Testfahrt Ford F-150 Raptor: Traumwagen für Dreckskerle

Berlin (dpa-infocom) - Bei diesem Wagen träumen gestandene Männer wieder vom Sandkasten und würden am liebsten sofort in die Matschhosen springen. Denn als wäre ein Pick-Up wie der Ford F-150 nicht schon faszinierend genug, gibt es die Mutter aller Cowboy-Autos jetzt auch wieder als Raptor.

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Der Ford F-150 Raptor ist gebaut für die Wüstenrennen in Kalifornien und die Wildnis im weiten Westen. Diese Power-Pritsche kennt keine Grenzen. Nicht im Gelände und auch nicht im Geschäft. Obwohl Ford den auffälligen Exoten offiziell in Deutschland nicht anbietet, schafft es der Raptor mithilfe einer Handvoll freier Importeure doch auf die Autobahn und in die Kiesgruben der Republik. Allerdings lassen die sich das Vergnügen teuer bezahlen.

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Preise auf Porsche-Niveau

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Gibt es den Raptor in Amerika schon für lachhafte 49 520 Dollar (ca. 46 500 Euro), kostet er in Deutschland etwa doppelt so viel. Damit liegt er auf dem Niveau echter Sportwagen. Allerdings ist das die einzige Gemeinsamkeit, die der Pick-Up mit Porsche und Co hat. Denn in allen anderen Disziplinen ist der Ford den üblichen Flachmännern haushoch überlegen.

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Das beginnt beim Auftritt, weil er mit seiner martialischen Front, dem endlos breiten Bug und dem stattlichen Format mehr Blicke fängt als jeder Bugatti. Das geht weiter beim Platzangebot, weil man sich in dem Pick-Up mit SuperCrew Cab weder beim Gepäck beschränken muss, noch bei der Zahl der Passagiere. Denn wo sich die Insassen in einem Lamborghini ziemlich lieb haben müssen, können sich in diesem Auto fünf Leute breit machen, ohne auf Tuchfühlung zu gehen. Selbst das Einsteigen ist ein Kinderspiel, wenn man erst einmal die hohen Trittbretter erklommen hat. Und das gilt natürlich ganz besonders für die Fahrleistungen.

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Mit der Urgewalt eines brünftigen Bisons

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Auf dem Papier mag einem der Raptor mit seinem Sprintwert von 5,1 Sekunden und einem elektronisch beschränkten Spitzentempo von 170 km/h noch langsam vorkommen. Doch in der Praxis ist ein Kickdown mit dem Ford viel imposanter als bei jedem Ferrari: Wenn sich der Bug leicht nach oben reckt und sich der Koloss mit der Urgewalt eines brünftigen Bisons in Bewegung setzt, dann beginnt die Steppe zu beben.

Man hat das Gefühl, man reite auf einer Gerölllawine die höchsten Hänge der Rocky Mountains hinunter. Auf einem ledernen Hochsitz zwei Meter über der Fahrbahn hat sich Fortbewegung selten so roh und ungezügelt angefühlt wie in diesem Auto.

Hightech statt Holzhammer

Dabei ist die treibende Kraft bei diesem Spiel ein ausgesprochen raffinierter und moderner Motor. Wurde der erste Raptor noch von einem altbackenen Achtzylinder befeuert, der seine Macht allein auf die imposanten 6,2 Liter Hubraum gründete, fährt die neue Auflage mit einem ausgefuchsten V6-Motor aus der EcoBoost-Familie. Eng verwandt mit dem Triebwerk aus dem Supersportwagen Ford GT, schöpft er aus 3,5 Litern Hubraum mit Hilfe zweier Turbos 331 kW/450 PS und wuchtet bis zu 691 Newtonmeter an die Kurbelwelle.

Da fühlt sich selbst ein Riese wie der Raptor plötzlich leicht an, zumal er der erste Pick-Up ist, der weitgehend aus Aluminium gebaut wird. Zwar klingt der neue Motor dabei trotz des armdicken Sportauspuffs nicht mehr ganz so archaisch wie der alte Achtzylinder. Aber er ist zehn Prozent stärker, hängt sehr viel gieriger am Gas und ist obendrein deutlich sparsamer. Wobei das dem gemeinen Pick-Up-Fahrer - und damit hätten wir dann doch noch eine Parallele zu Porsche und Co - herzlich egal sein dürfte.

Raptor gegen den Rest der Welt?

Aber es ist nicht die pure Power alleine, die diesen Pick-Up so spektakulär macht. Es ist vor allem die Gleichgültigkeit, mit der man in diesem Auto dem Rest der Welt begegnet: Auf der Überholspur nehmen selbst sehr viel teurere Sportwagen Reißaus, wenn sich im Rückspiegel bedrohlich der Ford-Schriftzug breit macht.

Und im Gelände kennt der Raptor ohnehin kein Halten mehr: Mit extra viel Bodenfreiheit, grobstolligen Breitreifen und langen Federwegen pflügt er durch die Pampa, dass es eine wahre Freude ist - meterweite Bocksprünge mit butterweicher Landung inklusive.

Fazit: Wie ein Porsche, nur mit jeder Menge Platz

Egal auf welchem Terrain man fährt, fasst der Raptor dabei immer festen Tritt. Nicht umsonst gibt es zum zuschaltbaren Allradantrieb mit Geländeuntersetzung auch noch eine elektronische Charakterregelung, mit der man das Setup für jeden Untergrund optimieren kann. Nur im Baja-Modus ist der Fahrer auf sich allein gestellt. Allein über die Hinterräder angetrieben und ohne elektronische Unterstützung, kann man den Koloss dann mit dem Gaspedal lenken, die Kurven im Drift nehmen, den Nervenkitzel auf die Spitze treiben und sich einmal mehr wie ein Porsche-Fahrer fühlen. Nur dass man dabei endlich mal jede Menge Platz hat um sich herum.

Datenblatt: Ford F-150 Raptor

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke