Mercedes SL 500: Luxus leicht gemacht
Der neue SL 500 hat dank Aluminium-Karosse um 110 Kilogramm abgespeckt.
Düsseldorf. Seit sechzig Jahren träumen Menschen in aller Welt vom Mercedes SL. Ja, wenn sie könnten, wie sie wollten... Aber kaum einer kann, wie er wollte, denn der Preis siebt die wenigen Käufer schnell aus der Überzahl der Träumer aus.
Zum Aufwachen und Aufregen drum schnell zu Beginn der unerfreulichste Teil am neuen SL 500, der jetzt erstmals zu fahren war. Er kostet 117 096 Euro, ohne Extras. Der Trost ist gering, aber der kleinere SL 350 kostet gut 25 000 Euro weniger.
Seit das erste Modell der Reihe im März 1952 - damals noch als geschlossener Flügeltürer - auf den Markt kam, gilt ein SL (das steht für „Sport leicht“) zu allen Zeiten als Stilikone: So muss formvollendetes Roadster- Design aussehen. Der neue SL 500 steht da erfolgreich in langer Tradition.
Vom Vorgänger werden ihn nur Kenner unterscheiden. Aber unterm Blech haben die Schwaben Revolution gemacht. Denn erstmals besteht eine SL-Karosse nahezu komplett aus Aluminium. Das Aluminium macht den SL 500 bis zu 110 Kilo leichter. Wirklich nötig hat es der große SL 500 natürlich nicht, abzuspecken. Denn 435 PS aus acht Zylindern würde auch mit Übergewicht glänzend fertig werden (leer: 1,8 Tonnen).
So aber will Mercedes überragende Fahrleistung noch sparsamer anbieten - weniger Gewicht, weniger Verbrauch. Das klappt natürlich, wenn der Normverbrauch für den Prospekt ermittelt wird. 9,1 Liter auf 100 km stehen da zu Buche. Aber wer das schaffen möchte, sollte sich nicht solch ein Auto kaufen.
Die Premierenfahrten mit dem SL 500 durch Hunderte Bergkurven, über Pässe, Metropolen und Autobahnen ließ 13 Liter im Display erscheinen, in den Bergen noch mehr. Das kann man natürlich beklagen. Wer sich aber für so viel Überfluss an Leistung entscheidet, muss nicht kleinlich rechnen und die (Um-)Welt will er auch nicht retten, gleichwohl ihn da eine Start-Stopp- Automatik effektiv unterstützen würde.
Und dieses vorzügliche Getriebe! Eine Siebengang- Automatik, die so fein abgestimmt ist, dass man die Gangwechsel fast nie bemerkt und die feiner als jeder Gasfuß dafür sorgt, dass immer die Übersetzung anliegt, die am besten sparen hilft. Der SL ist seit sechs Jahrzehnten ein Objekt für Lust und Laster, kein Vernunftmobil.
Also hilft es auch nicht, den Kopf zu schütteln, dass der Achtzylinder sage und schreibe 700 Nm Drehmoment anbieten kann, was für brachialen Antrieb sorgt. Dabei stößt der Achtzylinder jenen Motorsound aus, den SL-Fahrer und SL-Träumer seit Generationen so lieben.
Rasante Kurvenfahrten machen den Fahrer leichtsinnig, so eindrucksvoll fängt die Elektronik den Wagen in Grenzbereichen der Physik ab. Aber fährt man so einen SL? Das ist eher das Fahrzeug der automobilen Flaneure, die sich am liebsten offen zeigen werden.
Das Dach verschwindet auf Knopfdruck wieselflink im Heck. Dann können die beiden Insassen noch zwei Bord-Trolleys ins Ladeabteil pressen. Es öffnet sich per Sensor-Befehl, wenn man den Fuß kurz unters Heck streckt. Die Klappe schließt sich auch, wenn man den Fuß erneut kurz drunter hält.
Das innen alles vom Feinsten ist, versteht sich in dieser Liga von selbst, auch der von Mercedes vor Jahren erfundene Fön für den Nacken (in den Kopfstützen) ist natürlich dabei, falls es doch mal zieht bei schneller Fahrt.
Aber es zieht nicht in lästiger Weise, auch dank des nun - erstmals elektrisch ausfahrbaren Windshots. Die beiden Passagiere leiden vorn keine Platznot, sie wissen ja, worauf sie sich einlassen, auch, dass sie knapp nur überm Asphalt sitzen, da hat sich in sechzig Jahren nicht viel geändert.