BMW M4 - Die moderne Muskel-Maschine
Berlin (dpa-infocom) - Die Moderne hat beim legendären BMW M3 Einzug gehalten. Erstens heißt das Coupé jetzt M4, zweitens büßt es seinen famosen V8 ein. Aber auch der Sechszylinder beherrscht das Powerplay - und bietet auf Knopfdruck eine ziemlich archaische Funktion.
Es gibt stärkere Modelle im BMW-Portfolio und welche, die schneller sind. Doch kein anderes Auto der M GmbH hat einen derart rasanten Ruf wie der M3. Er hat es in fast 30 Jahren als GTI der Besserverdiener zum Breitensportler gebracht und wird bis heute in einschlägigen Stadtvierteln beim Schaulaufen gefeiert. Das dürfte jetzt wieder häufiger passieren. Denn seit ein paar Wochen liefert BMW die neue Generation des Kraftmeiers aus - und zwar gleich im Dreierpack: als M3 Limousine für 71 500 Euro, als M4 Coupé für 72 200 Euro und als M4 Cabrio für 78 200 Euro.
Der Zweitürer ist die erste Wahl
Dem Namen nach ist zwar der M3 die erste Wahl, schließlich hat mit ihm die Geschichte im Jahr 1986 begonnen. Doch wer nimmt bei einem Sportwagen schon Rücksicht auf die Hinterbänkler? Deshalb bestellt man den bayerischen Bodybuilder am besten als M4, zumal das Coupé einfach das schönere Auto ist - und schon das Original aus den Achtzigern eine Sportlimousine mit nur zwei Türen war.
Gab der erste M3 noch den Überraschungsgegner, mit dem man jeden Porsche erschrecken konnte, macht der M4 aus seinem Potenzial heute kein Geheimnis mehr und lässt bitterböse die Muskeln spielen. Doch die Münchner wahren einen Rest von Eleganz - trotz des Sichtkarbons am Dach, trotz des provozierend breiten und brachialem Hecks, und obwohl aus der Haube ein markanter Powerdome wächst. Deshalb ist man mit dem M4 vor dem Fitnessstudio genauso gut aufgehoben wie vor dem First-Class-Hotel - zumindest, wenn man sich ein wenig beherrschen kann, den Gasfuß leicht macht und so das laute Röhren vermeidet.
Zwischen Leistung und Luxus
Dieses Wechselspiel zwischen Leistung und Luxus merkt man auch dem Innenraum des M4 an. Auf der einen Seite ist das Coupé durch und durch ein Sportler, zwingt die Insassen in stramme Sitze und fordert am dicken Lenkrad eine feste Hand. Auf der anderen Seite umgarnt es die Passagiere mit Lack und Leder und einem vornehmen Ambiente, das so gar nicht zu Adrenalin und Muskelschweiß passen will.
Die größte Überraschung erleben die Käufer von M3 und M4 aber beim Blick unter die Haube. Wo bislang ein V8-Motor mit vier Litern Hubraum montiert war, verliert sich nun ein Sechszylinder mit fast schon mickrigen drei Litern Hubraum. Doch keine Sorge: Weil die Bayern die beiden fehlenden Zylinder mit zwei Turbos kompensiert haben und den Reihenmotor mit bis zu 7600 Touren drehen lassen, steigt die Leistung von 309 kW/420 PS auf 317 kW/431 PS und das maximale Drehmoment klettert um 40 Prozent auf 550 Nm.
Furiose Fahrleistungen
Entsprechend furios sind die Fahrleistungen. Wer im Durcheinander der Druckknöpfe rund um den winzigen Schaltstummel die richtigen Tasten drückt und so Fahrwerk, Getriebe und Motorcharakteristik stufenweise nachschärft, erlebt den M4 als fauchende Furie. Von 0 auf 100 km/h in bestenfalls 4,1 Sekunden und mit dem M Drivers Package bis zu 280 km/h schnell, radiert er rasend über den Asphalt und verbeißt sich so fest in der Ideallinie, dass einem am Steuer Angst und Bange wird. Es ist faszinierend, wie weit sich die Grenzen der Physik dehnen lassen, wenn die Fahrwerks-Ingenieure einen guten Job gemacht haben.
Zwar trägt die M GmbH mit dem Downsizing dem Zeitgeist Rechnung. Und aus dem Auspuff der Doppelkupplungs-Version kommt bei einem reichlich theoretischen Normverbrauch von 8,3 Litern und einem CO2-Ausstoß von 194 g/km immer weniger heraus. Aber dafür qualmt der M4 an anderer Stelle umso mehr. Tief in den Menüs des reichlich überladenen Bordcomputers gibt es nicht nur eine Launch-Control für den perfekten Kavalierstart. Sondern sehr zur Freude der Reifenhändler hilft die Elektronik den M4-Fahrern auch beim spektakulären Burnout und lässt die Hinterräder so lange durchdrehen, bis dicker Rauch aus den breiten Radhäusern quillt. Spätestens dann sind dem M4 alle Blicke sicher - auch wenn einige nicht unbedingt freundlich sein dürften.
Fazit: Es lebe der Sport
Natürlich ist ein Auto wie der M4 hoffnungslos unvernünftig. Aber er macht unbändig Spaß, ist alltagstauglicher als ein echter Sportwagen und passt mit seinem Downsizing-Antrieb sogar halbwegs in die Zeit. Fahrer mit schwerem Gasfuß müssen bei diesem Auto auf nichts verzichten. Klimaschützern bietet es ein bisschen weniger Anlass zur Kritik. So rettet sich der M4 mühelos in die nächste Runde: Es lebe der Sport!
Datenblatt: BMW M4
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke