Blackberry-Absatz unter Druck: RIM baut Stellen ab
Waterloo (dpa) - Die starke Konkurrenz von Apples iPhone und den Android-Smartphones zwingt den Blackberry-Hersteller RIM zum Stellenabbau.
Das Unternehmen werde „seinen Geschäftsbetrieb straffen, dazu gehört auch eine Verringerung der Mitarbeiterzahl“, kündigte RIM am Donnerstagabend (Ortszeit) im kanadischen Waterloo an. Wie viele Mitarbeiter gehen müssen, blieb zunächst offen. RIM sah sich auch genötigt, seine Gewinnprognose zu senken.
Die Hiobsbotschaften schlugen an der Börse ein wie eine Bombe: Die Aktie brach am Freitag im frühen New Yorker Handel um 18 Prozent ein. Mit einem Preis von 29 Dollar fiel das Papier auf den tiefsten Stand seit fünf Jahren - und dabei boomt die Smartphone-Branche und RIM gehört zu den Pionieren der Technik. Das Unternehmen hatte aber den Trend zu Touchscreens nur halbherzig angenommen.
RIM habe ein schwieriges erstes Geschäftsquartal hinter sich, räumte Co-Chef Jim Balsillie ein. Von April bis Mai verkaufte das Unternehmen 13,2 Millionen Blackberry-Handys und damit weniger als erwartet. Vom neuen Tablet-Computer Playbook wurde RIM 500 000 Stück los. Zum Vergleich: Apple setzte binnen drei Monaten zuletzt 18,7 Millionen iPhones und 4,7 Millionen iPads ab. „Bis dahin ist es für RIM ein weiter Weg“, kommentierte ein Analyst.
RIM konnte zwar mehr Geschäft machen als im Vorjahreszeitraum, als der gesamte Smartphone-Markt noch kleiner war. Gegenüber dem Vorquartal ging der Umsatz aber um 12 Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar zurück. Der Gewinn fiel sogar um 26 Prozent auf 695 Millionen Dollar.
„Die Abschwächung, die wir im ersten Quartal gesehen haben, setzt sich im zweiten Quartal fort“, sagte Balsillie und senkte daraufhin die Gewinnprognose für das Gesamtjahr. Spätestens dies war der Punkt, an dem die Börsianer zusammenzuckten. Nicht einmal ein parallel angekündigter Aktienrückkauf, der eigentlich den Kurs treibt, konnte den Einbruch an der Börse stoppen.
RIM hatte lange vor allem auf eine platzraubende Tastatur gesetzt, während Apple mit seinem iPhone den großen, berührungsempfindlichen Bildschirmen den Weg ebnete. Zudem war das alte Betriebssystem der Handys nur bedingt multimediatauglich. Zuletzt brauchte RIM etliche Monate, um das Playbook als Konkurrenz zu Apples iPad zu entwickeln.
Nach Daten des Marktforschers IDC hat nicht nur Apples iPhone die Blackberrys in der Gunst der Kunden überholt, sondern auch Google mit seinem Android-Betriebssystem, das in einer Vielzahl von Modellen unterschiedlicher Hersteller steckt. IDC rechnet damit, dass der RIM-Marktanteil weiter fällt, von in diesem Jahr 14,2 Prozent auf 13,4 Prozent im Jahr 2015. Handy-Weltmarktführer Nokia leidet ebenfalls unter schwindenden Marktanteilen und hat sich deshalb mit dem Software-Konzern Microsoft verbündet.
Zusätzliche Sorgen bereitet RIM, dass viele Kunden lieber zu günstigen Modellen greifen, an denen der Hersteller weniger verdient als an den Spitzengeräten. Während Blackberrys früher ein Statussymbol der Manager waren, sind sie heute häufig ein Einstiegsmodell.