VW Jetta Hybrid: Grüne Kampfansage an den Prius
Berlin (dpa-infocom) - Deutsche Autos mit Hybridantrieb waren bisher nur etwas für Besserverdiener. Mit dem Jetta macht Volkswagen den Teilzeitstromer massentauglich - und geht in harte Konkurrenz zum Klassenbesten unter den Spritsparern.
Der Jetta Hybrid ist mehr als ein Golf mit Stufenheck: Er ist nach der Mercedes S-Klasse, dem Porsche Panamera, 5er BMW, Audi A6 und dem Markenbruder Touareg der erste deutsche Hybridler, der sich nicht nur mit dickem Portemonnaie fahren lässt. Und damit ist er vor allem eine Kampfansage an den Toyota Prius.
Sparsame Spießerlimousine
Anders als die Japaner setzt VW allerdings auf ein völlig unauffälliges Design. Wo der Prius die Raumkapsel auf Rädern gibt, fährt der Jetta-Hybrid im Tarnkleid einer Spießerlimousine: Einzig der strömungsgünstige Kühlergrill und die Hybrid-Schriftzüge zeugen von der grünen Technik unter der Motorhaube des Viertürers. Auch innen gibt es kaum Unterschiede. Nur dass der Bordcomputer ein paar Menüebenen mehr hat, der Drehzahlmesser zum Energie-Fluss-Monitor wird und es im Cockpit eine Taste für elektrisches Fahren gibt. Beim Blick in den Kofferraum merkt man dagegen sofort, dass man ein besonderes Auto fährt: Dort steckt der Lithium-Ionen-Akku und braucht entsprechend viel Platz: Statt 510 Liter fasst der Jetta als Hybrid nur noch 374 Liter Gepäck.
Die Arbeit mit dem Antrieb teilen sich beim Jetta Hybrid ein 1,4 Liter großer TSI-Benziner mit 110 kW/150 PS und ein E-Motor, der es auf 20 kW/27 PS bringt. Im kombinierten Betrieb reicht das für eine Systemleistung von 125 kW/170 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmetern, die einen sportlichen Antritt garantieren. Aber vor allem senkt die Zusammenarbeit den Verbrauch: Mit 4,1 Litern und einem CO2-Ausstoß von 95 g/km sticht der Hybrid jede andere Motorvariante in der Jetta-Palette aus.
Ein Hybrid mit Sparsamkeit und trotzdem Spaß
In der Stadt fährt der Jetta wie jeder andere Hybrid: Wenn man den Gasfuß schön leicht macht, rollt er flüsterleise von der Ampel weg. Tritt man dagegen fester aufs Pedal, sprintet er mit vereinter Kraft davon wie ein Sportwagen. Und wenn man locker im Verkehr mitschwimmt, fährt man überraschend oft nur mit dem E-Motor. Offiziell liegt die elektrische Reichweite zwar nur bei etwa zwei Kilometern. Aber weil man beim Bremsen durch Rekuperationstechnik immer wieder Strom zurückgewinnt, kommt man mit dem Akku ziemlich weit.
Überraschend agil ist der Jetta Hybrid jenseits der Stadtgrenzen. Er fährt dort zwar nicht mehr ganz so oft elektrisch und spart nur noch, wenn man den Fuß vom Gas nimmt, der Motor ausgeht und der Jetta bei Geschwindigkeiten von bis zu 135 km/h oft kilometerweit im Leerlauf rollt. Aber dafür ist er - anders als die japanischen Vorreiter - keine Spaßbremse. Schon der Benziner alleine entwickelt genügend Kraft, damit es flott voran geht. Vorteilhaft ist dabei auch das DSG-Getriebe, das VW anstelle der asiatischen Stufenlos-Automaten einbaut. Schaltet sich beim Kickdown noch der E-Motor, spürt der Fahrer, wie nah Sport und Sparsamkeit beieinander liegen können: Der Jetta Hybrid sprintet in 8,6 Sekunden auf Tempo 100 und schafft immerhin 210 km/h.
Das alles hat allerdings seinen Preis: Im Amerika, wo VW nach wie vor die größten Absatzchancen für den Jetta Hybrid sieht, haben die Niedersachsen die Ausstattung so weit ausgedünnt und so lange herum gerechnet, bis sie auf ein Niveau mit dem Prius gekommen sind. In Deutschland dagegen muss man für den Jetta deutlich tiefer in die Tasche greifen: Wo es den japanischen Hybrid-Pionier ab 26 500 Euro gibt, verlangt VW für den sparsamen Jetta mindestens 31 300 Euro. Damit kostet der Teilzeitstromer rund 8000 Euro mehr als das Basismodell mit vergleichbarer Ausstattung und liegt knapp 2000 Euro über dem stärksten Diesel.
Fazit: Echte Alternative für eingeschworene Dieselfahrer
Zwar ist auch der Jetta Hybrid noch kein Billigmodell. Aber verglichen mit den bisherigen Angeboten der deutschen Hersteller ist er der günstigste Teilzeitstromer. Und er ist der erste, mit dem Sparen Spaß macht. So wird der Jetta Hybrid zu einer echten Alternative für eingeschworene Dieselfahrer und ein idealer Vorbote für den Hybrid-Golf, der 2014 mit Plug-in-Technik kommt.