Fahrbericht Porsche Cayenne Turbo im Test: Der geht voll auf den Zeiger

Berlin (dpa-infocom) - BMW X6, Range Rover Velar, Jaguar F-Pace, Maserati Levante, Bentley Bentayga, Lamborghini Urus: Seit Porsche vor knapp 15 Jahren den ersten Cayenne brachte, ist es voll geworden im sportlichen SUV-Segment.

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Doch die Schwaben wollen sich die Pole Position nicht kampflos abnehmen lassen.

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Wenn dieser Tage zu Preisen ab 74 828 Euro die dritte Generation des Geländewagens an den Start geht, wird der nicht nur sparsamer und praktischer, sondern auch stärker und sportlicher - und kommt von Beginn an auch als Turbo.

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V8-Power für das Flaggschiff der Baureihe

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Wo in den Grundmodellen ein 2,9 Liter großer V6-Motor arbeitet, tobt im Bug des Turbo ein stolzer V8, der seine Kraft aus 4,0 Litern Hubraum schöpft. Zwar klingt er in den normalen Fahrprogrammen noch ein bisschen verhalten und zerrt nicht ganz so wütend an der Kette. Doch spätestens, wenn man das kleine Rad im Lenker auf Sport oder gar Sport+ stellt, kommt Porsche-Feeling auf: Begleitet von lautem Gebrüll und den Donnerschlägen künstlicher Fehlzündungen wirft er die volle Wucht seiner 404 kW/550 PS ins Rennen und lässt einen dabei vergessen, dass man in einem Koloss von mehr als zwei Tonnen sitzt.

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Das vergisst man auf der Geraden, weil ein Drehmoment von 770 Newtonmeter trotz des Gewichts für einen Sprint von 0 auf 100 in bestenfalls 3,9 Sekunden und ein nahezu konkurrenzloses Spitzentempo von 286 km/h reicht. Und in den Kurven, weil der Cayenne dort - Neuheiten wie der Mischbereifung, der Hinterachslenkung, der Wankstabilisierung mit 48 Volt-Technik und dem ersten elektrisch ausfahrbaren SUV-Heckspoiler sei dank - auf das Format seines kleinen Bruders Macan zu schrumpfen scheint: Mit Leichtigkeit nimmt er deshalb auch enge Radien und lässt sich dabei auch von der Fliehkraft nicht aus der Ruhe bringen.

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Zwischen Faszination und Provokation

Damit dürfte Porsche Fans und Feinden des Cayenne gleichermaßen buchstäblich auf den Zeiger gehen. Den Fans im wörtlichen Sinn, weil die gierig an der roten Nadel hängen werden, die als letzte analoge Anzeige im neuen Digital-Cockpit über die Drehzahl informiert. Und die Feinde im übertragenen Sinn, weil man in dieser Klasse kaum ein unvernünftigeres Auto finden kann.

Ja, auch der Turbo ist sparsamer geworden. Aber er verbraucht selbst auf dem Prüfstand noch immer 11,7 Liter (CO2-Ausstoß: 267 g/km). Und auch das 250 kW/340 PS starke Einstiegsmodell ist mit seinen 9,0 Litern (205 g/km) nur relativ sparsam. Absolut verbraucht auch der V6 zu viel. Kein Wunder, dass es bald mindestens einen, vermutlich eher zwei Plug-in-Hybriden und dem Abgas-Skandal beim Vorgänger zum Trotz auch wieder Diesel geben wird.

Auf Kuschelkurs mit den Kritikern

Dabei meint es Porsche doch nur gut und geht sogar auf Kuschelkurs mit seinen Kritikern - und zwar an allen Fronten: Die Gralshüter des Porsche-Purismus stimmen die Schwaben milde, weil der Cayenne tatsächlich sportlicher und schnittiger wird und sich mit seinem besser proportionierten Design dem Elfer annähert.

Und wer den Wagen für überzogen hält, dem halten sie Verbrauchverbesserungen von zehn Prozent und mehr sowie einen guten Zentner weniger Gewicht entgegen - obwohl der Cayenne beim Modellwechsel zugunsten der Hinterbänkler wieder etwas größer wird und sich nun auf 4,93 Meter streckt.

Der Porsche für Praktiker

Selbst Praktiker können mit diesem Porsche ihren Frieden machen. Denn die Schwaben haben sich nicht nur darauf beschränkt, den Kofferraum zu vergrößern und nun 770 bis 1710 Liter Stauraum anzubieten. Sie haben obendrein noch viele pfiffige Details eingebaut. Das beginnt bei einem halben Dutzend Ablagen und endet bei der variablen Rückbank, die man um 16 Zentimeter verschieben und bei der Lehnenneigung in elf Stufen verstellen kann. Da kann auch der neue Panamera Sport Turismo nicht mithalten und selbst mancher Nobelkombi sieht dagegen blass aus.

Auch in der ersten Reihe fährt der Cayenne nach dem Generationswechsel voraus: Weil nicht nur die Instrumente bis auf den Drehzahlmesser digital sind, sondern beinahe die gesamte Mittelkonsole zu einer schalterlosen Fläche mit einem Touchscreen für das Online-Infotainmemt und Sensorfeldern für die Komfortfunktionen wird, sehen X6 oder F-Pace plötzlich ganz schön alt aus.

Fazit: Zu den Wurzeln zurück nach vorn

Er sieht aus wie ein Elfer auf Stelzen und fährt auch fast so und spätestens als Turbo wird er selbst dem sportlichsten Anspruch der Porsche-Fans gerecht. Damit findet der Cayenne in der dritten Auflage endlich zu den Wurzeln der Marke. Doch das Auto blickt nicht nur zurück, sondern ist mit seinem aktiven 48-Volt-Fahrwerk und mehr noch mit seinem Hightech-Cockpit der Zeit sogar ein bisschen voraus. Und für alle, die einen Porsche nicht philosophisch sehen, sondern pragmatisch, überzeugt er auch noch als Praktiker.

Datenblatt: Porsche Cayenne Turbo

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke