VW Up: Ein Kleiner mit großer Zukunft
Berlin (dpa-infocom) - „Die Zukunft gehört den Kleinen.“ Das hat jetzt auch VW erkannt. Nachdem die Niedersachsen zuletzt den Aufstieg geprobt haben, bringen sie jetzt mit dem Up einen neuen Stadtflitzer.
Er kommt am 2. Dezember und kostet mindestens 9850 Euro.
Formal mag der Up ein Kleinwagen sein. Immerhin misst er nur 3,54 Meter, passt in jede Parklücke und taugt mit einem Wendekreis von 9,80 Metern zum König der Kurven. Aber innen ist der Kleine geräumig wie ein Großer. Nicht umsonst stehen die Räder mit 2,42 Metern weiter auseinander als bei den meisten Konkurrenten. Das schafft vorne fast so viel Platz wie in Polo oder Golf, so dass man selbst mit mehr als 1,80 Metern Größe noch sehr kommod hinter dem Lenkrad sitzt.
Außen klein, innen groß
Die beiden Rücksitze sind mehr als eine Strafbank - zumindest für den Nachwuchs. Zur Not können dort zwei Erwachsene halbwegs bequem sitzen - wenn sie erst einmal nach hinten geklettert sind. Selbst der Kofferraum taugt für mehr als den kleinen Einkauf in einer teuren Boutique: Mit 251 Litern fasst er ähnlich viel wie der Polo. Allerdings ist die Ladekante ziemlich hoch und nicht verkleidet.
Zum üppigen Platzangebot gibt es ein überraschend farbenfrohes Ambiente: Auf Wunsch sind Teile des Cockpits in Wagenfarbe lackiert, alle Oberflächen sind liebevoll behandelt, und was man anfasst, fühlt sich gut an. Erst auf den zweiten Blick sieht im Handschuhfach oder am blanken Blech im Kofferraum, wo VW gespart hat.
Was pfiffig ist, kostet extra
Dass die Niedersachsen mit spitzem Stift gerechnet haben, erkennt man auch an der Optionsliste: Es gibt für den Up überraschend viel Ausstattung von den Ledersitzen bis zum Glasdach. Aber für das allermeiste muss man extra bezahlen. Selbst die elektrischen Fensterheber und die Zentralverriegelung kosten Aufpreis. So fällt es dem Hersteller leicht, den Grundpreis unter 10 000 Euro zu drücken.
Zu den interessantesten Optionen zählen der City-Notbrems-Assistent, der bis Tempo 30 vor einer drohenden Kollision automatisch in die Eisen steigt, sowie das Infotainmentpaket Maps & More. Der portable Bildschirm ist ins Fahrzeugnetzwerk eingebunden, arbeitet als Navigationssystem und Unterhaltungszentrale und kann wie ein Handy mit Apps individualisiert werden. Dazu kommen die Up-Boxes: In diesen Faltkisten stecken bestimmte Dinge für eine Fahrt mit Kinder oder eine Urlaubsreise. Das sind beispielsweise eine Trinkflasche, eine Brotdose oder ein Kuscheltier.
Neue Motoren fürs neue Modell
Für den Up hat VW auch eine neue Motorenfamilie entwickelt. Los geht es mit einem Dreizylinder-Benziner, der einen Liter Hubraum hat und in zwei Leistungsstufen angeboten wird. Das Basismodell fährt mit 44 kW/60 PS. Für 600 Euro Aufpreis gibt es 55 kW/75 PS. Dieses Geld ist gut angelegt. Der stärkere Motor klingt nicht ganz so knurrig und muss sich nicht so anstrengen. Er hat zwar nur 95 Nm. Aber weil der Up nicht einmal 1000 Kilo wiegt, ist das Auto im Stadtverkehr schön spritzig. Wer geschickt mit den fünf Gängen spielt und den Dreizylinder mit Drehzahlen bei Laune hält, fährt an der Ampel deshalb häufig vorneweg.
Jenseits des Ortschilds allerdings muss man sich etwas mehr Zeit lassen: Mit 13,4 Sekunden für den Sprint auf 100 km/h macht man nicht viele Stiche. Und bis das Spitzentempo von 171 km/h erreicht ist, braucht man einen langen Atem.
Gas statt Diesel
Wer mit dem Up seinen Spaß haben will, muss spätestens an der Tankstelle tiefer in die Tasche greifen: Knapp zehn Liter im Stadtverkehr sind keine Ausnahme. Auf dem Prüfstand dagegen ist der Wagen bestenfalls mit 4,5 Litern zufrieden. Bestellt man das Blue Motion-Paket mit Start-Stopp-Automatik und Rekuperationsbremse dazu, geht der Normverbrauch um weitere 0,3 Liter zurück.
Mit 97 g/km CO2-Ausstoß ist der Up in der Theorie so sparsam, dass sich kein Diesel rechnet.Als Alternative für Spritsparer kommen stattdessen 2012 eine Erdgasvariante und 2013 der Elektro-Up.
Fazit: Unter den Kleinen ein ganz Großer
Mit dem kleinen Up ist den Niedersachsen ein großer Wurf gelungen. Das Auto ist ein Destillat all dessen, was VW ausmacht: Es ist solide und sicher, für diese Klasse ausgesprochen nobel eingerichtet, es fährt gut und genügsam, und es ist ungewöhnlich geräumig. Nur eines ist der Up sicher nicht: ein billiges Auto. Denn spätestens beim Blick auf die Optionsliste wird das Grundmodell für 9 850 Euro zur Augenwischerei. Wer es ernst meint mit seinen Up-Sichten, ist schnell ein paar Tausender mehr los . Auch da ist der Kleine also ein ganz Großer.