Honda Insight: Der durch die Blume spricht
Im Cockpit des Hybrid-Autos zeigen elektronische Blumen, wie sparsam der Fahrer unterwegs ist.
Düsseldorf. Der Insight sieht dem Prius verdammt ähnlich. Honda hört das nicht gern und verweist auf konstruktive Zwänge, die Hybrid-Autos in ein ähnliches Blechkleid zwingen würden. Den Luftwiderstand mache nun mal eine keilförmige Silhouette mit scharf abrasiertem Heck am ehesten den Garaus.
Doch das Antriebskonzept beider Strom-Sprit-Autos unterscheidet sich markant. Das merkt man bereits beim Starten mit dem Insight. Da schnurrt der 88 PS-Benzinmotor (1,3 Liter Hubraum) leise vor sich hin. Im Prius wäre es still. Erst der Tritt aufs Gaspedal erweckt den Antrieb zum Leben - den Elektroantrieb.
Der zieht den Wagen fast geräuschlos und allein sanft nach oben, der Benzinmotor folgt, wenn die Stromkraft nicht mehr reicht. Beim Insight läuft der 1,2- Liter-Benzinmotor (fast) immer und wird durch den Elektromotor unterstützt. Nur mit Strom lässt sich allenfalls ganz kurz mal fahren, wenn man ohne Last bergab rollt.
Dafür reichen die 14 PS aus dem Elektromotor, der seine Stärke aber immer dann ausspielt, wenn aus dem Vierzylinder viel Kraft zum Beschleunigen abgerufen werden soll - beim Ampelstart, beim Überholen etwa, beim Antritt am Berg.
Hier wird der Vorzug elektrischer Motoren - ganz wie bei der Straßenbahn - ausgenutzt: Sie bieten gleich nach dem Start ein sehr zupackendes Drehmoment an, das mit wachsendem Tempo aber abflacht. Den Strom für die Batterie liefert ein großer Akku, der u. a. beim Bremsen aufgeladen wird und Platz sparend unter dem Kofferraum sitzt.
Noch ist das keine leistungsfähige Lithium-Ionen-Batterie, aber die hat derzeit noch keine Marke im Angebot. Ab 19 550 Euro wird der Insight kosten. Damit ist er rund 5 000 Euro preiswerter als ein Toyota Prius. Verkaufsstart ist am 18. April.
Die ersten Ausfahrten mit dem Insight zeigten, dass man durchaus freudvoll unterwegs ist, in der Stadt souverän. Tempo 187 ist möglich, wird aber nicht eben spritzig erreicht - wozu aber auch, man will ja sparen. Das stufenlose Automatikgetriebe zieht den Wagen besonders auf den ersten Metern kräftig nach vorn.
Ein Sportler, das zeigt auch der Blick in die Datenliste, ist das Auto nicht. Fast 13 Sekunden dauert es bis zu Tempo 100, aber das dann wunderbar sauber: Mit 101 Gramm CO2 pro Kilometer steht der Wagen in der Liste, da haben E-Motor und Start- Stopp-Automatik eine ganz große Aktie daran. Erste Testrunden konnten mit fünf Litern pro 100 Kilometern absolviert werden. Doch da muss man sehr auf das Auto hören und hinschauen, welche Spar-Hinweise es anbietet.
Womit wir bei den Blumen sind, durch die das Auto spricht. Natürlich, im Display elektronisch aufblühende oder welkende Blümchen als Indiz für das Sparverhalten des Fahrers haben etwas Kitschiges an sich. Man muss das nicht mögen. Wenn man sich aber darauf einlässt, wird der Ehrgeiz zum Sparen angestachelt.
Um seine Öko-Blümchen frisch zu halten, muss man im Insight vor allem erst mal die - natürlich grüne - Econ- Taste links vom Lenkrad drücken. Dann sinkt das Drehmoment um vier Prozent, die Leistung wird verringert, es schaltet sich "weicher" und sogar der Klimaanlage wird etwas Kraft genommen. Das Farbspiel hinter der Geschwindigkeitsanzeige soll Insight-Lenkern zusätzlich zum Nachdenken motivieren.
Grün wird es im Cockpit, wenn alles in Butter ist, blau strahlt der Hintergrund, wenn der Spar-Pfad verlassen wird. Econ-Knopf plus Fahrer sollen bis zu zehn Prozent Sprit sparen helfen, sagt der Hersteller, überprüfbar war das noch nicht.
Eindeutig aber ist die Quittung, wenn man das Spar-Mobil nach einer Spar- Runde mit heißer Sohle bewegt: Dann welkt das Spar- Blümchen im Cockpit und rüttelt am grünen Gewissen des Verschwenders. Der kann flugs reagieren. Wer mag schon verwelkte Blumen?
TECHNISCHE DATEN
ANTRIEB: Ein E-Motor mit 10,3 kW/14 PS, ein Benzinmotor 65 kW/88 PS (1,3 l). Drehmoment 167 Nm, 187 km/h.
VERBRAUCH: Ab 4,4 Liter auf 100 Kilometer
UMWELT: CO2-Ausstoß 101 Gramm pro Kilometer
KOFFERRAUM: 408 Liter
PREISE: Ab 19 550 Euro.
Verkauf ab 18. April. Im nächsten Jahr soll ein Hybrid-Sportcoupé hinzukommen.