VW Golf Cabriolet: Bügelfreier Sommerspaß
Berlin (dpa-infocom) - Das erfolgreichste Cabrio der Republik feiert sein Comeback: Knapp zehn Jahre nach der Einstellung des offenen Golf lässt der Bestseller jetzt wieder die Hüllen fallen. Die Überraschung: Das Cabrio startet bügelfrei in die Zukunft.
Auch wenn das Auto an eine alte Erfolgsidee erinnert - mit seinem Vorgänger hat es kaum etwas gemein. Zwar trägt das neue Golf Cabriolet wieder ein klassisches Stoffverdeck, dafür fehlt der charakteristische Überrollbügel. Durch diesen kam das Original zu Spitznamen wie „Henkelmann“ oder „Erdbeerkörbchen“. Doch nun gibt sich der Golf durchgehend geöffnet. Das heißt: Wer auf einen normalen Golf knapp 5000 Euro aufschlägt und seinem VW-Händler mindestens 23 625 Euro überweist, kann ab 17. Juni 2011 oben ohne fahren.
Mehrgewicht gut investiert
Für die Steifigkeit sorgen heute zusätzliche Streben im Blech. Für die Sicherheit gibt es einen Überschlagschutz hinter den Rücksitzen, der im Ernstfall aus der Karosserie schießt. Nicht umsonst ist das Cabrio gut drei Zentner schwerer als das geschlossene Auto. Das Mehrgewicht ist aber gut investiert: Denn selbst Kopfsteinpflaster oder Bahnübergänge lassen das Cabrio völlig ungerührt.
War die Open-Air-Partie beim ersten Golf Cabrio noch schwere Handarbeit, genügt jetzt ein einziger Knopfdruck. Nicht einmal neun Sekunden braucht die Mechanik, um das Verdeck vollelektrisch über den Kofferraum zu falten. Schneller ist kein anderer Viersitzer am Markt. Die Mechanik funktioniert übrigens bis 30 km/h. Nur eine Fernbedienung für den effektvollen Abgang aus der Eisdiele haben die Niedersachsen vergessen.
Zugfrei durch den Sommer
Fährt der Golf „oben ohne“, sitzt man zwar auf einer kommoden Sonnenterrasse. Doch vom Fahrtwind ist erst einmal wenig zu spüren. Solange die Seitenscheiben geschlossen bleiben, kann man zumindest in der ersten Reihe ruhig über die Landstraßen gondeln. Erst jenseits von 130 km/h und wenn man die Scheiben versenkt, ist eine Sturmfrisur garantiert. Was dem Golf fehlt, sind Extras wie die Nackenheizung des Peugeot 308 CC. Deshalb geht die Open-Air-Saison bei VW etwas früher zu Ende.
Das ficht VW jedoch nicht an. Nicht umsonst haben die Niedersachsen das Cabrio als Ganzjahres-Auto konzipiert. Wo andere Frischluft-Modelle als Zweitwagen gefahren werden und in der Garage überwintern, soll der Golf immer Saison haben. Das untermauern die Wolfsburger mit einem für diese Klasse ungewöhnlich gut gedämmten Verdeck, das Kälte und Lärm aussperrt. Der Kofferraum des Golf Cabrio fasst 250 Liter - egal, ob das Dach offen oder geschlossen ist. Damit liegt er auf dem Niveau des Polo und kann durch Umklappen der Rücklehne obendrein noch erweitert werden. Allerdings muss man bei der Alltagstauglichkeit drei Einschränkungen machen: Der Zustieg zum Fond erfordert bei geschlossenem Dach eine gewisse Gelenkigkeit. Der Blick zurück wird von den breiten Dachflanken und der kleinen Scheibe getrübt. Und in den Kofferraum führt nur ein schmaler Spalt.
Schon der Basis-Benziner macht Spaß
Angeboten wird das Cabrio mit den bekannten Motoren des geschlossenen Modells: Es gibt zwei Diesel und vier Benziner, alle mit vier Zylindern, Direkteinspritzung und Aufladung zumindest auf Wunsch, zumeist auch mit Doppelkupplung. Wer es stürmisch mag, bekommt sogar den GTI-Motor mit 155 kW/210 PS. Doch selbst der Basis-Benziner ist keine Spaßbremse. Klar, um Bestzeiten wird man mit 77 kW/105 PS kaum fahren.
Ein bisschen Geduld kann auch nicht schaden, wenn 175 Newtonmeter zu Werke gehen und der Sprint auf Tempo 100 knapp zwölf Sekunden dauert. Aber bei der gemütlichen Landpartie oder auf einer tempolimitierten Autobahn im Süden macht der immerhin fast 190 km/h schnelle Golf keine schlechte Figur. Und wer sich wirklich sportlich sonnen möchte, wählt ohnehin ein anderes Auto.
Fazit: Ein Auto wie ein Urlaub am Ostseestrand
Mit Roadstern wie dem BMW Z4 verbindet man kurvige Traumstraßen wie die Corniche an der Cote d'Azur. Autos wie die offene Mercedes E-Klasse sieht man vor dem geistigen Auge auf Prachtboulevards wie den Champs d'Eylsees oder in der mondänen Hamburger Elbchaussee. Das Golf Cabriolet dagegen ist für solche Analogien zu bieder, zu bodenständig und wahrscheinlich auch zu praktisch. Es ist preiswert, volksnah und alltagstauglich - und somit eher wie ein Urlaub am Ostseestrand.