Fahrbericht Audi A6 im Test: Dienstwagen für Digital Natives
Berlin (dpa-infocom) - Der 5er BMW ganz frisch und die Mercedes E-Klasse gerade überarbeitet - da will Audi nicht länger hinten anstehen und schickt jetzt einen neuen A6 ins Rennen um die Gunst von Flottenkunden und Vielfahrern.
Die achte Generation der Business Class-Baureihe kommt im Juli in den Handel und startet zunächst bei 58 050 Euro. Mit weiteren Motoren und abgespeckter Technik sollte der Preis mittelfristig in der Nähe von 50 000 Euro beginnen.
Zwei Touchscreens und eine spektakuläre Lightshow
Wo Mercedes die E-Klasse als intelligenteste Limousine der Welt feiert und BMW beim 5er das Hohelied der Freude am Fahren singt, umgarnt Audi mit seiner Premiere die Digital Natives. Denn mehr als alle anderen Hersteller setzen die Bayern auf Connectivity und ein neues Bediensystem. Vernetzung bieten zwar auch die Konkurrenten. Aber nirgends ist sie so spannend inszeniert: Hinter dem Lenkrad ein riesiges Display und anstelle der üblichen Landschaften mit Tastern und Drückern gleich zwei große Touchscreens in der Mittelkonsole - so nah am Smartphone ist in dieser Klasse kein anderes Auto. Und wer nicht so viel fingern will, der nutzt eine Sprachsteuerung, die fast so gut funktioniert wie Siri & Co.
Dieses neue Konzept revolutioniert aber nicht nur die Bedienung, sondern entrümpelt auch das Cockpit und sorgt so für ein lichtes Raumgefühl. Gesteigert wird das Wohlbefinden zudem durch messbar mehr Platz als bei der Konkurrenz insbesondere auf der Rückbank, durch eine zumindest in den gehobenen Modellvarianten sehr vornehme Materialauswahl und eine imposante Licht-Inszenierung, die selbst USB-Schnittstellen und Gurtschlösser mit einschließt und den A6 zum Strahlemann in seinem Segment macht.
Fahren wird zur Nebensache
So spektakulär das Ambiente, so unauffällig ist der Antrieb - im besten Sinne. Egal wie eilig man unterwegs ist, hört man weder viel vom Motor noch vom Fahrtwind, und wenn man die optionale Luftfederung bestellt, ist man von der Welt da draußen gar vollends entkoppelt. Zwar lässt sich der A6 der Allradlenkung und der Charakterregelung sei dank, relativ sportlich bewegen, gibt sich auf der Landstraße handlich und wirkt im Parkhaus so zierlich wie ein A4.
Doch wo ein Fünfer mit dem Fahren um des Fahrens willen lockt, geht es hier vor allem ums Ankommen und die Arbeit am Steuer wird zur Nebensache. Bereitwillig nutzt man deshalb das Sicherheitsnetz der Assistenzsysteme als bequeme Hängematte und lässt sich von der Elektronik helfen. Abstandsregelung und automatische Spurführungshilfe machen den Griff zum Lenkrad zu einer leidigen Formalität und das Parken erledigt der A6 auf Wunsch gleich ganz ohne den Fahrer.
Zwei V6-Motoren und ein Elektromotor für alle
Unter der Haube stecken dabei zunächst zwei drei Liter große V6-Motoren, die beide mit Achtgang-Automatik und Allrad gekoppelt sind. Ein Diesel von 210 kW/286 PS und 620 Nm, der die schlechte Stimmungslage mit einem souveränen Fahrgefühl und einem respektablen Normverbrauch von 5,5 Litern (CO2-Ausstoß 142 g/km) kontert, oder ein Benziner mit 250 kW/340 PS, der allerdings 1 800 Euro teurer ist und es in Deutschland trotz der Kritik am Selbstzünder schwer haben wird. Erst recht, weil der 50 TDI nicht nur sparsam, sondern auch spurtstark ist, in 5,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h stürmt und mit dem Klassenstandard von 250 km/h keine Mühe hat. Bald folgen ein weiterer V6 TDI mit 170 kW/231 PS sowie ein Vierzylinder-Diesel mit 150 kW/204 PS und Frontantrieb für Knauser beim Kauf, weil mit ihm der Preis auf etwa 50 000 Euro sinken sollte, und an der Tankstelle, weil er kaum mehr als vier Liter verbrauchen sollte.
Zwar wird es in absehbarer Zeit auch einen Plug-In-Antrieb mit etwa 50 Kilometern elektrischer Reichweite geben. Doch schon jetzt sind alle Motoren elektrifiziert - selbst wenn der A6 nicht ohne Sprit fahren kann. Denn anstelle des Anlassers nutzen die Bayern einen so genannten Startergenerator und koppeln ihn mit einem 48 Volt-Netz und einem Lithium-Ionen-Akku. Er schiebt beim Anfahren mit an, verlängert die Start-Stopp-Phasen und erhöht die Rekuperationsleistung und rückt so den Alltagsverbrauch um etwa 0,7 Liter.
Fazit: Kein Business As Usual
Nach A8 und A7 ist die neue A6 Limousine innerhalb der Audi-Welt freilich keine große Überraschung mehr. Doch im Klassenkampf mit der Mercedes E-Klasse und dem Fünfer BMW setzten die Herren der Ringe sehr wohl neue Akzente: Ausstattung und Antrieb mögen mit den anderen Limousinen in dieser Liga vergleichbar sein. Aber das Ambiente ist einzigartig, frisch und neu. Damit hebt sich der A6 deutlich ab und macht auch in der Klasse der Geschäftswagen kein Business As Usual.
Datenblatt: Audi A6 50 TDI
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke