Autotest Mini Countryman: Die Unschuld vom Lande

Berlin (dpa-infocom) - 4,30 Meter - wenn Mini-Fans den Zollstock am neuen Countryman anlegen, werden sie sich erschrocken abwenden. Als größter Mini aller Zeiten spricht er nicht nur dem Namen Hohn, sondern verspottet auch das Original.

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Schließlich reichten dem vor fast 60 Jahren noch 3,05 Meter.

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Markeneigentümer BMW kann die Kritik gut verschmerzen. Schon vom Vorgänger haben die Bayern über eine halbe Million Exemplare verkauft. Und wenn im Februar zu Preisen ab zunächst 26 500 Euro die zweite Auflage des aufgebockten Landmanns an den Start geht, sollen mehr Platz und mehr Praktikabilität dafür sorgen, dass es noch viel mehr werden.

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Größer als je zuvor

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Die Entwickler haben sich dafür der Architektur der kleineren BMW-Modelle bedient und letztlich den 2er Active Tourer neu eingekleidet. Die Form ist zwar typisch für Mini und auch der mit robusten Kunststoffelementen beplankte Countryman sieht dank Glubschaugen und Pausbacken aus, als wäre er ein zu groß geratenes Playmobil-Auto. Doch das Format ist bei 20 Zentimetern mehr Länge und 7,5 Zentimetern mehr Radstand größer als je zuvor.

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Je weiter der Mini damit vom Original abrückt, desto näher kommt er dem Alltag. Denn plötzlich kann man nicht nur vorne, sondern zum ersten Mal auch hinten gut sitzen. Weil die dreigeteilte Rückbank um 13 Zentimeter verschiebbar ist, bietet der Countryman einen Kofferraum, der seinen Namen auch verdient: 450 Liter passen mindestens hinter die erstmals elektrische Klappe, maximal sind es sogar 1390 Liter. Die Klappe schwingt nach einem angedeuteten Fußtritt auf. Konkurrenten wie der neue Audi Q2 oder der Mercedes GLA kommen da kaum mit.

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Organspende aus München

Auch beim Antrieb profitiert der Countryman von der Organspende aus München. Es gibt den Wagen wie alle anderen neuen Mini-Modelle mittelfristig mit drei Dieseln und vier Benzinern von 70 kW/95 PS bis 170 kW/231 PS. Der Muttermarke sei dank steht er zum ersten Mal auch als Plug-In-Hybrid zur Verfügung. Mit einem 100 kW/136 PS-Dreizylinder an der Vorderachse, einem E-Motor mit 65 kW im Heck und einem Akku dazwischen fährt der Countryman über 40 Kilometer elektrisch und kommt auf einen Normverbrauch von 2,1 Litern (CO2-Ausstoß: 49 g/km).

Je mehr Leistung der Motor bietet, desto mehr fühlt sich der Countryman nach Mini an: Zwar können auch die 141 kW/192 PS und die 280 Newtonmeter des Cooper S zum Beispiel die 1,6 Tonnen nicht überspielen. Mit einem 4,30 Meter langen Auto muss man in Kurven etwas weiter ausholen. Und so segensreich der Allrad im Winter oder auf Abwegen sein mag, so wenig Nervenkitzel lässt er bei verschärfter Gangart zu. Doch wenn man mit der Achtstufen-Automatik in 7,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt, mit bis zu 222 km/h über die Autobahn fegt oder mit strammem Fahrwerk und scharfer Lenkung über die Landstraßen tobt, wird selbst der Countryman ein bisschen zur Spaßgranate und ein Winterausflug zur Zwischenprüfung bei der Rallye Monte Carlo.

Ausstattung: Einmal Mini, immer Mini

Typisch Mini ist der Countryman dagegen bei Ambiente und Ausstattung. Denn es bleibt beim verspielten Cockpit mit den Kippschaltern in der Mittelkonsole und dem zentralen, jetzt endlich als Touchscreen konstruierten Rundbildschirm im Stil einer alten Musik-Box, auf den man viel öfter schaut als auf den kleinen Tacho hinter dem Lenkrad. Vor allem bleibt es bei augenzwinkernden Details wie den Farbspielen auf dem Leuchtring um den Bildschirm, dem neuen Country Timer, der die Zeit im Gelände misst, oder Extras wie dem Mini Find Made, mit dem man künftig nichts mehr vergessen soll.

So, wie früher Schussel ihren Schlüssel mit einem Pfiff wiederfinden konnten, sind diese Chips über Bluetooth mit dem Bordcomputer verbunden. Deshalb schlägt der Mini Alarm, wenn zum Beispiel die Brieftasche nicht an Bord ist. Weil Engländer schließlich gerne Picknick machen, es um das Wetter auf der Insel aber bisweilen nicht so gut bestellt ist, kann man aus dem Kofferraumboden eine Sitzbank heraus klappen und seine Pause unter der Heckklappe im Trockenen genießen.

Fazit: Typisch untypisch

Riesig groß, geräumig, variabel und bei aller Spielerei fast schon erwachsen - so hat sich Mini mit dem neuen Countryman maximal von seinem Markenkern entfernt. Doch dafür sind die Briten endlich im Hier und Heute angekommen und haben zum ersten Mal ein praktisches Auto gebaut. Puristen werden den Maxi-Mini verfluchen, weil er so untypisch für Mini ist. Doch für alle anderen ist er einfach ein weiteres Bonsai-SUV, das alltagstauglich und mit seinem Charme aus der Masse heraussticht. Und wenn es etwas gibt, was typisch Mini ist, dann ist es, dass die Briten untypische Autos bauen.

Datenblatt: Mini Countryman Cooper S

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke