Fahrbericht Volvo XC40 im Test: Bullerbü statt Buckelpiste

Berlin (dpa-infocom) - Volvo will es wissen. Nachdem die Schweden bislang nur in den gehobenen Segmenten vom SUV-Boom profitieren konnten, steigen sie in diesem Frühjahr mit dem XC40 erstmals in die Kompaktklasse ab.

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Der Volvo XC40 ist seit März lieferbar. Der kleinste Geländewagen aus Schweden tritt zu Preisen ab mittelfristig 31 350 Euro gegen Autos wie den Audi Q2, BMW X2 und Mercedes GLA an.

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Weniger streng und seriös

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Dabei erlauben sich die Schweden eine vergleichsweise neue Ausrichtung. Weil die Kunden jünger und offener sind, ist das Auto weniger streng und seriös als seine großen Brüder. Es kommt sogar mit ein bisschen Lust und Leidenschaft daher.

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Es gibt auf Wunsch markante Zweifarb-Lackierungen, die Karosserie hat plötzlich gar keine Ecken und Kanten mehr und braucht deshalb eine Schwedenfahne als Identitätsbeweis. Auch das bei den großen Volvos betont lichte und ruhige Interieur erlaubt sich in manchen Varianten einen sportlichen, düsteren und ziemlich engagierten Touch.

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Ein Freund der jungen Familie

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Mit seinem Plus an Bodenfreiheit ist der Aktionsradius größer. Auch ein Allradantrieb ist meist verfügbar - entweder serienmäßig oder als Option. Doch mehr als auf die Buckelpiste schielt das Auto nach Bullerbü und will zum Freund der jungen Familie werden. Dafür stehen unter anderem jede Menge praktischer Details zur Verfügung - von den riesigen Türtaschen über den versteckten Kreditkartenhalter und den Taschenhaken am Handschuhfach bis hin zum Mülleimer in der Mittelkonsole.

Nur der Kofferraum ist mit seinen 460 bis 1336 Litern durchschnittlich, genau wie die Platzverhältnisse in der zweiten Reihe. Aber 4,43 Meter sind eben 4,43 Meter, und auch die Schweden können nicht zaubern. Außerdem fühlt sich der XC40 mit den kleinen Fenstern enger an, als er tatsächlich ist.

Der Softie unter den SUV

Das Fahrverhalten passt zu dieser familienfreundlichen Ausrichtung und lässt sich als im besten Sinne neutral bezeichnen. Fahrfreude wie bei BMW jedenfalls will im Volvo nicht aufkommen, dafür ist die Federung zu komfortabel und die Lenkung zu soft. Nicht der Weg ist hier das Ziel, sondern es geht tatsächlich ums Ankommen - und das bitte möglichst entspannt. Selbst das Top-Modell mit seinen 182 kW/247 PS wirkt deshalb ein bisschen träge, kommt mit maximal 350 Newtonmeter nur mühsam aus dem Quark.

Zwar ist der XC40 kleiner und leichter und die Lenkung ist ein wenig direkter übersetzt als bei seinen großen Brüdern. Aber 6,5 Sekunden von 0 auf 100 und maximal 230 km/h sind kein Ruhmesblatt. Und wo man sich im X1 oder im Q2 über jede Kurve freut, ist der Volvo dem Mercedes näher und fühlt sich vor allem auf einer breiten Bahn mit langen Geraden geborgen.

Stolze Preise

In Fahrt bringen ihn dabei zum Start erst einmal nur zwei Motoren, die reichlich Power haben und entsprechend teuer sind: Ein 2,0 Liter-Benziner mit 182 kW/247 PS, Allrad und Automatik für 46 100 Euro sowie ein gleich großer Diesel, der 140 kW/190 PS leistet und für 44 850 Euro in der Liste steht. Wer dazu noch die ganze Armada an Assistenzsystemen vom semi-autonomen Autobahnpiloten bis zur Panorama-Kamera bestellt, die nahezu komplett aus XC60 und XC90 übernommen werden, der ist schnell weit jenseits von 50 000 Euro.

Billiger wird es mit einem Dreizylinder-Benziner in einer etwas spartanischen Grundausstattung, der den Preis mit 114 kW/156 PS, Frontantrieb und Handschaltung auf 31 350 Euro drückt. Und dass es sparsamer geht, als mit den 7,2 Litern des T5 (CO2-Ausstoß: 166 g/km) und den 5,1 Litern des D4 (135 g/km) wollen die Schweden ab 2019 zeigen. Dann kommt erst ein Mild-Hybrid mit 48 Volt-Technik, bevor später ein Plug-In und eine elektrische Variante angeboten werden.

Fahren mit Flatrate und sharen auf Knopfdruck

Volvo geht aber nicht nur mit einem vergleichsweise frechen Design und einem ungewöhnlichen Innenraum neue Wege. Die Schweden krempeln auch den Vertrieb um. Zwar kann man den XC40 auch ganz normal kaufen.

Doch wer keine Lust mehr auf Preisverhandlungen und unkalkulierbare Unterhaltskosten hat, der kann den XC40 als ersten Volvo auch mit einer Flatrate buchen: Für rund 700 Euro im Monat kann man dann zwei Jahre lang sorglos fahren, bekommt alle Wartung und Serviceeinsätze kostenlos und muss sich nur noch ums Tanken kümmern. Und als wäre das noch nicht genug, lässt sich der Wagen auch problemlos „sharen“. Dank eines elektronischen Schlosses kann man die Schüsselgewalt auch über eine App weitergeben und den Wagen so unter Freunden oder Fremden vermieten.

Fazit: Smarte Alternative

Mit dem XC40 hat Volvo eine smarte Alternative in den Dschungel der Großstadt geschickt. Lange nicht so aggressiv wie ein BMW X1, nicht so langweilig wie ein Audi Q2 und nicht so spießig wie ein Mercedes GLA wird er zum Verführer für junge Besserverdiener, die sich dank des neuen Vertriebskonzeptes dabei nicht einmal mit dem herkömmlichen Kaufprozess abgeben müssen.

Datenblatt: Volvo XC40 T5

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke