Ford Mondeo: Auch schon da?
Berlin (dpa-infocom) - Er kommt spät, aber gewaltig: Zwei Jahre nach dem ursprünglichen Starttermin bringt Ford den neuen Mondeo heraus. Der Autobauer will damit in der Mittelklasse nach vorne fahren.
Trotz der Verspätung ist das Flaggschiff auf der Höhe der Zeit.
Der neue Mondeo kommt mit ordentlich Verspätung. Jetzt hat das Warten bald ein Ende und das neue Flaggschiff steht zu Preisen ab 27 150 Euro tatsächlich bei den Händlern: Die ersten Exemplare des Fließhecks und der exakt 1000 Euro teureren Kombis waren bereits im November lieferbar. Die komplette Auswahl gibt es zur offiziellen Markteinführung am 7. Februar.
Schluss mit der Spießigkeit
Eine echte Überraschung ist das Design natürlich nicht mehr. Dafür hat man den Wagen mittlerweile einfach schon auf zu vielen Automessen gesehen. Doch verglichen mit Konkurrenten wie dem neuen VW Passat oder dem Opel Insignia und erst recht mit dem ziemlich angestaubten Vorgänger sieht der neue Mondeo trotzdem frisch und forsch aus. Ein stolz geschwelter Kühlergrill, scharfe, schmale Scheinwerfer mit LED-Technik, eine kräftig gewölbte Motorhaube machen Schluss mit der Spießigkeit.
Auch innen beginnt bei Ford mit dem Mondeo eine neue Zeit: Die Instrumente sind - zumindest gegen Aufpreis - komplett digital, für die Smartphone-Integration steht das Multimedia-System Sync und die meisten Funktionen bedient man über den großen Touchscreen oder per Spracheingabe. Außerdem hat Ford mehr Geld und Geduld ins Material gesteckt und den Mondeo mit reichlich Lack und Leder geadelt.
WenigerPremiumund weniger Platz als der Passat
Der Ansatz ist gut, und vor zwei Jahren hätten die Kölner damit noch ordentlich punkten können. Doch fährt ihnen vor allem der VW Passat in die Parade: Sein Digital-Cockpit ist größer, brillanter und vielseitiger, Mirrorlink integriert die Smartphones mindestens genauso gut wie Sync und die Materialauswahl ist besser als es der Preisunterschied von rund zehn Prozent rechtfertigt.
Außerdem bietet der Mondeo weniger Raum als sein stattliches Format vermuten lässt: Bei 2,85 Metern Radstand und 4,87 Metern Länge ist das Platzangebot auf der Rückbank mit nur 4,87 Metern und der Kofferraum mit 550 Litern nicht überragend. Der Kombi bleibt mit 525-1630 Litern Laderaum sogar zwei Reisetaschen hinter dem Passat (650-1780 Liter) zurück.
Aktuelle Ausstattung
Dafür ist seine Ausstattung auf der Höhe der Zeit: Er hält automatisch Abstand zum Vordermann, rangiert selbstständig in Parklücken und wieder heraus, hilft bei Spurführung und Spurwechsel und liest die Verkehrszeichen. Angesichts der Verspätung sind diese Extras zwar mittlerweile Standard in der Mittelklasse. Doch in einem Detail hat Ford den Vorsprung gehalten: Kein anderes Auto diesseits der Mercedes S-Klasse bietet im Fond Airbags mit integrierten Gurten.
Die große Stunde des Mondeo schlägt, wenn es ums Fahren geht. Auf der Autobahn ist das neue Modell noch vergleichsweise unauffällig und gibt auch akustisch den absoluten Leisetreter. Doch auf einer kurvigen Landstraße wird der Mondeo plötzlich ungeheuer munter: Die Lenkung sehr präzise und der Kontakt zwischen Fahrer und Fahrbahn ausgesprochen eng, schnürt der Wagen nur so durch die Kurven, bügelt auch grobe Bodenwellen aus und lässt sich nicht von Längsrillen aus der Ruhe bringen. So lebendig kann eine Limousine sein.
Mehr Auswahl unter der Motorhaube
Unter der Haube bietet Ford der Kundschaft künftig mehr Auswahl denn je: In der Start-Aufstellung fahren drei Benziner und drei Diesel, die ein Leistungsspektrum von 85 kW/115 PS bis 176 kW/240 PS abdecken, auf Verbrauchswerte von 3,6 Litern Diesel bis 7,5 Liter Benzin kommen und beim CO2-Ausstoß zwischen 94 und 174 g/km liegen. Außerdem gibt es den Mondeo erstmals auch als Hybrid-Modell mit einer Systemleistung von 138 kW/188 PS und einem CO2-Ausstoß von 99 g/km. Als wäre das noch nicht genug, gibt es 2015 ein paar Varianten mit Allradantrieb, den mit 92 kW/125 PS ersten Dreizylinder-Benziner im Segment und einen Power-Diesel mit 154 kW/210 PS und über 440 Nm.
Dieser Motor ist zwar eine schöne Aussicht für Autobahn-Kuriere. Doch nötig hat der Mondeo so viele Muskeln nicht. Schon der aktuell stärkste Selbstzünder fährt mit seinen 132 kW/180 PS und 340 Nm in der Spaßwertung weit nach vorne: Er hängt gut am Gas, ist laufruhig und kultiviert und packt beim Kickdown so kräftig zu, dass es flott voran geht mit der 1,6 Tonnen schweren Limousine. 8,4 Sekunden von 0 auf 100 km/h und ein Spitzentempo von 225 km/h - das klingt weniger sportlich als sich das im neuen Mondeo tatsächlich anfühlt.
Fazit: Großer Ford-Schritt in der Mittelklasse
Um der Konkurrenz davon zu fahren, kommt der neue Mondeo zwar zu spät. Doch auch zwei Jahre nach der Zeit ist das Flaggschiff noch up-to-date. Wenn schon nicht für die Mittelklasse, dann ist der Mondeo zumindest für die Kölner ein großer Ford-Schritt.
Datenblatt: FordMondeo2.0TDCi
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke