Autotest Kia Rio: Kleinod aus Korea

Berlin (dpa-infocom) - Es sehnt sich zwar jeder nach einem SUV. Doch am Ende kaufen viele Europäer einen Kleinwagen. So viele, dass das Segment den Markt dominiert. Kein Wunder, dass sich die Hersteller mit den kleinen Autos große Mühe geben.

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Das jüngste Beispiel dafür ist der Kia Rio.

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Mehr Platz auf gleicher Fläche

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Der Kia Rio geht in die vierte Generation. Der Kleinwagen kommt am 11. Februar in den Handel und kostet mindestens 11 690 Euro. Klein ist an diesem Auto - wenn überhaupt - nur noch das Format. Denn beim Wechsel in die vierte Generation ändert sich an der Länge nahezu nichts. Der Rio passt mit seinen 4,07 Metern auch künftig gut zu Autos wie dem VW Polo, Seat Ibiza oder Ford Fiesta.

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Es ist den Koreanern gelungen, innen mehr Platz zu schaffen. Wo es im Vorgänger an den Knien und im Kofferraum bisweilen ein wenig gezwickt hat, fährt man im neuen Modell vorne wie hinten jetzt fast so bequem wie in der Kompaktklasse. Und das Gepäckabteil mit dem praktischen Doppelboden fasst jetzt 325 Liter - rund 20 Prozent mehr als zuvor.

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Schnörkelloser Chic

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Dazu gibt es ein Design, dem man sein Streben nach Seriosität förmlich ansehen kann. Wo andere Kleinwagen vor allem bei den Importeuren auf schnelle Effekte setzen, etwas modischer aussehen, aber dafür auch schnell aus der Mode kommen, hat der Rio einen schnörkellosen Chic. Er wirkt wie aus einem Guss und sieht aus jeder Perspektive gut aus, selbst wenn es am Ende nichts gibt, woran der Blick auf Dauer hängen bleibt.

Besonders auffällig ist das im Innenraum. Der glänzt in den gehobenen Varianten nur so vor Lack und Leder(imitiat). Farbenfroh ist das nicht, aber vornehm: Jeder Schalter fasst sich gut an und die Displays sind gestochen scharf. Zudem ist der Bildschirm in der Mittelkonsole besser als bei Mercedes, Audi oder BMW, weil er anders als bei A-Klasse, A1 oder Einser auf einen Fingertipp reagiert.

Ausstattung wie in der Kompaktklasse

Bei der Ausstattung erinnert der Rio eher an die Kompaktklasse: Denn als einer der wenigen in seinem Segment hat er nicht nur sechs Airbags in Serie und einen Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung. Es gibt zum Beispiel auch eine Spurführungshilfe oder ein schlüsselloses Zugangssystem. Was jetzt noch fehlt, sind die Einpark-Automatik und der Abstands-Tempomat.

Weil der Rio eine junge Zielgruppe ansprechen soll, haben die Koreaner besonderen Wert auf die Connectivity gelegt. Das Infotainment spiegelt das Smartphone deshalb mit Apple CarPlay oder Android Auto auf dem Touchscreen, es gibt eine abgespeckte Sprachsteuerung und statt lästige Strippen zu ziehen, kann man sein Handy in der Mittelkonsole kabellos laden.

Bescheidenheit im Bug

So üppig Kia den Rio ausgestattet hat, so bescheiden geht es unter der Haube hinter der charakteristischen Tigernase zu. Denn der ganze Stolz der Entwickler ist ein neuer Dreizylinder mit einem mageren Hubraum von einem Liter. Allerdings leistet der Winzling einem Turbo sei dank bis zu 88 kW/120 PS und hat bei maximal 172 Newtonmeter mit dem Rio buchstäblich leichtes Spiel. Er kommt munter auf Touren, beschleunigt in 10,2 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht bei Vollgas solide 190 km/h. Und weil Kia dem Rio im Gegensatz zu manchen Konkurrenten eine zeitgemäße Sechsgang-Schaltung spendiert, schlägt er sich auch auf der Autobahn tapfer: Das Tempo hoch, die Drehzahl und mit ihr der Geräuschpegel niedrig und das Fahrwerk entspannt, so wächst der Stadtflitzer über sich hinaus und wird beinahe zum Langstreckenauto.

Diesseits des Top-Modells bietet Kia noch drei weitere Benziner und zwei Diesel an. So verkaufen die Koreaner den Dreizylinder auch mit 74 kW/100 PS, mit einem 1,4-Liter-Sauger mit 73 kW/99 PS oder einem 1,2-Liter mit 62 kW/84 PS sowie einem 1,4-Liter-Diesel mit 57 kW/77 PS oder 66 kW/90 PS. Serienmäßig mit Start-Stopp-Automatik bestückt, liegen die Normverbrauchswerte damit zwischen 3,5 Litern Diesel (CO2-Ausstoß: 92 g/km) und 6,1 Litern Benzin (140 g/km).

Fazit: Eine feste Größe unter den Kleinen

Er sieht gut aus, bietet viel Platz auf wenig Raum, fühlt sich groß und erwachsen an und ist überraschend üppig ausgestattet. So wird der neue Rio zu einer festen Größe unter den Kleinwagen - zumal er als einziger auch noch sieben Jahre Garantie verspricht. Eine neue Größe erreicht Kia auch beim Preis. Mit den 11 690 Euro des Basismodells kommt man allerdings nicht weit. Wer all die neuen Vorzüge genießen will, ist schnell bei 20 000 Euro - und damit ebenfalls in der Kompaktklasse.

Datenblatt: Kia Rio 1.0T-GDI120

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke