Audi Quattro Concept: Edle Sport-Studie

Berlin (dpa-infocom) - Die schönsten Geschenke macht man sich selbst. Das wissen auch die Designer und Entwickler von Audi und haben deshalb zum 30. Geburtstag des Quattro die Studie eines neuen Allrad-Sportwagens auf die Räder gestellt.

Eigentlich nur als Schaustück für die Messe in Paris gedacht, verdichten sich nach der begeisterten Reaktion des Publikums die Gerüchte über eine Kleinserienproduktion. Die Entscheidung darüber, ob der Wagen in Serie geht, soll noch im ersten Halbjahr 2011 fallen. Höchste Zeit für eine Testfahrt.

Die beginnt ganz anders als mit so vielen Designstudien der letzten Monate ungewöhnlich laut. Während die allermeisten Showstarts aus Paris oder Genf mit einem Elektroantrieb flüsterleise unterwegs sind, brüllt hinter dem schwarzen Kühlerschlund des Quattro Concepts ein klassischer Benziner, der mit Turbo und Direkteinspritzug allerdings zu den modernsten Vertretern seiner Art zählt. Und noch etwas ist anders an diesem Auto. Wo man die Messemodelle sonst allenfalls im Schritttempo bewegen darf, ermuntert der Beifahrer beim Quattro zum beherzten Tritt aufs Gaspedal. Schließlich muss an einen Sportwagen auch sportlich fahren.

So stürmisch wie bei der Rallye Monte Carlo

Also stürmt der Wagen los, als gelte es noch einmal eine Rallye zu gewinnen, wie es zum Beispiel Walter Röhrl in den achtziger Jahren in Serie getan hat. Ausgesprochen leichtfüßig, präzise und vor allem schnell, sehr schnell jagt der 4,28 Meter kurze Zweitürer durch die Serpentinen, schneidet durch die Kurven wie ein warmes Messer durch weiche Butter und beißt sich beim Bremsen so fest in den Asphalt, dass man schon um das Profil der 20-Zöller auf den Rennsportfelgen mit Zentralverschluss fürchten mag.

Was die Studie so schnell und handlich macht, ist nicht nur ihr Fünfzylinder, der aus 2,5 Litern Hubraum 300 kW/408 PS holt und bis zu 480 Nm mobilisiert. Seine Dynamik verdankt der Quattro auch dem konsequenten Karosseriekonzept. Denn das Auto wurde weitgehend aus Aluminium und Karbon gebaut und wiegt deshalb nur 1 300 Kilogramm. Das ist exakt so viel wie der legendäre Sport-Quattro von 1984 und etwa 20 Prozent weniger als bei konventioneller Bauweise. Selbst wenn die Studie nicht in Serie gehen sollte, ist das eine Botschaft mit Bestand, sagt Projektleiter Stephan Reil: „Wir müssen und wir werden die Gewichtsschraube zurückdrehen.“

Sportler mit vornehmer Seele

Obwohl als puristischer Sportwagen konzipiert und auf das Wesentliche reduziert, ist der Quattro der Neuzeit keine rollende Verzichtserklärung. Im Gegenteil: Man hat ordentlich Platz, sitzt tief unten am Asphalt auf bequemen Rennsesseln und blickt auf ein edles Ambiente mit viel Leder, Alcantara und jeder Menge Carbon. Und trotzdem fehlt etwas: Die Rücksitze zum Beispiel, die zwei Halterungen für die Helme der Insassen gewichen sind.

Purismus auch auf dem Armaturenbrett: Die Schalter für alles, das man während der Fahrt bedienen muss, sind direkt um die digitalen Instrumente gruppiert. So können die Hände am Lenkrad bleiben. Auch der Blick wird nicht abgelenkt, weil selbst die Anzeige des Navigationssystem samt „Gebetbuch“ für den Rallye-Modus direkt neben den Tacho rückt.

Zwar weist das Design der Studie trotz augenzwinkernder Zitate wie der eingeprägten Ringe hinter dem Seitenfenster oder den Lüftungsschlitzen auf der Motorhaube in die Zukunft. Die Karosserie wurde in Handarbeit geformt, und viele Komponenten hat Audi neu entwickelt oder zumindest gründlich modifiziert. Doch im Grunde stammt der Quattro aus dem Baukasten der Großserie. Denn die im Radstand um 16 Zentimeter gekürzte Plattform trägt sonst den Audi RS5, und der Motor stammt aus den RS-Versionen von TT und A3. Allerdings ist der dort quer und nicht längs montiert und hat auch nur 250 kW/340 PS. Dass er dort trotzdem etwas mehr verbraucht als die 8,5 Liter in der Studie (CO2-Ausstoß 202 g/km) ist ein weiterer Vorteil des Leichtbaus.

Fazit: Daumen drücken für grünes Licht

Der Einsatz bekannter Bauteile erhöht die Chancen auf eine Serienfertigung, die bei Audi allerdings noch immer niemand bestätigen will. „Jetzt heißt es Daumen drücken“, sagt Reil und hofft, dass der Vorstand grünes Licht gibt. Aber selbst dann dauert es noch zwei, drei Jahre, bis der Wunsch Wirklichkeit wird. Wie viel das Auto einmal kosten könnte? Auch das ist noch offen. Doch dass es kein billiges Vergnügen wird, belegt der Blick in einen Prospekt von 1984: Damals kostete der Sport-Quattro 195 000 Mark.