Fahrbericht Land Rover Discovery: Mit der Familie bis zum Kilimandscharo
Berlin (dpa-infocom) - Neue Töne auf der „Disco“-Party: Land Rover bringt im April die fünfte Generation des Discovery an den Start und trimmt das Raubein dafür auf Familienkurs.
Auch wenn der mindestens 50 500 Euro teure Geländewagen weiterhin für die große Entdeckungsreise taugt und ohne Stopp bis zum Kilimandscharo fährt, soll er sich künftig vor allem im Kampf mit Kind und Kegel bewähren.
Viel Platz und noch mehr Pfiff
Dafür hat Land Rover insbesondere das Format geändert. Das Auto ist zwar etwas schmaler und flacher geworden, geht aber deutlich in die Länge. Mit nun 2,92 Metern Radstand und einem Gardemaß von 4,97 Metern steigt der Discovery in die Liga von Audi Q7 und Mercedes GLS auf und bietet innen jetzt tatsächlich bequem Platz für sieben Personen. Damit ist er so geräumig wie ein Van - und mindestens so variabel.
Nicht umsonst kann man die geteilte Rückbank in der zweiten Reihe um zwei Handbreit verschieben und die optionalen Sitze im Heck im Wagenboden verstauen - und muss dafür nicht einmal einen Finger krümmen. Denn alle Sitze lassen sich elektrisch klappen, wahlweise auf Knopfdruck, über den großen Touchscreen in der Mittelkonsole oder erstmals sogar mit einer Smartphone App. Das passt zur technologischen Aufrüstung, zu der auch ein Hotspot für acht Geräte, neun USB-Buchsen, eine 60 GB-Festplatte sowie ein elektronischer Zündschlüssel gehören, der in einem wasserdichten Armband integriert ist. Und Assistenzsysteme wie die automatische Abstandsregelung oder fast ein halbes Dutzend Kameras sind natürlich auch an Bord.
Platz im Großen und im Kleinen
Zu den vielen Sitzplätzen gibt es im Discovery reichlich Stauraum: Im Kleinen, weil die Briten an jeder erdenklichen Stelle im Auto ebenso pfiffige wie praktische Ablagen versteckt haben - bis hin zum Geheimfach hinter der Bedienkonsole für die Klimaautomatik.
Und im Großen, weil sich der Kofferraum von mageren 258 Litern bei voller Bestuhlung auf bis zu 2500 Liter erweitern lässt. Anstelle der früher zweigeteilten Heckklappe gibt es nun eine Art elektrischer Ladebordwand, die aus dem Heck herausklappt, sobald die Kofferraumklappe aufgeschwungen ist. So schützt sie den Stoßfänger vor Kratzern und taugt zur Not auch als Sitzbank beim Picknick.
Das Design ist nicht mehr zu erkennen
Die Elektronik fit für die Zukunft und das Format völlig neu - kein Wunder, dass auch die Form bei dieser Gelegenheit so grundlegend verändert wurde, dass die Briten vorsichtshalber in riesigen Lettern den Namen auf Haube und Heck schreiben. Denn Charakteristika wie die kleine Stufe auf dem Dach sind bis zur Unkenntlichkeit modernisiert worden und die alten Ecken und Kanten einem fast schon stromlinienförmigen Design gewichen.
Zwar ist tatsächlich alles neu, doch zumindest im Charakter ist der Discovery ganz der Alte. Er fährt besser, ist leiser und komfortabler und kommt im Gelände dank intelligenterer Elektronik und größerer Bodenfreiheit weiter denn je. Aber er strahlt noch immer eine Gelassenheit aus, die sich auf den Fahrer überträgt, sobald der hinter dem großen Lenkrad seine Kommandoposition hoch über der Straße eingenommen hat. Vor allem schürt er das Bewusstsein, dass für ihn keine Landschaft zu wild und keine Piste zu bucklig ist: Im Discovery braucht man nur einen Willen und keinen Weg.
Mehr Utility als Sport
Obwohl deutlich größer als bisher und besser ausgestattet, bringt der Discovery bis zu zehn Zentner weniger auf die Waage. Denn genau wie sein vornehmer Vetter Range Rover ist er jetzt komplett aus Aluminium gefertigt. Weil er aber trotzdem noch mindestens 2,2 Tonnen wiegt, darf man von den allesamt neuen Motoren keine Wunder erwarten: Zwar haben die drei Diesel vom 2,0 Liter-Vierzylinder mit 132 kW/180 PS bis zum 190 kW/258 PS starken V6 genau wie der ebenfalls 3,0 Liter groß V6-Benziner von 250 kW/350 PS allemal genügend Kraft. Schließlich wirft sich zum Beispiel der große Diesel mit bis zu 600 Newtonmeter ins Zeug und wuchtet den Discovery deshalb in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h.
Doch bei Spitzengeschwindigkeiten von maximal 215 km/h müssen die Briten die Konkurrenz auf der Autobahn ziehen lassen. Dafür allerdings ist der Landy für seine Größe ungewöhnlich effizient: Ein Normverbrauch ab 6,0 Litern (CO2-Ausstoß: 159 g/km) machen ihn zum bislang sparsamsten Discovery aller Zeiten.
Fazit: Ohne Ecken und Kanten, aber mit Charakter
Glatt und schnittig, die Bedienung smart wie bei einem Mobiltelefon, das Innenleben variabel wie in einem Van, der Stauraum größer als in mancher Wohnung und dank Allrad und aufwendiger Elektronik noch immer für alle Abenteuer gewappnet: Seine Ecken und Kanten mag der Discovery eingebüßt haben, doch dafür hat er an Alltagstauglichkeit gewonnen - und trotzdem seinen Charakter behalten.
Datenblatt: Land Rover Discovery TD6
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke