BMW 6er Cabrio: Sonnenbank mit „Sechs“-Appeal

Berlin (dpa-infocom) - Das größte Cabrio der Republik geht in die nächste Runde. Denn nach gut sechs Jahren bringt BMW die zweite Generation des offenen 6er in den Handel. Der 2+2-Sitzer mit dem markanten Finnenverdeck startet pünktlich zum Beginn der Open-Air-Saison im März.

Der neue 6er kostet mindestens 83 300 Euro. Fürs Geld gibt es einen um sieben Zentimeter - auf 4,89 Meter - gestreckten Luxusliner mit deutlich athletischeren Zügen. Das gilt zum einen für das neue Design mit extrem langgestreckter Motorhaube, schlanken wie muskulösen Flanken und einem betont breitem Heck. Zum anderen trifft das auf die Technik zu. Als enger Verwandter von 7er und 5er bekommt der 6er schließlich mehr Finessen für die Fahrdynamik als jedes andere Auto in diesem Segment. Mit genügend Kreuzen auf der Zubehörliste kann man nicht nur auf Knopfdruck die Logik der Achtgangautomatik, die Schärfe des Gaspedals und die Unterstützung der Lenkkraft dem Fahrstil anpassen. Auch die Härte des Fahrwerks ist variabel. Auf Wunsch lenkt sogar die Hinterachse mit.

Ein Auto mit zwei Gesichtern

Mit dieser Ausstattung hat der 6er zwei Gesichter. Einmal ist er der präzise und aggressive Sportwagen, ein andermal der gelassene Cruiser. Dabei macht er beim luftigen Parforceritt über Bergpässe eine genauso gute Figur wie beim sonnigen Bummel über den Boulevard. Das Fahrwerk ist im Sportmodus noch hinreichend komfortabel und die Lenkung im Komfortprogramm sehr präzise und direkt. So wird das Luxus-Cabrio zum Auto für alle Lebenslagen.

Allerdings muss dabei das Wetter stimmen. Denn am schönsten ist ein Cabrio bei Sonnenschein. Dann genügt ein Knopfdruck, und binnen 19 Sekunden faltet sich das klassische Stoffverdeck mit den markanten Finnen auf dem Heckdeckel automatisch in den Kofferraum. Das funktioniert auch mit der Fernbedienung und für ganz eilige bis Tempo 40 auch während der Fahrt. Dass dabei der Stauraum unter der großen Klappe um 50 Liter schmilzt, kann man verschmerzen. Immerhin stehen bei offenem Verdeck noch 300 Liter zur Verfügung - genug für die beiden obligatorischen Golfbags.

Mal laues Lüftchen, mal tosender Orkan

Für seine Rolle als Sonnenbank mit „Sechs“-Appeal haben die Bayern den 6er bestens gerüstet: Das wieder stärker auf den Fahrer zugeschnittene Interieur ist vom vornehmen Yachtbau inspiriert, die neuen Sitze sind bequemer als jede Strandliege. Selbst das Leder wurde besonders behandelt. Es ist speziell beschichtet, damit es sich unter freiem Himmel nicht so stark aufheizt. Auch die Zugluft haben die Entwickler im Griff: Solange die Fenster geschlossen sind und das Windschott aufrecht steht, streicht kaum mehr als ein lauer Hauch durchs Haupthaar. Nur wer alles versenkt, sitzt mitten im Sturm.

Allein das Platzproblem konnten die Entwickler nicht befriedigend lösen: Zwar ist der 6er offiziell ein 2+2-Sitzer. Zur Not kann man auf Kurzstrecken tatsächlich mal ein befreundetes Pärchen mitnehmen. Doch wirklich bequem ist die Rückbank mangels Kniefreiheit nicht.

407 PS lassen das Format vergessen

Wie die Fahrwerkskomponenten kennt man auch die Motoren aus 7er und 5er. Für das alles andere als magere Einstiegsmodell 640i gibt es einen Reihensechszylinder mit 3,0 Litern Hubraum und 235 kW/320 PS. Doch wer die Sonnenstunden richtig genießen will, bestellt für exakt 11 000 Euro mehr den V8 im 650i. Mit 4,4 Litern Hubraum, 300 kW/407 PS und bis zu 600 Newtonmeter Drehmoment lässt er selbst die üppigen zwei Tonnen Leergewicht vergessen und treibt den Wagen vehement voran.

Während die achtstufige Automatik unmerklich die Gänge wechselt und es unter der Haube grollt, schnellt der Sechser so in 5,0 Sekunden auf Tempo 100 und fährt mit bis zu 250 km/h davon. Stammgast ist der 650i nur an der Tankstelle. Schon der Normverbrauch von 10,7 Litern (CO2-Ausstoß: 249 g/km) ist üppig - und in der Praxis kaum zu schaffen. Unter 15,0 Litern ging bei der Testfahrt gar nichts.

Fazit: Ein Auto wie ein Urlaub in der Karibik

Natürlich ist er offene 6er ein teures Vergnügen, für das man sogar mehr bezahlen muss als für einen vergleichbaren 7er. Der Motor strotzt nur so vor Unvernunft. Und für so wenig Platz fährt man extrem viel Auto spazieren. Doch wo das gewöhnliche Cabrio die automobile Entsprechung zum Badeurlaub an der Nordsee ist, entführt einen dieser BMW mit jedem Kilometer weiter in die Karibik. Ein wenig Flucht vor dem Alltag kann ja nicht schaden.