BMW i8: Vollgas Richtung Zukunft

Berlin (dpa-infocom) - Sieht so der Sportwagen der Zukunft aus? Für BMW schon. Mit dem i8 und seinem Plug-In-Hybrid wollen die Bayern die Freude am Fahren ins 21. Jahrhundert retten. Was der Flunder an ultimativer Performance fehlen mag, macht sie mit ihrem Design wett.

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„Das gibt's doch gar nicht!“ Wo immer man mit dem neuen BMW i8 auftaucht, ist die Reaktion der Passanten gleich: Es will partout niemand glauben, dass diese futuristische Flunder mit den weit aufschwingenden Schmetterlingstüren nicht nur eine Designstudie ist. „Ja, das ist ein Serienauto“, wiederholt man deshalb wie ein Mantra, verweist auf den Verkaufsstart am 6. Juni und schiebt sicherheitshalber noch das Jahr 2014 hinterher.

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Ein Design, das alle Blicke fängt

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Sportwagen der Zukunft: BMW liefert erste i8 Plug-In-Hybrid aus
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So abgefahren, wie sich die verschiedenen Karbonschichten des knapp geschnittenen 2+2Sitzers aus dem Wind schälen. So wild, wie das Spiel der Farben ist. Und so tief, wie der Luftstrom im Windkanal die Oberflächen zerfurcht hat, wäre der Wagen auch 2024 noch seiner Zeit voraus. Kein Wunder, dass die Passanten den Mund vor Staunen kaum mehr zu bekommen und andere Boliden plötzlich keines Blickes mehr würdigen. Ferrari- oder Lamborghini-Fahrer aufgepasst: Für vergleichsweise bescheidene 126 000 Euro stiehlt euren Supersportwagen hier ein BMW die Show.

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Der i8 lockt Schnellfahrer nicht nur mit einem Design wie aus einem Science-Fiction-Film, einem Computer-Cockpit wie aus einem Raumschiff und einer Luxus-Lounge wie auf der Mars-Station, sondern auch mit ganz irdischen Werten: Zwar halten sich die Bayern an die freiwillige Selbstbeschränkung von 250 km/h. Doch mit einem Sprint von 4,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h muss sich der i8 zwischen Porsche und Co. nicht verstecken. Nur dass er dafür - zumindest in der Theorie - nicht mehr Sprit braucht als ein Kleinwagen. Im Normzyklus kommt der Tiefflieger auf einen Verbrauch von 2,1 Litern und einen CO2-Ausstoß von 49 g/km und stempelt damit selbst einen Mini zum Säufer.

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Zum Start nur ein Surren

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Möglich macht das sein Antriebskonzept. Wo bei klassischen Sportwagen sechs, acht oder gar zwölf Zylinder toben, surrt im i8 erstmal nur ein Elektromotor. Der ist im Bug montiert, leistet maximal 96 kW/131 PS und zerrt mit bis zu 250 Nm an den Vorderrädern. Schon das reicht, damit man beim Anfahren tief in die dünnen Sitze sinkt und danach mit bis zu 120 Sachen flüsterleise über den Highway fliegt.

Weil 120 km/h für einen Sportwagen aber ein bisschen wenig sind und die elektrische Reichweite nur 37 Kilometer misst, hat BMW im Heck zudem einen Benziner montiert. Der klingt zwar mit drei Zylindern und 1,5 Litern Hubraum verdächtig nach Kleinwagen, kommt aber dank eines Turbos auf stolze 170 kW/231 PS und macht Krach wie ein großer. Spätestens wenn beide Motoren im Team arbeiten, die Systemleistung auf 266 kW/362 PS springt und die gemeinsame Drehmomentkurve dann bei 570 Nm gipfelt, fühlt sich der i8 an wie ein Sportwagen aus dem Hier und Heute: Er qualmt und quietscht, es fließen Benzin und Adrenalin und die sonst so keimfreie Welt der Batterieautos riecht plötzlich wieder wunderbar nach Schweiß und Sportstudio.

Viele Parallelen zum konventionellen Sportwagen

Auch sonst hat der i8 viele Gemeinsamkeiten mit konventionellen Sportwagen: Im Guten, weil einem endlich auch in einem Öko-Auto wieder heiß wird und man sich einen Teufel um die Verbrauchs- oder Reichweitenanzeige schert. Im Schlechten, weil man sich auch im i8 ganz schön verrenken muss, bis man über den breiten Schweller in die tiefen Sitzschalen geklettert ist. Weil die beiden Plätze im Fond kaum mehr als ein schlechtes Alibi sind. Und weil der Kofferraum nur für das Nötigste reicht. Aber he: Auch wenn der Antrieb vernünftiger ist als bei jedem anderen Sportler, will der i8 kein vernünftiges Auto sein.

Auch wenn der i8 mit dem extremen Leichtbau durch seine Karbonkarosserie keine 1,5 Tonnen wiegt, der Akku den Schwerpunkt tiefer nach unten drückt als bei jedem anderen BMW und die beiden Motoren einen Allradantrieb simulieren, tut er sich gerade auf verwundenen Landstraßen ungewöhnlich schwer: In der Stadt viel entspannter als klassische Sportwagen und auf der Langstrecke ein bequemer Gran Turismo, kämpft er in engen Kurven mit der Traktion, schiebt mit dem Bug gefährlich weit nach außen und muss sich oft auf den Eingriff der Stabilitätskontrolle verlassen.

Fazit: Fit for Future

Es mag sein, dass es fahrdynamisch bessere Sportwagen gibt als den i8. Doch kein anderes Auto hat aktuell so ein spektakuläres Design und fängt deshalb so viele Blicke wie der Bayer. Und nirgendwo sonst kann man mit einem so guten Gewissen Gas geben. Dazu die Karbon-Karosserie, das Hightech-Ambiente und der für so ein abgehobenes Auto ziemlich irdische Preis - das macht den i8 zu einem einzigartigen Auto, das dem Sportwagen den Weg in die Zukunft weisen könnte.

Datenblatt: BMW i8

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke