Fahrbericht VW Arteon: Der Passat mit dem Plus

Berlin (dpa-infocom) - Aller guten Dinge sind drei: Nachdem VW mit dem Phaeton und dem CC gescheitert ist, nehmen die Niedersachsen jetzt einen neuen Anlauf für den Aufstieg und krönen ihre europäische Modellpalette mit dem Arteon.

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Das neue Flaggschiff liegt etwa 5000 Euro über dem Passat und kommt im Juni in den Handel. Zunächst beginnen die Preise bei 39 675 Euro. Doch wenn die Motorpalette erst einmal komplett ist, soll es bei bürgerlichen 35 000 Euro losgehen.

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Viel Glanz und Gloria fürs Geld

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Für einen Preis, der noch immer deutlich unter den Premium-Modellen aus dem deutschen Süden liegt, bietet der Arteon reichlich Glanz und Gloria. Mit einer Breite von 2,13 Metern und einer Länge von 4,86 Metern hat der Arteon nicht nur ein stattliches Format, sondern er probt auch einen stolzen Auftritt.

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Der blendend verchromte Kühlergrill verschmilzt mit den Scheinwerfern und reicht deshalb bis in die Kotflügel. Die Motorhaube ist lang, die Flanke schlank und schnittig, das Dach flach, und das Heck verführerischer als alles, was in Wolfsburg bislang ins Blech gepresst wurde.

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Neues Design, vertraute Technik

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So eigenständig das Design, so vertraut die Technik. Denn im Grunde ist der Arteon nur ein Passat im feinen Zwirn. Allerdings spielt den Entwicklern diesmal anders als beim Vorgänger CC die Flexibilität der Plattform in die Karten. Deshalb hat der neue Leitwolf neben den rahmenlosen Türen und der Coupé-Silhouette unter anderem einen fünf Zentimeter längeren Radstand.

Davon profitieren insbesondere die Hinterbänkler, die mehr Beinfreiheit genießen als in jedem anderen VW. Auch der Kofferraum ist mit einem Fassungsvermögen von 563 Litern von stattlichem Format - zumal sich der im Dach angeschlagenen Heckklappe sei Dank zum Beladen ein riesiger Schlund auftut.

In der ersten Reihe Passat pur

Vorne dagegen geben sich Arteon und Passat nicht viel: Hier wie dort schaut man auf ein piekfein verarbeitetes Interieur und staunt über ein Hightech-Cockpit mit animierten Instrumenten und einem Touchscreen, der größer ist als im BMW 7er.

Darauf laufen neben der Navigation auch eine gestochen scharfe Kameraüberwachung beim Rangieren, Online-Dienste und eine Reihe eigener VW-Apps.

Auf der Autobahn der große Gleiter

Dass sich der Arteon trotzdem auch für den Fahrer ein bisschen anders anfühlt, liegt vor allem am längeren Radstand und der breiteren Spur. Ohne dass es ihm auf einer engen Landstraße zum Nachteil gereichen würde, wirkt der Fünfsitzer damit vor allem auf der Autobahn viel größer und gediegener als ein Passat. Er fährt leiser, hält sturer seine Spur und lässt sich von Unebenheiten noch weniger aus der Ruhe bringen.

Außerdem hat er die intelligenteren Assistenten. Die Systeme kennt man schon, doch hat VW die Software um ein paar Funktionen ergänzt. Die LED-Scheinwerfer lassen sich jetzt auch vom Navi sagen, wohin sie leuchten sollen. Und der Tempomat hält nicht nur den Abstand zum Vordermann, sondern bremst auch vor Tempolimits oder Kreisverkehren auf die richtige Geschwindigkeit herunter.

280 PS beflügeln die Premium-Phantasie

In Fahrt bringen den Arteon dabei zunächst drei Motoren, die allesamt vier Zylinder und zwei Liter Hubraum haben: Zwei Diesel mit 110 kW/150 PS oder 176 kW/240 PS und ein Benziner, der mit Hilfe eines Turbos auf 206 kW/280 PS kommt und so am besten zu den Aufstiegsambitionen passt - nicht zuletzt, weil damit auch der Preis auf Premium-Niveau steigt und erst bei 49 325 Euro beginnt.

Serienmäßig mit Allradantrieb und Doppelkupplung ausgestattet, geht er mit bis zu 350 Newtonmeter zu Werke und legt entsprechend viel Elan an den Tag: Von 0 auf 100 km/h in 5,6 Sekunden und bei Vollgas mühelos 250 Sachen - damit muss sich der Arteon nicht vor einem Audi A5 oder einem BMW 4er verstecken. Auch der Normverbrauch von 7,3 Litern (CO2-Ausstoß: 164 g/km) geht bei so viel Fahrspaß in Ordnung. Bei diesen drei Triebwerken soll es nicht bleiben. Fest versprochen sind bereits ein weiterer Diesel mit 140 kW/190 PS, zwei weitere Benziner mit 110 kW/150 PS oder 140 kW/190 PS. Und wenn es nach den Entwicklern geht, dann kommen später auch ein Plug-In-Hybrid, ein Erdgas-Modell und eine Prestige-Version mit sechs Zylindern.

Fazit: Fit für den Aufstieg

Anders als der CC ist der Arteon tatsächlich ein Passat mit Mehrwert: Er sieht besser aus, hat mehr Platz und bietet das erhabenere Fahrgefühl. Dass sich die Unterschiede bei Antrieb und Ausstattung im Detail verlieren, schadet dem gelungenen Gesamteindruck nicht. Denn nur so kann VW den Preis ein wenig unter den Premium-Marken halten. Dass der Arteon es trotzdem schwer haben wird gegen A5, 4er oder C-Klasse liegt deshalb weniger am Modell als an der Marke. Denn wer sich vom gemeinen Volk abheben möchte, der will das womöglich nicht ausgerechnet mit in einem Volks-Wagen tun.

Datenblatt: VW Arteon 2.0 TSI

Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke