Mercedes G 63 AMG 6x6: Offroad-Extremist für die Wüste
Berlin (dpa-infocom) — Je älter die Kinder, desto größer das Spielzeug. Auf diese Formel gründen Sportwagenhersteller wie Ferrari oder Lamborghini ihre Existenz. Jetzt mischt neben den Supersportwagen auch ein neuer Geländewagen aus dem Hause Daimler mit.
Weil die Scheichs am Golf zum Spielen gern in den großen Sandkasten vor ihrer Haustür gehen - in die Wüste -, lockt sie Mercedes nun mit einem Offroad-Giganten, wie man ihn selbst in Dubai noch nicht gesehen hat: dem G 63 AMG 6x6.
Keine Wüste ist ihm zu wild
Für die Fahrt durch Sand haben die Schwaben den dienstalten Geländegänger zum Dreiachser umgerüstet und damit die Traktion um satte 50 Prozent gesteigert: Wenn sechs 37-Zoll-Reifen durch den Dreck wühlen und fünf Differentialsperren die Kraft verteilen, dann ist selbst einem vier Tonnen schweren Koloss wohl keine Wüste zu wild.
Seine Tauglichkeit auf rauem Terrain beschert dem Biest von Benz eine ausgefuchste Offroad-Technik. Mit sogenannten Portalachsen, die nicht in der Mitte aufs Rad stoßen, sondern mit einem speziellen Anschlussgetriebe nach oben rücken, wächst die Bodenfreiheit von 21 auf 46 Zentimeter.
Mit einem integrierten Luftsystem kann man vom Cockpit aus den Reifendruck verändern. Pfffft — schon hat der Titan sechs vergleichsweise schlaffe Pneus und bringt so mit seinen einen Meter hohen Spezialreifen wenig Druck auf den Sand. So sinkt der G 63 nicht ein und kann besser über die Dünen gleiten. Auf Knopfdruck zischt es anschließend wieder aus vier 20-Liter-Flaschen in den Radkästen, und mit acht bar schießt die Luft zurück in die Reifen.
So ganz allein für die Scheichs hat Mercedes den 6x6 aber nicht entwickelt. Hinter dem Projekt steckt eigentlich die australische Armee. Sie hat insgesamt 2000 6x6-Modelle der G-Klasse für alle möglichen Transportaufgaben im Outback bestellt und die Schwaben damit erst auf die Idee mit dem potenten Pick-up gebracht.
Luxus und Leistung satt
Wo die Soldaten mit karger Ausstattung und magerer Motorleistung vorlieb nehmen müssen, ist das G-Modell für die Wüste ordentlich aufgerüstet: Innen hat Mercedes dem Wagen üppigen Besatz in Lack und Leder sowie vier klimatisierte Einzelsitze gegönnt. Und unter der Haube tobt der neue V8-Motor: Mit 400 kW/544 PS aus 5,5 Litern Hubraum und bis zu 760 Newtonmetern Drehmoment sorgt er dafür, dass dem Dreiachser nicht die Puste ausgeht. Die Höchstgeschwindigkeit haben die Ingenieure auf 160 km/h limitiert.
Dass der G bei seinem Wüstenritt wahrscheinlich mehr Sprit braucht, als eine ganze Herde Kamele Wasser, und dass man den CO2-Ausstoß eher in Kilo als in Gramm berechnen müsste, ist wohl von untergeordnetem Interesse. Benzin ist am Golf billiger als Bier, und wer sich dieses Auto leisten kann, sitzt mit gewisser Wahrscheinlichkeit ohnehin buchstäblich an der Quelle. Mercedes hat sich bislang nicht einmal die Mühe gemacht, den Verbrauch auszurechnen. Ebenfalls völlig offen ist der Preis für den Offroad-Extremisten. Schon der normale G 63 AMG kostet fast 140 000 Euro, der 6x6 dürfte weit teurer werden.
Aber noch ist das nur eine Nebensache. Denn offiziell ist der G 63 AMG 6x6 noch eine „seriennahe Studie“, mit der Mercedes die Kundenresonanz für eine Kleinserie testen will. Doch wer bei den Probefahrten um Dubai gesehen hat, wie scharf die Scheichs auf den Koloss sind, der muss sich um die Zukunft des Dreiachsers keine Sorgen machen. Das weiß auch Baureihenchef Axel Harries und verspricht deshalb schon vor der ersten Testfahrt: „Ab Oktober können wir liefern.“
Fazit: Ein Spielzeug für sehr große Sandkästen
Auf dem Boulevard nicht zu übersehen und in Wüste kaum zu stoppen - das macht den G 63 AMG 6x6 zum Traumwagen für Scheichs und Oligarchen. Allerdings braucht man für den Giganten nicht nur Geld wie Heu und ein lässiges Umweltgewissen, sondern auch den richtigen Abenteuerspielplatz. Denn ohne einen ausreichend großen Sandkasten macht auch das spektakulärste Allrad-Spielzeug keinen Spaß.
Datenblatt: Mercedes G 63 AMG 6x6
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke