Nissan NV200: Der Freund der Familie

Der NV200 setzt auf innere Werte und überzeugt auf langen Strecken.

Düsseldorf. Er ist der Van des Jahres 2010 und die Wette gilt: Sie werden ihn auf deutschen Straßen bisher kaum gesehen haben, oder? Am Preis kann das nicht liegen, denn für 15 767 Euro Start-Angebot schieben andere Hersteller gerade mal einen Kleinwagen in den Schauraum.

Es dürfte dann wohl doch eher die äußere Erscheinung sein, die man irgendwo ganz nah dran an der Unscheinbarkeit einordnen möchte. Was in keiner Weise heißt, dass der Wagen hässlich ist. Die Front ist schnittig gezogen, das Nissan-Familiengesicht dominiert die Optik der Kühlerschürze. Allerdings steht er auf seinen schmalen 175er Leicht-Lkw- Reifen und den 14-Zoll-Felgen fast etwas hilflos da. Doch wer den Wagen herausfordert, wird seine Qualitäten - am besten auf richtig langen Strecken - zu schätzen lernen.

Was der NV200 definitiv zur Genüge hat, ist Platz. Die getestete Variante (Werksname: Kombi) war als Siebensitzer ausgelegt. Der Dreiersitzbank in der zweiten Reihe folgen noch zwei Einzelsessel in Reihe drei. Die kann man bei Bedarf nach oben wegklappen. Dann stehen füllige 2,1 Kubikmeter Laderaum zur Verfügung, die sich dank umlegbarer zweiter Sitzreihe sogar noch auf fast drei Kubikmeter dehnen lassen. Sogar in voller 7-Sitz-Bestuhlung sind es noch 900 nutzbare Liter Kofferraum und auch die erlaubte Nutzlast von 718 Kilogramm braucht sich nicht zu verstecken.

Damit ein Auto unter dieser Bürde nicht in die Knie geht, ist ein passendes Fahrwerk nötig. Nissan lässt seinen Kasten über Blattfedern schwingen - was vom ursprünglichen Zweck als Nutzmobil herrührt. Unter voller Beladung funktioniert die Federung wunderbar komfortabel, zeigt aber baubedingte Schwächen bei Leerfahrten über raues Geläuf.

Fahrgäste spüren das in gedämpfter Form leider auch. Sind die Vordersitze noch bestens gepolstert und gut in Seitenführung und Beinauflage, so fehlt es der zweiten Reihe ein wenig an Fülle im Polster. Grobe Stöße sind deswegen fast ungefiltert spürbar. Kopf und Beinfreiheit indes sind üppig.

Richtig Spaß macht der NV200 mit dem Dieselmotor. Der getestet 90 PS (66 kW) leistende Selbstzünder mobilisiert seine 200 Nm Drehmoment auf beherzte Art und sparsame Weise. Bei Geschwindigkeiten unter 130 km/h sprühen gut sieben Liter durch die Düsen. Drosselt man auf Landstraßentempo, schafft man die 5 vor dem Komma.

Der erwähnte Einstandspreis gilt für den Kastenwagen mit 1,6-Liter-Benziner. Der preiswerteste Diesel steht für 16 957 Euro bereit. Der getestete Kombi kostet als „Premuim“-Variante vernünftige 20 120 Euro.