Benarrow PB5: Spielzeug für Selbstdarsteller
Berlin (dpa-infocom) - Mit Autos ist es wie mit Anzügen: Die einen kaufen von der Stange, die anderen lassen lieber nach Maß fertigen. Was in der Mode die Schneider, sind in der PS-Branche die Tuner und Manufakturen.
Je nach Geld und Geschmack werden Serienautos dort so weit verfeinert, veredelt und bisweilen auch verunstaltet, dass sie zum individuellen Einzelstück aufsteigen. Nun probt unter dem Namen Benarrow eine neue Firma von der Mosel den Aufstieg ins Oberhaus: Mit dem Geld und dem Elan des Anlagenbauers Benninghoven daher die erste Silbe im Firmennamen lassen sie den Pfeil („arrow“) PB5 von der Sehne.
Ich war einmal ein Audi S5
Abgeleitet vom Audi S5 entsteht unter den kundigen Händen von Karosseriebauern in England und Kunsthandwerkern an der Mosel ein Silberpfeil, der nach bisheriger Planung nur zwölf oder allenfalls 24 Mal im Jahr gebaut werden soll. Schon diese Exemplare zu verkaufen, dürfte allerdings nicht leicht werden: Immerhin beginnen die Preise für den Zweitürer bei knapp 270 000 Euro. Das ist rund fünfmal so viel, wie das Basismodell kostet.
Dass der Benarrow mal ein Audi gewesen ist, erkennen dann allerdings auch nur noch Experten: Einzig das Dach und die Türen hat das Team von der Mosel übernommen. Alle anderen Teile sind nach dem Vorbild britischer und italienischer Sportwagen neu geformt. So werden die Flanken etwas kräftiger, das Gesicht ein wenig giftiger und das Heck 18 Zentimeter länger. Das streckt nicht nur die Silhouette, sondern vergrößert natürlich auch den Kofferraum, der nun 480 Liter fasst. Je nachdem, aus welcher Perspektive man den Wagen anschaut, erinnert er deshalb an einen Bentley Continental oder einen Ferrari 612 nur ein A5 kommt einem kaum mehr in den Sinn.
Krach wie mehrere Serienmodelle
Auch innen geht der Benarrow einen ganz eigenen Weg: Wo Audi einen kühlen, technokratischen Stil pflegt, schwelgt die Manufaktur von der Mosel in Lack und Leder: Dicke Häute, auf Wunsch in jeder Farbe des Regenbogens lackiert, werden mit markanten Ziernähten über Sitze und Konsolen gezogen. Und auf jedem dann noch freien Quadratzentimeter prangt eine schmucke Metallfolie, in die tausendfach das Markenlogo ein B über einem Zahnkranz eingeprägt wurde.
Nur mit dem schönen Schein will sich Benarrow allerdings nicht begnügen. Obwohl der S5 mit seinem 260 kW/353 PS starken V8-Motor schon keine Spaßbremse ist, legt das Unternehmen in guter Tuner-Sitte noch einmal kräftig nach: Beim Audi-Veredler MTM vor den Toren von Ingolstadt bekommt der 4,2 Liter-Motor einen Kompressor, der dem PB5 ordentlich Druck macht. 372 kW/506 PS und 4,6 Nm stehen im Datenblatt und versprechen attraktive Fahrleistungen. Den Sprint von 0 auf 100 schafft der PB5 in 4,6 Sekunden. Und wo die Elektronik dem Serienmodell bei Tempo 250 sanft die Luft abdreht, kommt der Benarrow knapp über 300 km/h. Der Verbrauch klettert dabei nur um wenige Zehntel auf 12,4 Liter (CO2-Ausstoß: 298 g/km). Dafür jedoch macht der PB5 mit seinem Sportauspuff so viel Krach wie ein halbes Dutzend Serienmodelle.
Viel Kraft, wenig Komfort
Damit der PB5 so souverän fährt wie er klingt, hat Benarrow bei MTM auch ein sportliches Fahrwerk in Auftrag gegeben: Tiefergelegt und strammer abgestimmt, saugt sich der Wagen mit dem weitgehend unveränderten Quattro-Antrieb von Audi deshalb förmlich auf der Straße fest und folgt mit seiner präzisen Lenkung stur der Ideallinie: Er beschleunigt besser, bremst schärfer und wedelt schneller um die Kurven nur der Fahrkomfort auf schlechten Straßen bleibt dabei ein wenig auf der Strecke.
Fazit: Spielzeug für Selbstdarsteller
Exklusiv und exotisch, stark und schnell, teuer und selten das macht den Benarrow zum idealen Spielzeug für automobile Selbstdarsteller, die gerne im Blickpunkt stehen und sich an den neugierigen Nachfragen beim Tanken freuen. Für einen veredelten Audi S5 ist der Preis dabei natürlich fast schon prohibitiv. Doch wenn man den PB5 zumindest im Aufmerksamkeitswert mit einem Bentley oder gar einem Bugatti vergleicht, ist der Wagen fast schon wieder ein Schnäppchen.