Blogger werden ist nicht schwer
Berlin (dpa/tmn) - Für den eigenen Blog muss man kein Computer-Freak sein. Wichtigste Voraussetzungen sind Freude am Schreiben, eine Message - und emsige PR-Arbeit für die eigenen Beiträge in sozialen Netzwerken.
Nie war es einfacher als jetzt, sich im Internet mit eigenen Beiträgen an ein großes Publikum zu wenden. Ein echter Blogger zu sein, der fast täglich Botschaften absetzt, scheint hingegen weitaus schwieriger zu sein - davon zeugen Blogs, deren letzter Beitrag schon Monate zurückliegt. Was also ist die Grundvoraussetzung fürs Bloggen? „Man sollte zu seiner Meinung stehen, etwas zu sagen haben und der Ansicht sein, dass man die Kommentierung von Politik und Alltag, Kultur und Leben nicht zwingend den Medien überlassen muss“, antwortet Blog-Experte Oliver Gassner aus Steißlingen in Baden-Württemberg.
Einen Überblick über die „Blogosphäre“ in Deutschland gibt das Portal Blogoscoop.net. Wenn man sich die Tags (Stichworte) zu den dort eingetragenen Blogs anschaut, bekommt man die Rangliste der am meisten behandelten Blog-Themen: An erster Stelle der genannten Tags steht das Internet mit 872 Nennungen. Danach folgen Musik (759), Politik (687), Web 2.0 (581), die Blogs selbst (580), News (494), Fotografie (475) und Medien (371). Beliebte Themen sind außerdem Sport, Lifestyle, Design, Mode und alles rund ums Essen und Kochen.
Technik, Wissenschaft, Alltagserfahrungen und Politik sind einige der Themen, über die der Berliner Jörg Kantel schon seit elf Jahren in seinem Blog Schockwellenreiter.de schreibt. Kürzlich blickte er auf den Start zurück: „Dass ich damit mein Leben verändern würde, daran hatte ich damals natürlich noch nicht gedacht. Und dass ich so lange durchhalten würde und somit als Weblog-Opa in die Geschichte eingehen würde, schon gar nicht.“ Er nennt fünf Voraussetzungen fürs Bloggen: „Spaß am Schreiben, Spaß an der Recherche, eine Message, ein dickes Fell und einen unstillbaren Veröffentlichungsdrang.“
Die technischen Hürden fürs Bloggen sind niedrig. Am einfachsten gelingt der Einstieg mit einem der zahlreichen kostenlosen Internet-Dienste. Bei klassischen Blog-Angeboten wie Wordpress.com, Blogger.com (Google), Xanga.com oder LiveJournal kann man nach der Registrierung sofort loslegen. Hier stehen Fertiglayouts für eigene Texte und Fotos zur Verfügung. Der frischgebackene Blogger bekommt eine Internet-Adresse, Besucher können die Beiträge kommentieren.
Neue Web-Angebote verbinden das Bloggen mit Funktionen sozialer Netzwerke. Bei Posterous zum Beispiel können Beiträge nicht nur per E-Mail auf die Blog-Seite gebracht, sondern auch automatisch an Facebook oder Twitter weitergeleitet werden. Einen etwas anderen Weg geht Tumblr - hier kann man einzelnen Mitgliedern „folgen“ und deren Einträge auf die eigene Tumblr-Seite übernehmen („rebloggen“). Und Storify bündelt Inhalte aus sozialen Netzwerken zu Beiträgen.
Wer ein Blog ganz individuell erstellen will, richtet die Web-Präsenz mit einer selbst gewählten Internet-Adresse auf Server-Speicherplatz ein, der bei einem Web-Hoster gemietet wird. Die Gebühr richtet sich nach Umfang und Ausstattung der Web-Präsenz. Man sollte danach fragen, ob das geplante Blog-System unterstützt wird.
Am weitesten verbreitet ist WordPress, eine Software für das Verwalten von Blogs und anderen Webseiten mit Hilfe einer angeschlossenen Datenbank (MySQL). Das Layout lässt sich beliebig an eigene Wünsche und Vorstellungen anpassen. Dafür gibt es mehr als 1300 Layoutvorlagen (Themes) und mehr als 14 000 Plug-ins - das sind Erweiterungen für bestimmte Funktionen. Allerdings erfordert eine Anpassung einer Standard-WordPress-Installation doch einige Kenntnisse in den Web-Techniken HTML, CSS und nach Möglichkeit auch in der Skriptsprache PHP.
Wer sich nicht auf WordPress festlegen mag, sollte einen Blick auf Serendipity werfen. Hier kann man mit dem Werkzeug Smarty recht einfach eigene Layout-Vorlagen entwerfen. „Serendipity gefällt mir, weil es nach wie vor eine Art Garagensoftware ist, eine Entwicklung aus dem Bastelkeller“, sagt Peter Schmitt, der ein Fan-Blog zum Bundesligaverein Mainz 05 betreibt. „Du hast den engen Kontakt zu den Entwicklern, kannst Wünsche für Änderungen gleich im Forum an die richtige Adresse bringen“.
Richtig Spaß macht Bloggen natürlich vor allem dann, wenn man auch jemanden erreicht. Es sei inzwischen aber schwieriger als früher, eine Stammleserschaft aufzubauen, erklärt Christiane Schulzki-Haddouti, die bei KoopTech über Zusammenarbeit im Netz bloggt. „Das Blog sollte eine klare inhaltliche Ausrichtung haben und für die gedachte Zielgruppe relevante Themen zuverlässig aufgreifen.“
„Diskussionen in Blogs finden nach meiner Erfahrung nur bei brisanten, kontroversen Themen statt - oder dann, wenn man das Blog sehr regelmäßig führt und selbst freudig mitkommentiert“, sagt die Bloggerin. Für den Start sei es gut, über Twitter oder Facebook immer wieder auf die eigenen Beiträge hinzuweisen und sich dort an Diskussionen zu beteiligen. „Wenn man das nicht tut, darf man sich nicht darüber wundern, dass die Leserzahlen stagnieren.“