Apple bricht alle Rekorde: Ansturm auf iPhones
Cupertino (dpa) - Apple ist und bleibt ein Phänomen: Immer mehr Menschen drängen in die Läden, obwohl sie auf viele Geräte wochenlang warten müssen. Es scheint, als ob es keine Konkurrenz gäbe.
Allein von April bis Juni sind die Kalifornier mehr als 20,3 Millionen iPhone-Handys losgeworden, dazu fast 9,3 Millionen iPad-Tablets und annähernd 4,0 Millionen Mac-Rechner. Manche Produkte verkauften sich dreimal so gut wie im Vorjahreszeitraum.
Firmenchef Steve Jobs sprach am Dienstag (Ortszeit) in einer Mitteilung vom „besten Quartal aller Zeiten“. Und selbst der sonst eher spröde wirkende Finanzchef Peter Oppenheimer ließ sich in einer Telefonkonferenz zu der Aussage hinreißen, die Nachfrage sei „sagenhaft“.
Der Umsatz verbesserte sich um 82 Prozent auf 28,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar auf 7,3 Milliarden Dollar (5,2 Mrd Euro). Soviel hat Apple noch nie verdient. Einziger Wermutstropfen waren die iPod-Musikspieler, deren Absatz weiter fiel auf zuletzt 7,5 Millionen Stück. Viele Apple-Fans hören ihre Songs inzwischen lieber auf dem iPhone.
Apple übertraf mit den Zahlen ein ums andere Mal die Erwartungen der Analysten. Die Aktie schoss in einer ersten Reaktion nachbörslich um 7 Prozent nach oben und durchbrach erstmals die 400-Dollar-Marke. Apple festigte damit seine Stellung als wertvollstes Technologieunternehmen der Welt mit einem Gesamtwert von annähernd 370 Milliarden Dollar.
Apple ist derzeit so erfolgreich unterwegs wie kaum ein zweites Unternehmen. Zuletzt wirbelte der Konzern mit dem iPad den gesamten Computermarkt durcheinander. „Wir haben jedes iPad verkauft, das wir fertigen konnten“, sagte Tim Cook, der die täglichen Geschäfte führt, während Steve Jobs eine krankheitsbedingte Auszeit nimmt.
Klar würde dabei der eine oder andere Kunde vom Kauf eines Mac-Rechners abgehalten. „Aber die meisten Kunden kaufen ein iPad statt eines Windows-PCs.“ Der PC-Absatz schwächelt tatsächlich seit Monaten.
Und Apple will weiter kräftig zulegen. Cook setzt dabei vor allem auf den Milliardenmarkt China. „Wir kratzen nur an der Oberfläche, es gibt unglaubliche Möglichkeiten für Apple dort“, sagte Cook. Gerade verhandelt Apple mit dem landesweiten Mobilfunk-Anbieter China Telecom über die Belieferung mit dem iPhone.
Die Kunden scheinen sich beim Kauf auch nicht von der harschen Kritik von Datenschützern an den Apple-Geräten abhalten zu lassen. Das iPhone wie das iPad mit Mobilfunkkarte hatten den Aufenthaltsort ihrer Nutzer ohne deren Wissen kontinuierlich erfasst und gespeichert. Apple gelobte Besserung und aktualisierte das Betriebssystem.
Die einzige wirkliche Sorge gilt derzeit der Gesundheit von Steve Jobs. Es ist unklar, was ihm fehlt. Und es ist auch unklar, wann er wiederkommt - und ob er überhaupt wiederkommt. Nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ vom Dienstag haben sich einzelne Apple-Verwaltungsräte mit Personalvermittlern getroffen, um auszuloten, welcher Manager in Jobs' Fußstapfen treten könnte. In mindestens einem Fall sei auch der Chef eines namhaften anderen Technologiekonzerns angesprochen worden.
Jobs selbst schrieb in einer E-Mail an das Blatt: „Ich glaube, das ist Quatsch.“ Die Zeitung berief sich auf eingeweihte Personen. Demnach handelte es sich bei dem Vorstoß der Verwaltungsräte wahrscheinlich um Alleingänge. Der 56-jährige Jobs kämpft seit Jahren mit schweren Krankheiten. 2004 hatte er wegen Krebs behandelt werden müssen; 2009 bekam er eine neue Leber. Bei seinen wenigen öffentlichen Auftritten wirkte er geschwächt.