegt sein - selbst wenn neben dickem Panzerstahl auch leichter Kevlar zum Einsatz kommt.

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Audi bietet lediglich die Oberklasselimousine A8 L als Sonderschutzfahrzeug an, wahlweise mit V8- oder V12-Ottomotor. Als Schutz dienen unter anderem Panzerstahl, Aramidgewebe und Keramik an der Außenhaut. Der Fahrzeugboden ist aus einer speziellen Aluminium-Legierung gefertigt, und die Scheiben sind aus Spezialglas mit einer splitter-hemmenden Polycarbonat-Schicht. So erreicht der Audi die Schutzklasse VR7.

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Die Abkürzung bedeutet Vehicle Resistance Class und bezeichnet die Widerstandsfähigkeit des Fahrzeuges, die nach der Richtlinie „Durchschusshemmende Fahrzeuge“ BRV 2009 getestet werden. Insgesamt gibt es die zehn Klassen VR1 bis VR10. Zur Zertifizierung kontrollieren die Mitarbeiter des Beschussamtes das Fahrzeug schon im Rohbau, um Schweißnähte und Überlappungen bereits am nackten Blech zu analysieren.

Das fertige Auto wird durch eine Präzisionsmaschine an bestimmten Stellen beschossen. Dazu zählen vor allem Stellen wie Türspalte, Rahmen, Verschraubungen und das Glas, wie ein Mitarbeiter des Beschussamtes Ulm erläutert.

Das Blech von Fahrzeugen mit VR4-Einstufung dabei aus fünf Metern Entfernung einer 44er Magnum-Revolver-Kugel standhalten. VR6 und VR7 müssen Kugeln aus einem zehn Meter entfernten Sturmgewehr mit einer Geschossenergie zwischen 2074 Joule und 3289 Joule aushalten. Dazu zählen die Gewehre Heckler&Koch G3, M16 oder die AK-47.

„Die Schutzklassen VR7 oder VR9 sind für Personen mit permanentem Schutzbedarf geeignet, dazu zählen unter anderem Staatsmänner, Diplomaten und Top-Manager“, sagt Mercedes-Fachmann Rubenbauer. Der neue Mercedes S600 Guard ist das erste Serienfahrzeug, das die Beschussklasse VR9 erfüllt. Dadurch haben auch Stahlhartkern-Patronen mit einer Einschlaggeschwindigkeit von 820 Metern pro Sekunde - das sind 2952 km/h oder Mach 2,3 - keine Chance, ins Innere des Autos zu kommen. Das aber ist teuer: Zum Basispreis des Mercedes 600 mit langem Radstand von 165 000 Euro kommen noch rund 230 000 Euro für den Schutzumfang hinzu.

Absolute Sicherheit gibt es dennoch nicht, wie ein Mitarbeiter des Beschussamtes Ulm sagt. Dauerbeschuss aus einem Maschinengewehr, einer Panzerfaust oder einer Rakete halte auch die höchste Sicherheitsstufe nicht aus.