Erinnerungen an Brückenbau „Langer, harter Kampf um die A 44-Brücke“
Der Lanker Grünen-Politiker Oliver Keymis erinnert sich an den Streit um den Bau der Querung.
In den 1980er und den folgenden Jahren wurde das Thema Rheinquerung Ilverich überall heiß diskutiert. Und bis heute scheint es kaum an Brisanz verloren zu haben. Nur so ist das große Interesse zu erklären, das der vom Heimatkreis Lank initiierte Vortrag „Blick zurück nach vorn – Der viel zu lange Streit um die A 44-Rheinquerung“ in der Teloy-Mühle weckte.
In Anwesenheit einiger Zeugen dieser Epoche der Meerbuscher Zeitgeschichte begrüßte Georg Neuhausen, Leiter Forum Orts- und Regionalgeschichte, den Referenten Oliver Keymis: „Er ist einer von uns.“ Schließlich ist der dem Bündnis 90/Die Grünen angehörende Landtagsvizepräsident auch Lanker Bürger und Heimatkreis-Mitglied.
In den 1980/90er Jahren war der heute 58-Jährige als „Grüner“ auf der Seite jener aktiven Bürger, die die Pläne der Rheinquerung aufs Schärfste verurteilten und bekämpften: „Jetzt benutzen wir die Flughafenbrücke schon seit 17 Jahren – das hätte man sich damals nicht vorstellen können.“
Keymis gibt zu: „Es war ein langer harter Kampf – aber er hat sich gelohnt.“ Die ursprünglichen Pläne, den Rhein bei Ilverich zu queren, stammten aus den 1920er Jahren. Eigentlich war eine Reichsautobahn zwischen Aachen und Königsberg geplant. Damals spielte der Umweltschutz keine Rolle, aber gegen Ende des Jahrhunderts sah das schon ganz anders aus: „Es wurde erkannt, dass die Erde in Gefahr ist, zahlreiche Aktionen aus dieser Zeit beweisen, dass Umweltthemen sehr engagiert angegangen wurden.“
Es ging um das größte Naturschutzgebiet im Kreis
Oliver Keymis erzählte frei, temperamentvoll und schilderte mit viel Enthusiasmus, wie der Kampf damals aussah: „Es ging um das Naturschutzgebiet Ilvericher Altrheinschleife, das größte Naturschutzgebiet im Rhein-Kreis Neuss, mit 340 Hektar so groß wie der New Yorker Central Park.“ Die „Stop A 44 Bürgergemeinschaft Meerbusch“ wurde gegründet, und später gab es die Rheinauen-Schutzgemeinschaft Meerbusch, Plakate und Button mit Aufschriften wie „Ja zu Meerbusch – Nein zur A 44“ oder „Wer uns mit der A 44 quält, wird abgewählt“ brachten die Empörung zum Ausdruck und plädierten gleichzeitig für eine reine Tunnelbauweise. Denn es ging auch um den Schutz der Tiere, der Rotschenkel und Ameisenbläulinge. Selbst Künstler Joseph Beuys unterstützte die Unterschriftensammlung der Aktivisten in der Ilvericher Galerie. „Die Brückenlösung ist unakzeptabel“ lautete der Tenor.
Trotzdem gab es 1997 den ersten Spatenstich für die „Brücken-Tunnel-Trog-Variante“. Das ging natürlich nicht ohne Proteste ab. „Wir nahmen schwarzgekleidet und schweigend von der Ilvericher Altrheinschleife Abschied“, erinnert sich Oliver Keymis. Heute schwingt auch Optimismus mit: „Der letztendlich gefundene Kompromiss entpuppt sich als großartiges verkehrstechnisches Projekt. Die Landschaft ist wieder erlebbar. Das ist allein unser Erfolg.“ In der lebhaften Diskussion nach Vortragsende wurde auch die Anregung laut, den kompletten Verlauf dieses Kampfes um die Rheinquerung in einem Buch zusammenzufassen. Darüber wollen sich die Verantwortlichen des Heimatkreises Lank Gedanken machen.