Nissan Qashqai: Über Kreuz und mit dem Zeitgeist
Berlin (dpa-infocom) - Der Nissan Qashqai war einer der ersten CrossOver. Mittlerweile muss er um seine Führungsrolle bangen. Nun kommt die zweite Generation des Qashqai heraus. Dabei hat sich Nissan auf die Stärken des Bestsellers konzentriert.
Die Vorteile verschiedener Fahrzeuggattungen vereinen und die Nachteile umgehen - mit diesem Anspruch haben die Automobilhersteller in den letzten Jahren die Idee vom CrossOver geboren. Einer der ersten unter diesen Grenzgängern war der Nissan Qashqai, den die Japaner als Alternative zum konventionellen Fünftürer in der Kompaktklasse aus Kombi, Van und Geländewagen gemischt haben.
Die Stärken im Blick
Wenn Nissan zum 15. Februar die zweite Generation des Qashqai in den Handel bringt, werden die Stärken des Bestsellers noch einmal etwas besser herausgearbeitet. Das Design sportlicher, das Platzangebot großzügiger, die Motoren sparsamer und die Ausstattung intelligenter - so soll der Nissan die Konkurrenz auf Distanz halten. Selbst am Preis haben die Japaner noch ein bisschen gedreht und ihn immerhin um 50 Euro auf 19 940 Euro gesenkt.
Obwohl Nissan selbst nur von einer Evolution spricht, was in der Regel ein paar neue Chromleisten und ein bisschen frische Schminke meint, kann man den Generationswechsel hier auf Anhieb erkennen: Aus dem verchromten Kühlergrill zieht sich mit dicken Wülsten ein markantes V über die Motorhaube, über den Rädern zeichnen sich markante Höcker ab wie bei einem Sportwagen und die Flanke ist sehnig wie bei einem Rennpferd. Weil der Qashqai dazu ein wenig flacher aber etwas breiter und länger wird, steht er viel satter auf der Straße und wirkt neben Biedermännern wie Golf und Co. wie ein Bodybuilder.
Sitzgefühl wie im Sportwagen
Den sportlichen Anspruch spürt man auch hinter dem Steuer. Nicht so sehr wegen der eher bescheiden dimensionierten Motoren, sondern eher wegen der Sitzposition: Zwar reist man erhaben und genießt den guten Überblick wie in einem Geländewagen. Aber die Sitze vergleichsweise tief montiert und das Cockpit dafür um so höher konstruiert, wird man vom Qashqai förmlich vereinnahmt.
Dabei fällt der Blick auch auf die neuen Instrumente. Sie leben von zwei großen Monitoren. Der eine steckt zwischen Tacho und Drehzahlmesser und ist so liebevoll programmiert, dass man sein Auto dort sogar in der individuellen Farbe sieht. Der andere thront über dem Mitteltunnel. Er ist buchstäblich das neue Fenster zur Welt. Denn neben einer Online-Navigation laufen darauf auch Apps und die Kamerabilder der 360-Grad-Überwachung, die beim Rangieren den Blick nach draußen überflüssig machen.
Hinten gehen die Ideen aus
In der ersten Reihe macht der Qashqai einen echten Sprung nach vorn. Doch im Fond sind den Entwicklern offenbar die Ideen ausgegangen. Denn wo man bei mancher Konkurrenz auf verschiebbaren Einzelsitzen reist, hinten munter Stühlerücken spielen kann, Tische aus den Lehnen zaubert und überall Staufächer entdeckt, müssen beim Nissan ein paar Millimeter mehr Kopf-, Knie- und Schulterfreiheit reichen. Immerhin haben sie sich für den um 20 Liter gewachsenen Kofferraum etwas Neues einfallen lassen: Dort gibt es jetzt einen zweigeteilten Ladeboden, der sich nicht nur umdrehen, sondern auch als Raumteiler aufstellen lassen kann. Außerdem ist das Fach im Souterrain exakt so groß, dass sich darunter die massive Hutablage verstauen lässt.
Obwohl mit seinen 4,37 Metern ein vergleichsweise stattliches Auto, fährt der Qashqai mit relativ bescheidenen Motoren vor. Einziger Benziner ist zunächst ein 1,2-Liter großer Vierzylinder mit 85 kW/115 PS. Daneben gibt es zwei Diesel mit 1,5 Litern und 81 kW/110 PS oder 1,6 Litern und 96 kW/130 PS. Was mager klingt, erweist sich bei der ersten Ausfahrt als allemal ausreichend.
Sparsamer als früher
Der stärkere Diesel, der als einziger auch mit Allrad bestellt werden kann, macht jedenfalls eine sehr ordentliche Figur und ist flott bei der Sache. An der Ampel hat er bei bis zu 320 Nm einen soliden Antritt und auf der Autobahn mit maximal 183 km/h genügend Puste auch für lange Strecken. Nur die stufenlose Automatik ist noch immer nichts für Europäer, weil sie sich trotz Feinschliff anfühlt wie ein Gummiband.
Was dem Qashqai an Sportlichkeit fehlt, macht er mit Sparsamkeit wett: 40 Kilo leichter, windschnittiger, mit Start-Stopp und den neuen Motoren - das drückt den Verbrauch im besten Fall auf 3,8 Liter und den CO2-Ausstoß auf rekordverdächtige 99 g/km. Für den Diesel mit CVT-Getriebe stehen 4,6 Liter und 119 g/km in der Liste.
Fazit: Ein gelungener Kompromiss für die Kompaktklasse
Sportlich geschnitten, handlich in der Stadt, innen geräumig und zur Not sogar ein bisschen geländegängig - so kann der Qashqai tatsächlich von allem ein bisschen und ist ein guter Kompromiss zwischen den üblichen Konzepten in der Kompaktklasse.
Datenblatt: NissanQashqai1.6 DieselCVT
Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke