Sprung in der Schüssel: Motorradverkleidung reparieren

Essen/Bochum (dpa/tmn) - Löcher und Risse in der Motorradverkleidung bedeuten nicht zwingend, dass komplette Karosserieteile für teures Geld ausgetauscht werden müssen. Oft reicht eine Reparatur in Eigenregie.

Foto: dpa

Manchmal reicht es schon, dass ein Motorrad beim Abstellen umfällt - und die Verkleidung bekommt einen Riss. Auch Verspannungen oder Motorvibrationen können den Kunststoffteilen auf Dauer zusetzen. Betroffene Biker müssen aber nicht jedes kaputte Karosserieteil neu bestellen. Mit Reparatur-Sets aus dem Zubehörhandel und etwas Geduld können Hobby-Schrauber viele Schäden selbst ausbessern, und sie fahren damit meist deutlich günstiger.

Foto: dpa

„Grundsätzlich kann man Karosserieteile selbst reparieren, die keine tragende Funktion haben“, sagt Achim Kuschefski vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz). Dabei ist zu beachten, dass die ursprüngliche Funktion wieder hergestellt werden muss und keine Gefahren vom Zustand nach der Reparatur ausgehen dürfen. Laut dem Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) muss das Ergebnis mit den Vorschriften der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) konform sein.

Foto: dpa

„Wenn durch die Beschädigung der Kunststoffverkleidung keine Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer ausgeht, muss sie nicht zwingend repariert werden“, sagt Kuschefski. Dies wäre nur ein optischer Makel. Er rät aber, sich jeden Schaden genau anzusehen und mögliche Folgen abzuwägen. Kleine Risse in der Frontmaske etwa können bei hohen Autobahngeschwindigkeiten starke Vibrationen verursachen - mit der Folge, dass der Schaden größer wird. Im schlimmsten Fall bricht das Verkleidungsteil ab und wird durch die Luft gewirbelt.

Je nach Material der Verkleidung und Art der Beschädigung bieten sich unterschiedliche Reparaturverfahren an wie Schweißen, Kleben oder Spachteln. „Entscheidend ist, dass die ursprüngliche Bauteilfestigkeit wieder erreicht wird“, betont Kuschefski.

Motorradverkleidungen bestehen meist aus Laminaten und Spritzgusskunststoffen wie ABS-Kunststoff, Polyethylen (PE), Polycarbonat (PC) oder Glasfaser-verstärktem Kunststoff (GfK). „Jedes Material muss bei der Reparatur anders behandelt werden. Für den Laien ist es meist schwer zu sagen, welches Material verbaut ist“, stellt Ralph Ferch von der Verkleidungsklinik Bochum fest. Für die Reparatur sei das aber entscheidend. Meist befindet sich auf der Innenseite ein Materialstempel. „Theoretisch lässt sich jeder Kunststoff reparieren. Man muss nur wissen, womit man es zu tun hat.“

Viele Kunststoffe können zum Beispiel ähnlich wie Metall geschweißt werden: Das Material wird geschmolzen, neuer Werkstoff aufgetragen und anschließend geschliffen. GfK hingegen lässt sich mit Harz und Fasermatten flicken: Defekte Stellen werden großflächig angeschliffen und dann mit einer mehrlagigen Schicht aus Kunstharz und passend zugeschnittenen Fasermatten aufgebaut. Dabei achten Profis wie Ferch darauf, nicht zu dick aufzutragen, damit das reparierte Verkleidungsteil wieder perfekt ans Motorrad passt.

Nehmen Motorradbesitzer die Reparatur selbst in die Hand, müssen sie die defekten Verkleidungsteile abmontieren, reinigen und trocknen. Große Risse fixieren sie mit einem starken Klebeband von einer Seite, bevor sie an der Innenseite der Verkleidung mit Schmirgelpapier oder einem Schleifgerät die gerissene Stelle V-förmig ausfräsen. Je nach Material wird dann zum Beispiel Zweikomponenten-Kleber in die Naht gefüllt oder der Riss mit einem Kunststoffschweißgerät zusammengefügt. Kaltschweiß-Sets gibt es im Motorradzubehörhandel. Einfache Kunststoff-Schweißgeräte kosten um die 100 Euro.

Wer einen Industrie-Fön besitzt, der bis zu 700 Grad Celsius heiß wird, braucht kein zusätzliches Gerät, sondern nur Kunststoff-Schweißstäbe aus dem Baumarkt und einen Aufsatz für den Fön. Dessen Spitze sollte einen Querschnitt von vier bis acht Millimeter haben, um die Hitze punktgenau auf die zu schweißende Stelle zu leiten.

Die reparierte Stelle wird abschließend fein geschliffen, gespachtelt, wieder geschliffen und neu lackiert. Danach dürfte nichts mehr von dem vorherigen Schaden zu sehen sein.

Eine kaputte Motorradverkleidung einfach abzubauen und ohne sie zu fahren, ist nicht erlaubt, sagt ifz-Leiter Kuschefski. Der Grund liegt in der Typprüfung des jeweiligen Fahrzeugs, das mit dieser Verkleidung auf Fahrstabilität getestet wurde. Jede bauliche Veränderung - dazu zählt auch die Demontage der Verkleidung - erfordert eine erneute Prüfung. Um Schäden am Motorrad vorzubeugen, wenn es einmal umfällt, helfen Sturzbügel oder Aufprallgummis. Sie schonen die Verkleidung und obendrein den Rahmen, Kühler und Motor.