Pick-up und Lifestyle-Laster: Der Ram 1500
Berlin (dpa-infocom) - Was dem Deutschen der Kompaktwagen, ist dem Amerikaner der Pick-up. So langsam werden sie sogar sparsamer - hier ist der Chrysler Ram 1500 ein Vorreiter. Hierzulande müssen Asphalt-Cowboys aber einiges für den Lifestylelaster blechen.
Als modernes Pendant zum Planwagen stehen die Kleinlaster jenseits des Atlantiks seit Jahrzehnten an der Spitze der Zulassungsstatistik. Waren sie anfangs technologisch nicht mehr als Pritschenwagen mit Motor, haben die Ingenieure die robusten Riesen ordentlich aufgerüstet. Von Umweltschützern als Dinosaurier gescholten, beugen sich die Pick-ups der Evolution und werden sparsamer: Verbrauchsvolumen von deutlich mehr als zehn Litern sind zwar noch die Regel, Verbesserungen um 20 Prozent aber keine Seltenheit.
Die Welt aus der Vogelperspektive sehen
Vorreiter dieser Entwicklung ist der Ram 1500 aus dem Chrysler-Konzern. Er war bei seiner Markteinführung im vergangenen Herbst der erste amerikanische Pick-up mit moderner Spritspartechnik. Das hat ihm nicht nur die Auszeichnung „Truck of the Year“ eingebracht, sondern auch die Importeure hellhörig gemacht. Mittlerweile holen einige Autohäuser den offiziell in Deutschland nicht angebotenen Riesen über den Atlantik und vermarkten ihn hierzulande als Lifestyle-Laster mit eingebauter Wildwest-Romantik.
Kaum ist man hoch auf den Bock der riesigen Blechkutsche geklettert, fühlt man sich tatsächlich wie ein Asphalt-Cowboy. Man sieht die Straße aus der Vogelperspektive, hat plötzlich einen weiten Horizont und fühlt sich in der fast sechs Meter langen Trutzburg aus 2,5 Tonnen Stahl und Glas, als könne einen nichts mehr stoppen. Bärenkräfte unter der Haube, große Spritreserven an Bord, viel Bodenfreiheit und auf Wunsch auch noch Allradantrieb - was soll einen da noch aufhalten?
Zwischen Nutzfahrzeug und Luxuslaster
Einen Grund zum Aussteigen gibt es im Ram ohnehin nicht. Die Doppelkabine mit vier Türen und sechs Plätzen bietet enorm viel Platz und Stauraum: In Konsolen und Ablagen verschwinden ein paar Dutzend Getränkedosen, es gibt mehr Becherhalter als Sitzplätze. Selbst Steckdosen haben die Entwickler eingebaut. Und Einschränkungen beim Gepäck muss auch niemand machen: Auf einer Pritsche, die nahezu als Kleinwagen-Parkplatz taugen könnte, lassen sich ein paar Koffer mühelos unterbringen.
In der Basisversion ist der Ram 1500 ein nüchternes Nutzfahrzeug mit tristen Kunststofflandschaften im Innenraum. Klettert man in der Modellhierarchie aber weiter nach oben, wird er zum Luxuslaster mit Lack und Leder. Weil immer mehr wohlhabende Familien mit raumgreifendem Freizeitverhalten zu den Kunden zählen, gibt es bei Ambiente und Ausstattung dann kaum mehr einen Unterschied etwa zum Jeep Grand Cherokee - nur dass der Ram einfach viel mehr Platz bietet.
Sechs oder acht Zylinder zur Wahl
Dem Vorurteil vom durstigen Dinosaurier wird auch der Ram 1500 auf den ersten Blick noch gerecht. Nicht umsonst gibt es den Wagen mit einem V8-Motor mit 5,7 Litern Hubraum und 290 kW/395 PS. Und auch der Basisbenziner mit sechs Zylindern, 3,6 Litern Hubraum und 224 kW/305 PS wirkt nicht wie ein Sparmotor. Doch der erste Eindruck täuscht: Eine im Windkanal optimierte Karosserie, Jalousien im Kühlergrill, eine neue Automatik mit acht Gängen und 50 Kilo weniger Blech drücken den Verbrauch schon um mehr als 20 Prozent. Wer noch etwas mehr Sprit sparen will, bestellt die Öko-Version mit Luftfederung und Start-Stopp-Automatik. So kommt man dann tatsächlich mit 12 bis 14 Litern (CO2-Ausstoß 287 bis 333 g/km) aus.
Die Sparversion ist übrigens keine Spaßbremse: Wenn man nicht gerade voll beladen ist, wirkt der Koloss auch mit dem kleineren Motor überaus kräftig. Beim Anfahren quietschen die Reifen, nach rund acht Sekunden zeigt der Tacho Tempo 100 an, und erst bei 180 km/h ist elektronisch abgeregelt Schluss. Besonders handlich ist der Pick-up dabei nicht, und auch das Fahrwerk lässt zu wünschen übrig. Aber was der Federung an Finesse fehlt, macht der Ram wieder wett: Bodenwellen, Querfugen, Schlaglöcher oder Schlammgruben durchreitet man ungehemmt wie John Wayne den Wilden Westen.
Fazit: Ein Import-Exot für Asphalt-Cowboys
Daheim mit Grundpreisen unter 20 000 Euro ein Schnäppchen, ist der Ram in Deutschland ein teures Vergnügen. Unter 40 000 Euro ist er bei den Importeuren kaum zu bekommen. Deshalb ist und bleibt er - bei aller Faszination - ein Exot für Liebhaber der Wild-West-Romantik.