David Brown Speedback: Zurück in die Zukunft

Berlin (dpa-infocom) - Die Sixties sind noch nicht vorbei. Zumindest nicht für David Brown. Der Millionär hat seinen Traumwagen im Geist von gestern mit neuer Technik gebaut und verkauft ihn an Gleichgesinnte und James-Bond-Fans.

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Denn sein Speedback erinnert an den DB5.

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Ein altes Schloss in den British Midlands, davor ein weich gezeichneter Sportwagen in einem dunklen Silber. Die Luft vibriert vom tiefen, ruhigen Bass eines großen V8 im Leerlauf. An den Backsteinwänden funkeln die Reflektionen der Speichenfelgen, als wären die Räder mit Diamanten besetzt. Eigentlich müsste jetzt eine schmucke Blondine aus der Tür stolzieren oder ein Bösewicht aus dem Fenster im zweiten Stock stürzen - und dann schlendert ganz lässig ein gewisser Bond ins Bild, James Bond, im Dienste Ihrer Majestät. Denn mit Szenen wie diesen fangen sie gerne an, die Filme von 007, dem berühmtesten Geheimagenten der Welt.

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DB stimmt, aber statt der „5“ steht „Speedback“

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Doch wir sind nicht in einem James-Bond-Film. Aus der Tür tritt weder Sean Connery noch Daniel Craig, sondern der genauso adrette, aber lange nicht so berühmte Unternehmer David Brown. Sein Sportwagen, der hier auf dem feinen Kies im Hof glänzt, ist auch nicht der Aston Martin DB5. Der ist seit „Goldfinger“ im Jahr 1964 so etwas wie das ewige Bond-Auto, selbst wenn 007 seitdem mindestens ein Dutzend andere Autos gefahren hat. Wer genau hinschaut, der erkennt statt der Schwingen von Aston Martin im Logo den Union-Jack - und überall sonst den Schriftzug „David Brown Speedback“.

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Dass der Wagen mehr als nur ein bisschen an den DB5 erinnert, wertet der Multimillionär als Zufall. Genau wie den Umstand, dass er den gleichen Namen trägt wie jener David Brown, der Aston Martin nach dem Krieg groß heraus gebracht hat und deshalb bis heute mit dem DB in der Typenbezeichnung geehrt wird. Brown wollte stattdessen einfach nur den Spirit der wilden Sechziger einfangen, in denen er groß geworden ist und nach denen er sich jetzt kurz vor der Rente wieder zurücksehnt. Wer an die Traumwagen dieser Zeit denkt und auch noch Engländer ist, der kommt an dem DB5 eben nicht vorbei. Aber wenn man ein bisschen länger hinschaut, dann findet man in den Scheinwerfern auch den Jaguar E-Type wieder und der Grill sieht verdammt nach Maserati aus.

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Für einen Oldtimer zu faul

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Dass Brown überhaupt so ein Auto auf die Räder gestellt und dafür in den letzten zwei Jahren jede freie Minute geopfert hat, liegt eigentlich an seiner Faulheit. Denn es war ihm einfach zu lästig, ständig mit einem seiner vielen Oldtimer liegen zu bleiben. So kam er auf die Idee, das Design von gestern und die Technik von heute zusammen zu bringen - und so den Speedback auf die Räder zu stellen.

Die Karosserie aus Aluminium wird von Hand in bald 2000 Arbeitsstunden in eine wunderbar gestrige Form gebracht. Das Interieur duftet nach handvernähtem Leder und edlen Holzkonsolen, die formatfüllend zum Beispiel die Türen auskleiden. Das Chrom im Cockpit funkelt so hell, dass man selbst nachts am besten mit Sonnenbrille fährt. Selbst ein Gimmick wie James-Bond-Ausrüster „Q“ hat Braun eingebaut. Nein, keine Schusswaffen. Sondern eine dritte Sitzbank. Die kann man entgegen der Fahrtrichtung aus dem Kofferraum klappen und dann stilvoll sein Picknick auf dem Parkplatz genießen.

Unter dem Blech ein Jaguar XKR

So weit Brown beim Design zurückblickt, so modern ist die Technik unter dem Blech. Als Basis seines Traumwagens nutzt er den Jaguar XKR, an dessen Antrieb nichts geändert wird. Warum auch? Schließlich leistet der fünf Liter große V8-Motor 375 kW/510 PS, kommt auf 625 Nm. Und er hat einen Klang, der einem beim Beschleunigen eine Gänsehaut zaubert.

Mit einem Sprintwert von 4,8 Sekunden vom 0 auf Tempo 100 km/h und 250 km/h Spitze fährt er nicht nur allen Oldtimern aus den Sixties davon, er macht auch zwischen modernen Sportwagen eine gute Figur. Man kann damit wunderbar gelassen wie mit einem klassischen Gran Tourismo lange Strecken durch schöne Landschaften fahren oder engagiert um enge Kurven zirkeln. Vor allem hat er anders als der ständig kaputte DB5 in Browns Garage eine funktionierende Klimaanlage, eine halbwegs ordentliche Navigation und einen Anlasser, der seinen Namen verdient.

Fazit: Ein teures Vergnügen

Eigentlich könnte David Brown wahlweise seinen PS-Protz oder sein Pensionärs-Leben genießen. Doch er ist ein Macher. Und irgendwie müssen sich die Investitionen in den Speedback lohnen. Weil seit der ersten Testfahrt sein Telefon nicht mehr stillsteht, hat er sich für die Produktion einer Kleinserie entschieden. Er will das erste Auto schon zum Jahresende ausliefern. Allerdings muss einem die Erinnerung an die Sixties oder die Liebe zu James Bond schon einiges Wert sein: Denn unter 750 000 Euro ist der Speedback kaum zu haben. Aber erstens ist ein echter DB5 nicht viel billiger. Und zweitens hat Geld für 007 noch nie eine Rolle gespielt.

Datenblatt: David Brown Speedback

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke