Peugeot RCZ: Ein Löwe gibt den Sportler
Düsseldorf. Auf den Audi TT ist der Designer Boris Reinmüller derzeit gar nicht gut zu sprechen. Denn der Audi-Sportwagen wird viel zu oft zum Ideenspender erklärt, schreibt oder redet irgendwer über die Form des Peugeots RCZ.
Das ist der erste echte Sportwagen in der Geschichte der Löwen-Marke. Der 35-jährige Reinmüller hat ihn sich mit seinem Team ausgedacht, und da ist ihnen ein großer Design-Wurf gelungen.
Solch einen eleganten, sportlichen Peugeot, der das Auge mit Design-Finessen auch im Detail erfreut, steht der Marke, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert, gut zu Gesicht. Reinmüller freut sich darüber besonders, denn der heutige RCZ ist das Ergebnis eines internen Peugeot-Wettbewerbes, aus dem er als Sieger hervorging.
2007 hatte zur Frankfurter Automesse seine Studie Weltpremiere. Jetzt steht das Serienmodell am Start und - was höchst selten ist in der Branche - es gibt nur minimale Design-Änderungen gegenüber dem Entwurf. Dabei sind Dinge übrig geblieben, die Reinmüller besonders freuen. Die mächtigen Alu-Bögen etwa, die das Dach tragen oder auch die elegant gepresste, durchgehende Welle in Dach und Heckfenster, das hat was.
Natürlich kann man mit maximal 200 PS aus 1,6 Litern Hubraum keinen knallharten Sportwagen machen. Aber ein Auto, das - mit drei Motorversionen - bezahlbaren Sportwagen-Spaß bietet und sich als Sportler vor allem über das Design definiert, nicht über die schiere Kraft. Der stärkste RCZ schafft es in 7,6 Sekunden auf Tempo 100, der Zwei-Liter-Diesel braucht dafür eine Sekunde mehr. Er ist mit 28 950 Euro das teuerste RCZ-Modell. Ab 26 450 Euro lässt sich der sportlichste Löwe aller Zeiten ausführen.
Der vergleichsweise günstige Preis entsteht - wie bei anderen Marken auch - weil tief ins Konzernregal gegriffen wurde bzw. man auf Kooperationen setzte. Technische Basis bildet der Peugeot 308. Die beiden 1,6 Liter-Benzin- motoren (156 PS / 115 kW bzw. 200 PS / 147 kW) wurden gemeinsam mit BMW entwickelt. Gebaut wird der Franzose bei Magna im öster- reichischen Graz. Der Diesel nutzt die langjährige Selbstzünder-Kompetenz im eigenen Haus.
RCZ fahren bringt viel Freude, sucht man nicht den Kick in Grenzbereichen von Beschleunigung und Fahrdynamik. Man spürt ein straffes Fahrwerk, schätzt die breite Spur, das tiefe Fahrwerk. Das garantiert sicheren Kurvenspaß, aber dennoch bleibt der Komfort nicht auf der Strecke. Die Schaltwege sind kurz und knackig. Die Rundumsicht trotz flachem Dach eines Sportwagens angemessen, besser übrigens als im TT. Nur mit dem Sportwagen- Sound, da mussten die Löwen-Ingenieure etwas tricksen. Ein 1,6-Liter-Motor röhrt nun mal nicht von sich aus wie ein Porsche-Turbo. Beim Beschleunigen leitet man Ladeluft aus dem Turbo in einen Nebenkanal, der sie in eine Membrane unmittelbar an der Trennwand von Motor- und Innenraum befördert. Die lässt den Motor röhren, der gar nicht röhren kann - die Illusion ist durchaus gelungen.
Ein automatisch ausfahrender Heckspoiler fügt sich gut in Boris Reinmüllers fließende Sportwagen-Silhouette ein und rundet die eleganten Formen ab. Sein Design wird nun offenbar auch die Verpackung für einen Diesel-Hybrid im Sporttrikot werden. Peugeot denkt ernsthaft darüber nach. Dann wäre die Hinterachse elektrisch angetrieben und würde den RCZ zum Quattro machen. Und Allradantrieb und Sportwagen passen bestens zusam- men. Dann hätte Löwe noch mehr Biss und trotzdem weniger Durst.