Fahrbericht Citroën C3 Aircross im Test: Aufbruch ins Abenteuerland
Berlin (dpa-infocom) - Jetzt schwappt die SUV-Welle auch ins Citroën-Portfolio. Die Franzosen, die bislang nur Fremdfabrikate unter eigenem Logo auf die Piste geschickt haben, bringen nun ihren ersten selbst entwickelten Geländewagen - oder das erste Auto, das ein wenig nach Abenteuer aussieht.
Für dieses Debüt haben sich die Franzosen gleich das größte Haifischbecken ausgesucht. Denn wenn der C3 Aircross im November zu Preisen ab 15 290 Euro startet, muss er sich im Boomsegment der kleinen SUV gegen brandneue Konkurrenten wie den VW T-Roc, den Hyundai Kona oder seinen hessischen Vetter Opel Crossland X bewähren.
Schmunzelmonster im Großstadtdschungel
Um da überhaupt noch aufzufallen, hat sich Citroën seine Nische gesucht und den C3 Aircross zum Softie unter den SUV gemacht. Wo die Konkurrenz auf aggressive Dynamik setzt, nehmen sich die Franzosen vornehm zurück und schicken ein Schmunzelmonster mit Kuschelcharme in den Großstadtdschungel.
Nicht umsonst sind alle Ecken abgerundet und der Bug ist ungewöhnlich hoch. Trotzdem sieht der C3 Aircross mit seiner Bodenfreiheit und den rustikalen Rammschutzleisten so aus, als warte er nur auf das große Abenteuer.
Jedem der seine
Eines hat der Citroën dabei aber mit seinen Konkurrenten gemein: Er treibt es bunt. Damit sich jeder seinen individuellen Aircross zusammenstellen kann, gibt es zu den acht Grundfarben drei Kontrastlacke für das Dach und die Fensterrahmen sowie drei Style-Pakete, aus denen sich fast 90 Varianten kombinieren lassen. So kann man sein SUV selbst im dichtesten Dschungel wiedererkennen.
Während der C3 außen Stadt, Land, Fluss spielt, gibt er drinnen die praktische Familienkutsche. Nicht umsonst beerbt er die Großraumlimousine C3 Picasso. So gibt es zum ungewöhnlich kuscheligen Ambiente mit weichen Sesseln vor allem jede Menge Platz. Es ist erstaunlich, wie viel Kopf-, Knie- und Schulterfreiheit Citroën dem großen Radstand sei Dank in einem Kasten von 4,15 Metern Länge untergebracht hat. Dabei hilft eine Seltenheit im Segment: die variable Rückbank. Sie lässt sich in zwei Hälften um 15 Zentimeter verschieben und ermöglich so den individuellen Kompromiss zwischen Kniefreiheit und Kofferraum. Wobei der selbst in der kleinsten Konfiguration noch 410 Liter fasst.
Viel Ausstattung
Nicht nur beim Aufbau, sondern auch bei der Ausstattung geht Citroën neue Wege und baut viel Elektronik ein. Das reicht vom schlüssellosen Zugang über das Head-Up-Display und die Spurführungshilfe bis zur Rückfahrkamera und erstmals einem Pausenplaner: Wer länger als zwei Stunden bei mehr als Tempo 70 am Steuer sitzt, den fordern die Franzosen höflich zu einer Rast auf.
Das kann durchaus passieren. Denn auch beim Fahrwerk setzt Citroën auf den Kuschelfaktor und hat den Aircross sehr familienfreundlich abgestimmt. Der Fahrer mag sich vielleicht eine direktere Lenkung und straffere Dämpfer wünschen, damit er sich flotter in die Kurven trauen kann. Doch alle anderen werden dieses Laissez-Faire zu schätzen wissen. Zumal die Motoren ohnehin nicht zum Rasen einladen.
Laissez-Faire statt Vollgas
Wo die Konkurrenz bis nahe an 147 kW/200 PS geht, müssen sich Citroën-Kunden selbst im Spitzenmodell mit 96 kW/131 PS begnügen. Und die kommen von einem 1,2 Liter großen Dreizylinder-Turbo, der sich wie alle Motoren seiner Art knurrig in den Vordergrund spielt. Selbst wenn man mit den 230 Newtonmetern in 9,3 Sekunden von 0 auf 100 kommt und bei Vollgas 200 km/h erreicht, lässt man es lieber langsam angehen und freut sich stattdessen am niedrigen Normverbrauch von 5,2 Litern (CO2-Ausstoß: 117 g/km).
Alternativ gibt es den Motor noch mit 60 kW/82 PS oder 81 kW/110 PS sowie zwei 1,6-Liter-Dieseln mit 73 kW/99 PS oder 88 kW/120 PS, mit denen der Verbrauch auf 3,7 Liter (CO2-Ausstoß: 96 g/km) sinkt. Wofür der C3 Aircross übrigens genauso wenig gemacht ist wie fürs Rasen, ist fürs Gelände. Denn Allradantrieb gibt es weder für Geld noch gute Worte. Allerdings hat der C3 immerhin eine schlaue Traktionskontrolle für verschiedene Untergründe und eine Bergabfahrhilfe, so dass man den Aktionsradius zumindest ein wenig erweitern kann.
Fazit: Charakterkopf im City-Gewühl
Sie sind kunterbunt und vogelwild - nirgendwo ist das Spektrum breiter als bei den kleinen SUV. Trotzdem hat Citroën eine Nische gefunden. Denn sein charmantes Design und sein kuscheliges Interieur machen den C3 Aircross zum Charakterkopf im City-Gewühl, der lieber mit Platz als mit Power und mit Ausstattung statt Abenteuerlust punktet. Wer tatsächlich ins Gelände will, der muss ein paar Wanderschuhe kaufen. Die sollten bei dem Preis noch drin sein.
Datenblatt: Citroën C3 Aircross PureTech 130
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke