Viersen Grundschüler werden sportlicher

Kreis Viersen. · Das Kreis Viersener Modell testet motorische Fähigkeiten von Schülern. Jetzt liegen zum ersten Mal Ergebnisse vor.

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Wenn Sportwissenschaftler Gregor Krolewski vom Kreissportbund auf die Entwicklung des von ihm betreuten Kreis Viersener Modells schaut, dann hat er allen Grund zur Zufriedenheit. Denn seit das Projekt im Jahr 2015 durch die Kreispolitik im Sinne einer Leistungssportförderung auf die Schiene gesetzt wurde, beteiligen sich immer mehr Grundschulen am Leistungs-Check mit einem standardisierten Testverfahren für ihre Schüler. Und das hat zur Folge, dass immer mehr Talente und Kinder mit erhöhtem Förderbedarf entdeckt und mithilfe immer verlässlicherer Daten gezielte Fördermaßnahmen auf den Weg gebracht werden können.

Machten bei der Premiere im Jahr 2016 noch 24 von 48 Grundschulen im Kreisgebiet mit, so waren es 2017 schon 37 und 2018 sogar 45. Das Besondere: Erstmals wurde Ende 2017 auch ein sogenannter Recheck mit den Kindern absolviert, die 2016 noch Zweitklässler waren und dann die vierte Jahrgangsstufe besuchten. Auch wenn die Fallzahlen etwas abweichen, weil es in den jeweiligen Klassen Veränderungen gab, lassen sich dennoch Vergleiche anstellen, um abzulesen, was sich bei den Kindern mit Blick auf ihre motorischen Fähigkeiten in der Zwischenzeit getan hat. Mit Blick auf das Gewicht, das im Rahmen der Tests auch erfasst wurde, bringt der erste Vergleich keine positiven Erkenntnisse. „Übergewicht zieht sich durch die ganze Grundschulzeit, der Wert ist stabil hoch“, sagt Krolewski. Waren 2016 noch 12,2 Prozent der Zweitklässler (1111) übergewichtig, so waren es anderthalb Jahre später 12,8 Prozent (981). Dass dieser Wert unter dem Bundesdurchschnitt (15,4 Prozent) liegt, ist da nur ein schwacher Trost.

Bei den motorischen Fähigkeiten fällt auf, dass sich die Schüler in der Zeit zwischen den beiden Tests bei Schnelligkeit, Koordination und Ausdauer deutlich verbessert haben. Wohl eine Folge der normalen geistigen und körperlichen Entwicklung. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Hochphase der motorischen Lernfähigkeit zwischen dem siebten und achten sowie elften und zwölften Lebensjahr liegt“, erklärt Krolewski.

Die Zahl der Talente
ist deutlich gestiegen

Ein genauerer Blick lohnt sich bei den Förderstufen der Kinder. Dabei kam heraus, dass die Anzahl der besonderen Talente deutlich gestiegen (12,5 zu 7,6 Prozent) und die der Kinder mit erhöhtem Förderbedarf leicht gesunken (11,2 zu 10,5 Prozent) ist. Hinzu kommt, dass sich die Anzahl der Grundschüler in Sportvereinen erhöht hat. „Inwieweit das mit unserem Projekt zusammenhängt, wissen wir nicht. Aber wir schaffen ein Bewusstsein und informieren über die vielfältigen Möglichkeiten“, erklärt Krolewski.

So erhalten die Schüler mit den Auswertungen ihrer Tests auch immer eine Übersicht mit den Vereinen im Kreisgebiet, die Sport für Kinder in ihrem Alter anbieten. Zudem hat der Kreissportbund in Zusammenarbeit mit den örtlichen Vereinen zum Beispiel die Veranstaltung „Kids in Action“ im Kreisgebiet stark ausgeweitet. Dort können Vereine sich und ihre Angebote vorstellen. Auffällig ist bei der Vereinszugehörigkeit, dass bei den Viertklässlern die Unterschiede zwischen den Kommunen teils eklatant sind. Während etwa in der Stadt Viersen nur 67,5 Prozent der Viertklässler Mitglied in einem Sportverein sind, sind es in Kempen 88,5 Prozent.

Interessante Erkenntnisse brachte auch der inzwischen dritte Test von Zweitklässlern, bei dem sich die Anzahl der teilnehmenden Grundschulen stark den 100 Prozent angenähert hat. Klar, dass so auch die Zahl der getesteten Schüler und damit die Aussagekraft der Daten deutlich höher wird. Doch trotz der großen Unterschiede bei den Fallzahlen zeichnet sich über alle drei Jahrgänge der Zweitklässler bei den motorischen Fähigkeiten ein Trend ab. Die größten Defizite liegen in der Schnelligkeit und in der Ausdauer.

Auch die Anzahl der Zweitklässler, die einem Verein angehören, ist über die drei Jahre verteilt relativ stabil und liegt bei um die 65 Prozent. Es bleibt also dabei, dass es für die Sportvereine großes Potenzial gibt.

Weil zum Beispiel in Viersen die Zahlen der Mitgliedschaften über alle drei Jahre hinweg relativ gering sind (58 Prozent in 2018) wurde in der Kreisstadt das Projekt „Open Sunday“ gestartet. Dabei wird die Halle im Rahser an einigen Sonntagen unter Aufsicht geöffnet, damit dort Kinder, darunter auch Flüchtlinge, aktiv mit Sport und Sportvereinen in Kontakt kommen können. Das Angebot soll auch auf andere Kommunen im Kreisgebeit ausgedehnt werden.