Testfahrt Suzuki Swift: Sechs-Appeal im Stadtverkehr
Berlin (dpa-infocom) - Er ist zwar ein kleines Auto, doch für Suzuki ist der Swift eine große Nummer. Er wird hierzulande in fünf Generationen seit 33 Jahren verkauft. Entsprechend viel Mühe haben sich die Entwickler mit der Neuauflage gegeben, die Mitte Mai ab 13 790 Euro in den Handel kommt.
Beim Design des Fünftürers sprechen die Japaner selbst zwar nur zurückhaltend von einer Evolution. Doch haben sie kein Blech unberührt gelassen und den neuen Swift noch einmal etwas markanter gezeichnet: Der Bug erinnert mit freundlichen Augen und geschürztem Grill an einen verführerischen Schmollmund. Weil der Rahmen der Frontscheibe schwarz eingefärbt ist, wirkt das umlaufende Glas wie das Visier eines Helmes und lässt zugleich das Dach schweben. Und weil der Swift etwas flacher und breiter geworden ist, wirkt das Heck knackiger und das ganze Auto sportlicher.
Neue Plattform schlägt der Physik ein Schnippchen
Schon das neue Design ist gelungen. Das eigentliche Meisterstück aber ist die Rohkarosserie darunter. Denn der Swift steht auf einer neuen Plattform, mit der Suzuki der Physik gleich ein doppeltes Schnippchen schlägt.
Obwohl der Wagen einen Zentimeter kürzer wird, bietet er innen - zwei Zentimeter mehr Radstand sei Dank - spürbar mehr Platz. Und obwohl sich vor allem die Hinterbänkler besser aufgehoben fühlen denn je, der Kofferraum gleich um imposante 54 Liter wächst und die Ausstattung deutlich erweitert wurde, speckt der Swift auch noch ordentlich ab. Nicht 10 oder 20, sondern fette 120 Kilo sparen die Japaner im besten Fall ein und kommen so auf einen Gewichtsvorteil von mehr als zehn Prozent.
Wenig in der Stadt, engagiert über Land
Das spürt man beim Tanken und Fahren - zumal der Swift auch eine breitere Spur und damit einen stabileren Stand hat und obendrein der Wendekreis ein wenig geschrumpft ist. So fühlt sich der Kleinwagen in der Großstadt noch handlicher und agiler an und macht auf der Landstraße einen engagierteren und zugleich erwachseneren Eindruck. Er hängt besser am Gas und kommt schneller ums Heck.
Und anders als echte Sportskanonen vom Schlage eines Mini oder eines Audi A1 ist er kein brettharter Knochenschüttler mit scharfer Lenkung, sondern noch immer ein gemütlicher Gesell für jeden Geschmack.
Mit drei Zylindern vorn dabei
Downsizing - das war nicht nur die Maxime bei den Abmessungen, sondern auch beim Antrieb. Neben einem Vierzylinder mit 1,2 Litern Hubraum und 66 kW/90 PS sowie der in dieser Klasse seltenen Option auf Allradantrieb bietet Suzuki nun für 16 940 Euro aufwärts erstmals auch einen Dreizylinder an. Der Motor hat nur einen Liter Hubraum, kompensiert das aber mit einem Turbo und hat bei 82 kW/112 PS und bis zu 170 Newtonmeter mit dem Fliegengewicht buchstäblich leichtes Spiel. Erst recht, wenn man ihn als SHVS bestellt.
Dann gibt es statt des normalen Anlassers einen besonders starken Riemengenerator, der dem Motor beim Anfahren und Beschleunigen unter die Arme greift. Wer geschickt am leider nur fünfstufigen Schaltgetriebe agiert, kommt so in 10,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und erreicht bei Vollgas immerhin 195 Sachen. Und weil er beim Abbremsen den Strom für seinen nächsten Spurt produziert, senkt er auch den Verbrauch und macht den Diesel beinahe überflüssig.
Aufrüstung bei der Ausstattung
Zwar stand die Abrüstung offenbar ganz oben auf der Agenda von Suzuki. Doch zumindest bei der Ausstattung haben die Japaner eine entgegengesetzte Strategie verfolgt. Nicht umsonst haben sie ein großes Touchscreen-Infotainment-System mit Apple Carplay und Android Auto eingebaut und ihr Sicherheitsangebot deutlich erweitert. So gibt es nun einen Radartempomaten mit Abstandsregelung und eine Kombination aus Kamera und Laserscanner, die bei der Spurführung hilft, die City-Notbremse steuert, das Fernlicht aktiviert und den Fahrer warnt, wenn seine Aufmerksamkeit nachlässt.
Nur für eine liebevolle Materialauswahl hat es am Ende offenbar nicht mehr gereicht. Vor allem jenseits des Cockpits sind die Kunststoffe deshalb hart und schmucklos und die Verkleidung wirkt oft billig.
Fazit: Weniger ist mehr
Weniger Hubraum, aber mehr Fahrspaß und zugleich mehr Effizienz; weniger Länge und trotzdem spürbar mehr Platz; mehr Technik bei weniger Gewicht - selten hat ein Hersteller das Downsizing so konsequent zu Ende gedacht wie Suzuki. Erst recht nicht bei einem Kleinwagen. So beweist der Swift, dass weniger tatsächlich mehr sein kann und wird zu einer echten Alternative im Großstadt-Dschungel.
Datenblatt: Suzuki Swift 1.0 BoosterJet SHVS
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke