Amazon erfindet Geschenke-Filter
Washington/Seattle (dpa) - Der weltgrößte Online-Versandhändler Amazon bastelt an einem Schutz vor unerwünschten Geschenken.
Eine persönliche „schwarze Liste“ kann den Beschenkten vielleicht schon in naher Zukunft vor der nächsten hässlichen Krawatte von Tante Trude oder den viel zu großen Pullovern von Onkel Herbert bewahren. Der nicht uneigennützige Hintergedanke von Amazon ist, die Zahl der kostspieligen Retouren zu verringern.
Die „Washington Post“ hat eine 25 Seiten starke Amazon-Patentschrift ausgegraben, in der der Geschenkschutz haarklein beschrieben wird. Kern ist, dass ungewollte Präsente erst gar nicht den Empfänger erreichen, sondern dass dieser gleich eine Gutschrift bekommt und sich was anderes für das Geld aussuchen kann. Der Schenker muss dabei nicht unbedingt mitkriegen, dass sein liebevoll zusammengestelltes Paket die Lagerhallen von Amazon nie verlassen hat.
Die US-Patentschrift mit der Nummer 7831439 nennt als Erfinder den Firmengründer und Chef Jeff Bezos zusammen mit einem Managerkollegen. Bezos hatte Amazon zur Nummer eins der Online-Händler aufgebaut. Am geschäftigsten Tag in der Vorweihnachtszeit - dem 29. November - gingen weltweit Bestellungen über 13,7 Millionen Artikel ein; mehr als 2,1 Millionen davon liefen bei der deutschen Tochter Amazon.de auf. Das war neuer Rekord.
Nach Angaben der „Washington Post“ landen allerdings bis zu 30 Prozent der Geschenke wieder beim Händler. Dieser muss sie in Empfang nehmen, sortieren und eventuell säubern, reparieren sowie neu verpacken, bevor er sie an den nächsten Kunden schicken kann. Bei benutzten oder beschädigten Produkten muss der Händler zudem einen Abschlag beim Weiterverkauf hinnehmen. Amazon hat dafür eigens seine „Warehouse Deals“ eingeführt.
Der ausgeklügelte Socken- und Krawatten-Schutz könnte Amazon vor den Kosten und den Beschenkten vor einer Enttäuschung bewahren - natürlich nur, wenn der Beschenkte seine „schwarze Liste“ auch pflegt und der Schenker ihm ein Präsent über den Online-Händler zukommen lässt. Ob Amazon das System überhaupt einführt, ist zudem offen. Der Konzern hält sich bedeckt zu seinen Plänen.