Coronavirus hat Wuppertal fest im Griff
Das Coronavirus hat das alltägliche Leben in Wuppertal weitestgehend verändert und verunsichert viele Menschen. Das sagen die WZ-Leser zu der aktuellen Situation.
zu: Coronavirus in Wuppertal
Wenn man sich die Einstellung vieler junger Menschen zum notwendigen Verhaltenscodex des Schutzes und der Eindämmung der Coronapandemie anschaut, könnte man zum Ergebnis kommen, dass für diese die „Friday for Future“-Demonstrationen eine Modeerscheinung und willkommener Anlass der Freizeiterweiterung waren.
Die Forderung dieser Gruppen nach umweltentlastendem Engement und Schuldzuweisung an Ältere bei häufig eigener Ignoranz, zum Beispiel mit Coronapartys, zu aktuellem gesellschaftlichen Erfordernissen, lässt mich an der Ernsthaftigkeit und Seriösität der Einstellung zweifeln.
Wenn hohes Engament zum Umweltschutz von Älteren gefordert wird, ist eine gesellschaftlich solidarische Haltung im Krisenfällen auch von der jungen Generation zu erwarten, sonst entlarven sich deren gesellschaftliche Forderungen als substanzlos.
Engelbert Baldzun, per E-Mail
Zeigt die Corona-Pandemie uns allen nicht, dass wir in der Vergangenheit zwar gut, aber auf Pump, nicht nachhaltig und nicht vorausschauend gelebt haben? Zweifellos erleben wir aktuell Wellen von Hilfsbereitschaft und Verständnis untereinander und Gruppen von Leuten gegenüber, die in „normalen“ Zeiten vielfach uninteressant sind. Wir haben ja genug Zeit!
Wir sehen, wohin das Kaputtsparen im Gesundheitswesen durch die Politiker führt: um der Rendite Willen werden Pflegepersonal und Ärzte durch schlechte Arbeitsbedingungen ausgebeutet und mit Löhnen ausgestattet, über die viele Bänker und Politiker schmunzeln würden. Polizeistellen und Verwaltungsarbeitsplätze wurden vom oben genannten Personenkreis aus „Kostengründen“ abgebaut und diejenigen, die nun unter schwierigen Bedingungen versuchen, die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, müssen sich täglich angreifen und beschimpfen lassen. Warum muss von Ignoranten vorsätzlich zerstört werden, was früher funktionierte?
Es wird aber so sein, dass wir nach der Pandemie, falls es so etwas geben wird, demonstrieren werden, dass wir nichts gelernt haben. Werden diejenigen, die in plötzlich systemrelevanten Berufen schuften, die symbolisch beklatscht werden und Dankesbriefe erhalten wie zum Beispiel Pfleger, ÖPNV-Mitarbeiter, LKW-Fahrer, Regaleinräumer und Kassierer sich in einigen Wochen über für ihre Verhältnisse exorbitante Gehaltszuwächse freuen können und die ihnen zustehende Anerkennung in der Gesellschaft finden für ihre weitaus wertvollere Arbeit, als etwa von Beratern jedweden Gewerbes, Fußballspielern oder Dauergästen in TV-Schwätzveranstaltungen geleistet wird? Nein. Alles wird werden und bleiben wie immer – bis zur nächsten Krise! Das wird in unserer Stadt sein wie in anderen, denn die Menschen sind gleich. Oder wird in einem halben Jahr Pflegern und Busfahrern nach wie vor zugejubelt werden?
Frank Khan, per E-Mail
Es ist gut zu wissen, dass die Berufsgruppen, welche zu den am schlechtesten bezahlten gehören, zurzeit unseren Staat retten. Es sind nicht die Aufsichtsratsvorsitzenden und die Banker deren Gehälter im sechs-, wenn nicht im siebenstelligen Bereich liegen. Hoffentlich erinnert man sich nach Corona, wenn die Tarifverhandlungen für Pflegepersonal, Busfahrer, Müllwerker, Verkäufer etc. anstehen. Und hoffentlich kommt das bei der Gesellschaft an und beendet endlich die „Geiz ist Geil“-Mentalität, denn alles was an Dienstleistungen erbracht wird muss würdevoll bezahlt werden, sonst landen unsere Retter der Republik letztendlich in Altersarmut, da die Rente nach 40 Arbeitsjahren nicht ausreichend ist. Die Gesellschaft und die Politik muss endlich umdenken!
Michael Korff, per E-Mail
Hören Sie es auch – diese unheimliche Stille? Kein Kindergeschrei auf den Spielplätzen, keine ohrenbetäubenden Anfeuerungen von den Zuschauerrängen, keine Lautsprecherdurchsagen auf der Galopprennbahn, keine abendlichen Gesänge von Luigi beim Italiener, keine türkischen Lieder beim Frisör, an die ich mich so gewöhnt habe, kein Quälen und Stöhnen in den Fitness-Studios, kein Klackern der Billardkugeln in meiner Stammkneipe, aber auch kein furchteinflößendes Bohrgeräusch beim Zahnarzt.
Hans-Georg Gohlisch, per E-Mail an die Redaktion
Liebe Wuppertaler, in diesen für uns so schweren Zeiten müssen wir ganz schön leiden. Der Coronavirus – oh Schreck und Graus – zieht hoffentlich nicht von Haus zu Haus. Wir werden verdonnert Zuhause zu bleiben und auch unsere Freunde und Bekannten zu meiden. Auch sollten wir uns nicht mehr drücken, schon gar nicht die Hände schütteln. Die Tröpfchen fliegen durch die Luft und verursachen damit großen Frust. Sie machen krank. Die Alten, sie müssen wir gut schützen und festhalten. Besonders die mit Vorerkrankungen sollten vernünftig sein, wollen sie weiter genießen den Sonnenschein.
Das verlangt der Staat von uns. Die Künstler machen daraus bald eine Kunst. Unser Leben wird ein anderes sein, trotz all dem lassen wir uns in der Krise nicht allein. Aus der Krise neu entsteht eine Gewinner-Mentalität. Wir müssen die Vorgaben konsequent befolgen, sonst verlieren wir zu viele von den Alten. Umso größer wird die Freude sein, wenn wir uns wieder sehe und uns Treffen in den Cafés und Kneipen um die Ecke. Dann wird sich hoffentlich niemand mehr so erschrecken.
Auch sollten wir nicht allzu traurig sein, wir haben in Wuppertal ja noch den Sonnenschein, die schöne Hardt und den Scharpenacken parat. Die Viren werden nicht so schnell verschwinden, deshalb ruhig Mundschutz tragen und öfters mit Seife richtig die Hände waschen. Zwanzig Sekunden müssen es sein, sonst nicht die Hände nicht rein.
Es kommt auch wieder eine Zeit, da werden wir Lachen und uns viel Freude zusammen machen. Seit mutig und nicht so verzagt, ein guter Freund und Bekannter wünscht Euch alles Gute für den nächsten Tag, Wochen, Monate und Jahre.
Willi Michel, per Post
Das ist für mich der eigentliche Aufreger: Es können nicht alle Verdachtsfälle umgehend getestet werden und wir müssen es alle ausbaden. Wieso konnten wir in Wuppertal bis vor kurzem nur 30 Tests machen? Unbegreiflich!
Uwe Schuchhardt, per E-Mail
Ob alt ob jung, ob arm ob reich, das Virus behandelt alle gleich. Von Stund um Stunde steigert sich die Todeskunde. Von Nord bis Süd und übern Teich – verglichen wird, wer stirbt jetzt gleich. Täglich steigert sich die Sterbequote und überall gibt’s Tote, Tote, Tote. Noch sieht man sie im Parke sitzen, doch bald werden sie in ihren Betten schwitzen. Dann sind wieder Plätze in den Heimen frei und leere Wohnungen sind auch dabei. Wenn alles das mal wieder endet, ob sich das Leben endlich ändert? Dann gehen wir wieder über Stadt und Land und nutzen unseren „gesundeten“ Verstand.
Annegret Boch, per Post