Cadillac Escalade: Big ist doch beautiful

Berlin (dpa-infocom) - Natürlich ist der Cadillac Escalade für europäische Verhältnisse zu groß, zu üppig motorisiert und irgendwie aus der Zeit gefallen. Doch gerade das macht den Reiz dieses Riesen aus.

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Von wegen small is sexy! Zwar akzeptiert auch Amerika mittlerweile Kleinwagen als echte Autos, der Diesel wird alltäglich und unter der Haube schreitet das Downsizing voran. Doch die meistverkaufte Fahrzeuggattung ist noch immer der große Geländewagen. Und kaum ein anderes Full-Size-SUV steht so hoch im Kurs wie der Cadillac Escalade. Denn big, das merkt man schon nach wenigen Meilen mit dem riesigen Luxusliner, ist eben doch beautiful. Wenn es nach den Managern der GM-Tochter geht, sollen das gefälligst bald auch die Europäer akzeptieren. Denn ein paar Monate nach dem US-Start wird die vierte Generation des meistverkauften Cadillacs zum Jahresende auch wieder bei uns angeboten.

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A45fühlt sich an wie die Route 66

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In der nun auch bei uns angebotenen XXL-Version ist der Escalade 5,70 Meter lang und knapp drei Tonnen schwer. Er wird von einem V8-Motor angetrieben - mit CO2-Werten wie ein Kohlekraftwerk. Mit Vernunft darf man sich diesem Auto allenfalls dann nähern, wenn man regelmäßig zu siebt unterwegs ist. Selbst in diesem Fall fährt man mit einem Kleinbus vernünftiger.

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Doch dafür bietet der Cadillac jede Menge Faszination: Es ist ein erhebendes Gefühl, wenn man hinter dem Lenkrad thront wie der „King of the Road“. Masse und Motor garantieren eine souveräne Gelassenheit. Selbst eine Fahrt im Feierabendverkehr auf der A45 fühlt sich an wie ein Roadtrip auf der Route 66. Wer da sein Spiegelbild in den breiten Chromspangen des Kühlergrills oder den 22-Zoll-Felgen betrachtet, der sieht einen gemachten Mann.

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Durch und durch ein Amerikaner

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Der kantige Geländewagen ist ein Amerikaner durch und durch. Als Nobelvariante des Chevrolet Tahoe hat Cadillac den Escalade zu einem veritablen Luxusliner aufgerüstet: Man sitzt auf feinem Sattelleder, die Konsolen sind mit fast echten Hölzern vertäfelt, es glitzert und funkelt nur so vor Chrom und Klavierlack.

Und weil die Reisen in Amerika gerne mal ein bisschen länger sind, ist für Infotainment bestens gesorgt: Den Fahrer umgarnen die Entwickler mit einem Head-Up-Display und virtuellen Instrumenten im Cinemascope-Format, zwischen den Sitzen prangt umringt von schmucken Sensortasten ein großer Touchscreen, durch den Innenraum wabert eine WLAN-Wolke und hinten klappt ein TV-Monitor von der Decke.

Kein Handgriff zu viel

Zudem gibt es jede Menge elektrische Helfer. Vor dem Einsteigen surrt deshalb eine Trittstufe herunter. Wer die vollen 3,5 Kubikmeter Laderaum nutzen will, überlässt das Stühlerücken und Klappenöffnen einem halben Dutzend Servomotoren. Selbst die Pedalen surren auf Knopfdruck in Position.

Groß und großzügig - diese Adjektive passen auch auf den Antrieb. Denn wie es sich für ein echtes US-Auto gehört, fährt der Escalade weiterhin mit einem V8-Motor. Der Direkteinspritzer ist mit Zylinderabschaltung wenigstens ein bisschen bemüht ums gute Klima. Aber wer mit schweren Stiefeln aufs große Pedal latscht, der pumpt schnell ein paar Gallonen Sprit durch den 6,2-Liter, mobilisiert dafür aber 313 kW/420 PS und ein maximales Drehmoment von 623 Nm.

Potent nur auf dem Papier

Auf dem Papier fährt der Escalade in einer Liga mit Sportwagen und den SUV der deutschen Werkstuner. Doch in der Praxis ist er ganz aufs entspannte Cruisen ausgelegt. Die Automatik von der gemütlichen Sorte, das Magnetic-Ride-Fahrwerk mit bis zu 1000 Anpassungen pro Sekunde auf maximalen Komfort bedacht und die Lenkung etwa so direkt wie bei einem der gelben Schulbusse, die man in jedem Kinofilm sieht: Wer gerne die Kurven schneidet und der Bestzeit hinterher hechelt, der sitzt hier im falschen Auto, selbst wenn der Sprint von 0 auf 100 km/h in etwa sechs Sekunden gelingt. Nicht umsonst war beim Vorgänger das Spitzentempo auf 170 km/h limitiert. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass es diesmal beim Export nach Europa geändert wird.

Die exakten technischen Daten für das EU-Modell liegen noch nicht vor. Auch Preise nennt Cadillac noch nicht. Doch statt am lächerlich niedrigen US-Tarif von umgerechnet 54 000 Euro orientiert man sich am Vorgänger, der zuletzt mit 79 690 bis 85 990 Euro in der Liste stand. Auch da beweist der Escalade also wahre Größe.

Fazit: Wenn schon, denn schon

Dick, durstig, dekadent: Genau wie einen Mercedes GL oder einen Toyota Land Cruiser braucht kein Mensch so ein SUV. Aber wenn schon SUV - und dann noch Fullsize -, dann doch bitte ein Original. Und das kommt nun einmal aus Amerika.

Datenblatt: CadillacEscaladeESV4WD

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke