Apple-Euphorie schiebt Nasdaq über 3000 Punkte
New York (dpa) - Wenn ein Börsenindex eine Tausender-Marke erreicht, hat das immer eine gewisse Symbolkraft. In diesem Fall erst recht: Mehr als elf Jahre hat die US-Technologiebörse Nasdaq gebraucht, um nach dem Platzen der Internet-Blase wieder auf 3000 Punkte zu kommen.
Zum US-Börsenschluss am Dienstag war es endlich soweit. Ein Plus von 1,9 Prozent hob den Index mit den wichtigsten amerikanischen Tech-Unternehmen auf 3039,88 Punkte - zum ersten Mal seit Herbst 2000.
Die Renaissance der Technologie-Börse wird getragen von dem wiedererstarkten Glauben der Anleger in die Internet-Branche und vor allem von einer Aktie: der von Apple. Im Herbst 2000, als der Nasdaq-Index auf seinem steilen Weg nach unten durch die 3000er Marke donnerte, war das Apple-Papier gerade einmal 9,50 Dollar wert. Heute bringt eine Aktie gut 568 Dollar auf die Waage. Und Apple hat mit Abstand das größte Gewicht bei der Indexberechnung - knapp 11,5 Prozent.
Ein Beispiel demonstriert die Bedeutung von Apple für den neuen Börsenaufstieg am besten: Beim Risikoinvestor Greylock Partners stellte sich Manager Adam Nash jüngst die Frage, wo eigentlich der amerikanische Parade-Index Dow Jones inzwischen stünde, wenn im Jahr 2009 statt des Netzwerk-Ausrüsters Cisco Apple aufgenommen worden wäre. Seine überraschende Berechnung von Mitte Februar: 2000 Punkte höher. Das wäre ein Rekordstand bei rund 15 000 Punkten, mehr als 800 Punkte über dem bisherigen Höchstwert aus dem Jahr 2008.
Angetrieben von dem Erfolg des iPhones und den Aussichten für das neue iPad schrauben die Analysten ihre Prognosen für die Apple-Aktie gerade um die Wette in immer neue Höhen. So gibt Morgan Stanley aktuell das Kursziel bei 720 Dollar aus - und hält im Bestfall sogar 960 Dollar für realistisch. Nach einem rasanten Durchmarsch steht die Aktie bei 580 Dollar, vor fünf Jahren waren es gerade mal 140 Dollar.
Apple ist damit bereits jetzt mit einem Marktwert von 530 Milliarden Dollar so teuer wie kein anderes börsennotiertes Unternehmen der Welt, ein Platz der traditionell eher für Ölmultis reserviert ist. Das Management der US-Technologiebörse musste bereits vor knapp einem Jahr die Apple-Gewichtung im Auswahlindex Nasdaq 100 stutzen, damit dieser nicht zu sehr von einem einzelnen Unternehmen bestimmt wird. Es half am Ende wenig.
Angesichts des gigantischen Apple-Erfolgs und milliardenschwerer Internet-Börsengänge wie dem Schnäppchenportal Groupon oder dem Spieleentwickler Zynga fühlt sich mancher Beobachter schon wieder an die wilden Zeiten der New Economy erinnert. Anfang 2000 ließ die Gier der Investoren nach allem, was irgendwie mit diesem neuen Internet zu tun hatte, den Nasdaq-Index für kurze Zeit über die Marke von 5000 Punkten schnellen. Dann allerdings platzte die Blase der überhöhten Erwartungen, die Geschäftsmodelle vieler Börsenlieblinge versagten, und es setzte ein freier Fall ein, den zahlreiche Unternehmen nicht überstanden.
Auch heute wird immer wieder gerne diskutiert, ob wir schon wieder in einer neuen Blase sind, wenn ein verlustreiches Internet-Radio namens Pandora plötzlich annähernd zwei Milliarden Dollar wert ist oder für das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook aus dem Stand ein Börsenwert von 100 Milliarden Dollar erwartet wird. Allerdings weisen Investoren wie Ben Horowitz dann gern darauf hin, dass die Lage jetzt ganz anders sei als zur Jahrhundertwende. Das Verhältnis zwischen Kursen und Geschäftszahlen sei deutlich ausgewogener als damals. Und vor allem verdienten viele Unternehmen inzwischen Geld.
So hat zum Beispiels Google zuletzt einem Jahresgewinn 9,7 Milliarden Dollar verzeichnet. Amazon präsentierte einem Gewinn von 631 Millionen Dollar. Auch Facebook ist profitabel und verdiente zuletzt eine Milliarde Dollar. An Apple - zugegebenermaßen kein klassisches Internetunternehmen - kommt allerdings keiner heran: Alleine in den drei Monaten um Weihnachten kassierte das vom verstorbenen Steve Jobs hochgebrachte Unternehmen unglaubliche 13,1 Milliarden Dollar. Und ein Ende des Wachstums ist nicht in Sicht.