Analyse: Sprint macht in USA T-Mobile den Hof
Bonn (dpa) - Bei der Deutschen Telekom steht erneut die Tochter T-Mobile US im Fokus. Dass die Bonner einen Rückzug aus den USA erwägen, ist schon länger kein Geheimnis mehr. Ob aber der Wettbewerber Sprint zum Zuge kommt, ist weiter ungewiss.
„Kein Kommentar“! Wenn in diesen Tagen die Sprache auf die US-Tochterfirma der Deutschen Telekom kommt, zeigen sich die Kommunikatoren der Bonner Konzernzentrale weiter einsilbig. Seit Monaten wird über einen möglichen Milliarden-Deal auf dem US-Mobilfunkmarkt spekuliert: Die Verschmelzung des branchenvierten T-Mobile mit der Nummer drei Sprint.
Nach jüngsten Medieninformationen aus Tokio wollen die Japaner, denen der US-Mobilfunker Sprint gehört, mehr als 50 Prozent der T-Mobile-Anteile übernehmen. Die Kosten des Deals würden mit mehr als 16 Milliarden Dollar (11,8 Mrd Euro) veranschlagt, berichtet die Wirtschaftszeitung „Nikkei“. Sprint-Mutter Softbank wolle in bar und eigenen Aktien zahlen.
Inzwischen solle diese schon Banken mit ins Boot geholt haben - neben großen japanischen Instituten auch JPMorgan, Deutsche Bank und andere. Nachdem die Bonner aber mit ihren Plänen, die ungeliebte Tochter an den Branchenriesen AT&T zu verkaufen, bei den US-Wettbewerbsaufsehern 2011 auf Granit bissen, wäre vermutlich auch eine Übernahme durch Sprint kein Zuckerschlecken.
Ähnlich wie es die Entwicklung unlängst in Deutschland durch den Zusammenschluss von E-Plus und Telefónica O2 zeigte, würde Sprint in den USA den beiden Branchenriesen Verizon und AT&T mit der Übernahme von T-Mobile näher auf die Pelle rücken. Dass ein Ausstieg aus dem US-Geschäft, versüßt zudem mit milliardenschweren Erlösen, für den Bonner Konzern sinnvoll ist, liegt auf der Hand. Telekom-Konzernchef Tim Höttges hatte mit Aussagen, dass das Unternehmen seine Geschäfte primär in Europa sehe, die Gerüchteküche selbst befeuert.
„Kommt es zu einer Marktbereinigung in den USA, wäre T-Mobile dafür gut positioniert“, hatte er noch Mitte Mai auf der Hauptversammlung erklärt. Tatsächlich kann sich Höttges zurücklehnen, er steht nicht unter Handlungsdruck. Die Bonner haben nicht nur in der Vergangenheit hohe Beträge in ihre US-Tochter investiert, sie wollen es auch in Zukunft tun. „Wir können unser Wachstum in den USA problemlos noch ein paar Jahre spielen“, sagte Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt Ende Juni der „Börse Online“. Auch wenn nach seiner Einschätzung langfristig auf dem US-Markt nur drei Anbieter eine Chance haben, hält die Telekom ihr Investitionstempo aufrecht.
Ohnehin steht T-Mobile US, lange Zeit das größte Sorgenkind des Konzerns, seit 2013 wieder besser da. Dazu beigetragen hat auch die Fusion mit dem regionalen Anbieter MetroPCS. Für einen weiteren Schub sorgten die veränderte Preispolitik und auch das iPhone, das T-Mobile viele Jahre in den USA nicht vermarkten durfte. Inzwischen schaffte das Unternehmen mit derzeit rund 46,7 Millionen Kunden die Trendwende. Allerdings kostet die aggressive Kundenwerbung viel Geld: Im ersten Quartal fiel unter dem Strich ein Verlust von 150 Millionen Euro an.